"Old love never rosts"– der von Bosca korrekt übersetzte Titel des neuen Freunde von Niemand-Releases "Alte Liebe rostet nicht", das soeben von Vega und Bosca auf den Deutschrap-Markt geworfen wurde, schließt eines der wohl spannendsten Interviews, das das noch junge MZEE.com-Magazin bisher zu bieten hat. Aber fangen wir vorne an: Wir baten die beiden sehr gut aufgelegten Rapper aus dem Frankfurter Raum kürzlich zum Gespräch – kurz nach Release der ersten gemeinsamen Platte und kurz vor Bekanntgabe des Charteinstiegs auf Platz vier. Aus dem eigentlich halbstündig geplanten Interview wurden schnell ein paar Stunden, in denen man von den üblichen schlechten Witzen zu politischen Themen überging und einige sehr interessante Statements vom Stapel ließ. So sprachen wir bereits zu Beginn des Interviews über Themen wie "Taten, die man gerne zurücknehmen würde", die Schlüsselfigur von Vegas Karriere sowie den Entstehungsprozess der Platte, gingen über zu miesen Kommentaren im Internet, Social Media-Kanälen und Spotify, um schlussendlich bei aktueller Politik zu landen. Wir erfuhren, ob die deutsche Rapszene "politisch genug" ist, was Vega und Bosca zur aktuellen politischen Situation und der Rolle der Medien in Deutschland zu sagen haben und wie sie die Silversternacht in Köln beurteilen. So sehr wir im Nachhinein versuchten, dem Interview eine erträgliche Länge zu geben, so schwer taten wir uns dabei auch – der festen Überzeugung, das Ganze etwas länger und euch lieber selber wählen zu lassen, welchen Teil ihr gerne lesen möchtet. In diesem Sinne: Nehmt euch ein wenig Zeit, holt euch einen Tee und dann viel Spaß.
MZEE.com: Euer Album beginnt mit einem Zitat, mit dem wir auch gerne in unser Interview einsteigen würden: "Es gibt zwei Sachen, die man nicht zurücknehmen kann: Kugeln, die man abfeuert, und Worte, die man sagt." Gibt es in euren musikalischen Karrieren Entscheidungen, Taten oder Worte, die Ihr im Nachhinein gerne zurücknehmen würdet?
Vega: Unendlich viele. (grinst) Meine Karriere ist geprägt von Taten, die ich gerne zurücknehmen würde. Sagen wir mal so: In den letzten Jahren, gerade auch die Zeit um "Vincent" und "Nero" rum, haben wir uns ja Industie-intern nicht nur Freunde gemacht. Da gab es schon eine Menge Leute, die abgeturnt von uns waren, weil wir ein paar Sachen nicht so geil gemacht haben, nicht so zuverlässig waren und uns stellenweise benommen haben wie die Axt im Wald. Jetzt, aus einer professionelleren Sicht gesehen, wo ich älter und weiser bin, würde ich da einiges anders machen.
Bosca: Bei mir ist es das komplette Gegenteil. Ehrlich gesagt stehe ich nach wie vor zu jedem Schritt meiner Karriere. Da gibt es weder Worte noch Taten, die ich wirklich zurücknehmen würde … Ich bin eigenlich recht zufrieden.
MZEE.com: Und was war die jeweils beste Entscheidung, die ihr je in Bezug auf eure Musik getroffen habt? Oder anders: Ohne welche gravierende Entscheidung, außer vielleicht das Rappen zu lernen, wärt ihr heute nicht an dem Punkt, an dem ihr seid?
Vega: Worauf ich relativ stolz bin, ist, dass ich mich bei allen Aufgaben, die ich zu verteilen hab', immer in meinem Umfeld umschaue und versuche, alles Family-Business-mäßig zu halten. Zum Beispiel, als Bosca damals angefangen hat zu mischen und bei Weitem nicht auf dem Level war, auf dem er jetzt ist. Dass ich ihm damals trotzdem gesagt hab': "Du kannst die Releases machen", und bereit war, Qualitätseinbußen dafür hinzunehmen, indem ich jemanden aufbaue, der mir nahesteht und in meinem Umfeld ist. Und ihm auch die Möglichkeit gebe, an meinen Projekten mit zu wachsen. Dann zum Beispiel die letzten Videos – die hat meine Frau mit ihrem Cousin gedreht. Das waren auch die ersten vier, fünf Videos, die sie gemacht haben. Das sind auf jeden Fall Sachen, auf die ich stolz bin und ich hab' Bock, Leute aus meinem direkten Umfeld aufzubauen und einen eigenen Kreis zu entwickeln. (überlegt) Hat das die Frage ansatzweise beantwortet?
MZEE.com: Du hast eine grundsätzliche Einstellung aufgeführt – kannst du das dennoch auf einen einzelnen Punkt runterbrechen?
Vega: Das ist bei uns natürlich ein krasser Zwiespalt: Ohne Hadi El-Dor wäre ich nicht an dem Punkt, an dem ich jetzt bin. Hadi ist jemand, der mir im ersten Moment sehr, sehr viele Vorteile und danach aber auch Nachteile gebracht hat. Er war auf jeden Fall eine Schlüsselfigur in meiner Karriere.
Bosca: Bei mir zum Beispiel war ein unglaublich wichtiger Punkt, dass ich nach meinem Fachabi, für das ich eine Ausbildung oder ein Praktikum gebraucht hätte, um es abzuschließen, die Entscheidung getroffen hab', bei Emonex ein halbjähriges Praktikum zu machen. Natürlich hätte ich auch die Möglichkeit gehabt, irgendwo einen Bürojob zu machen. Ich hab' aber gesagt: Nee, ich geh' in diese Richtung und mach' ein Praktikum im Studio. Hätte ich das nicht gemacht, wäre auf jeden Fall gar nichts passiert.
Vega: Das Problem bei mir ist, dass ich das schon seit zehn Jahren mache. Mein erstes Release kam 2006. Ich hatte schon viele Meilenstein-Entscheidungen in meinem Leben, die viel verändert haben … Aber wenn ich einen benennen muss, dann war es auf jeden Fall der Moment, als ich bei Buckwheats Music unzufrieden war und mit Seppo nicht mehr klargekommen bin. Der Moment, in dem ich gesagt hab': Ich will mein eigenes Label gründen. Dann hab' ich Butterfly Music gemacht, was dann in den Arsch gegangen ist. Dann hab' ich M8 Musik gemacht, was dann in den Arsch gegangen ist. Und dann hab' ich Freunde von Niemand gemacht.
MZEE.com: Ich würde gerne kurz daran anschließen, dass du eben gesagt hast, Hadi El-Dor sei eine Schlüsselfigur für deine Karriere gewesen. Glaubst du, dass es noch mal jemanden geben kann, der eine so große Rolle in Bezug auf deine Karriere spielt?
Vega: (überlegt) Ich glaube, auf diesem Level wird das nicht mehr passieren. Es kann sein, dass noch mal jemand kommt, der das Ganze auf eine neue Ebene bringt. Aber es wird niemals so krass sein wie dieser Sprung damals: von gar nichts zu Top 5 in den Charts. Das war einfach so ein krasser Umschwung. Es kann natürlich sein – auch wenn es mich wundern würde –, dass jemand kommt, der so ein Mastermind ist, sodass ich auf einmal 100 000 CDs verkaufe. Aber ich glaube, es wäre nie so krass, wie es damals war.
MZEE.com: Apropos "Punkt, an dem ihr heute seid": Vor Kurzem habt ihr euer erstes gemeinsames Album namens "Alte Liebe rostet nicht" releast. Welche Gefühle haben grundsätzlich die Entstehung der Platte begleitet?
Bosca: Die ersten Gefühle waren bei mir auf jeden Fall Angst, das ging dann über in Euphorie und zwischenzeitlich Trauer … ging über in Glück und zuletzt Ungewissheit.
Vega: Was?! Wegen was hast du denn getrauert?!
Bosca: Na, das hatte mit dem Album jetzt nichts zu tun. Eher im privaten Sinne, als dass es jetzt einen Bezug zum Album hatte.
MZEE.com: Ich dachte schon, du warst traurig, weil du mit diesem Vega 'ne Platte aufnehmen musstest. (alle lachen)
Bosca: Nee, nee. Auf gar keinen Fall! Die Gefühle, die ich jetzt beschrieben hab', waren eher eine Mischung aus "auf das Album bezogen" und privat; sie hatten aber trotzdem einen Einfluss auf mich. Natürlich hatte ich die ganze Zeit ober Bock, an dem Album zu arbeiten, das ist vollkommen klar. Die privaten Gefühle sind aber für das Album viel wichtiger, weil sie ja auch Einfluss auf meine Musik haben.
Vega: Bei mir war es so: Ich hatte am Anfang eine gewisse Vorfreude und Gelassenheit, aber auch eine Art Euphorie. Und zum Ende hin ist alles sehr stressig geworden, weil ich in der Release- und Promophase sehr eingespannt war. Ansonsten natürlich obergeil, eines meiner Lieblingsalben. Eigentlich ist es vom Gesamtwerk her, mit den Videos und allem drum und dran, mein Lieblingsalbum. Nicht vom musikalischen Werk an sich, sondern das gesamte Produkt. Wie es grafisch umgesetzt wurde, das Cover, die Videos, der Sound … die Art und Weise, wie daran gearbeitet wurde, und die bevorstehende Tour.
MZEE.com: Wie muss man sich denn die Zusammenarbeit von zwei Künstlern vorstellen, die die Karriere des anderen schon seit Jahren begleitet haben? Weiß man von Grund auf, wie der andere tickt, sodass alles reibungslos abläuft?
Bosca: Es war schon anders als sonst. Vor allem, weil meine Herangehensweise auf jeden Fall eine andere ist als die von Vega. Ich bin auf jeden Fall einen Tick experimentierfreudiger und leichter zufriedenzustellen. Ich bin happy mit dem, was schon mal gemacht wurde, und denke mir: Cool, mal ein bisschen Drüberhören. Und der V ist schon über-kritisch. Er war die halbe Produktionszeit sehr unzufrieden mit der Musik. Das kann man, glaube ich, jetzt auch schon mal sagen. Er war sich auf jeden Fall nicht so sicher, ob das jetzt wirklich so ist, wie er es sich vorgestellt hat. Aber für mich war es die ganze Zeit so. Ich war mir sicher und hab' gesagt: "Wart mal ab, Alter. Das wird gut!" Es gab auf jeden Fall schon Diskrepanzen zwischen uns in dieser Schaffensphase.
MZEE.com: Habt ihr euch gegenseitig beeinflusst, was eure Texte angeht? Lasst ihr euch grundsätzlich freie Hand oder ändert ihr stellenweise Texte, die der andere kritisiert?
Bosca: Ich sag' mal so – wenn mir was nicht gefallen hat, dann hab' ich schon gesagt: "Ganz ehrlich, da komm' ich nicht mit klar! Das werd' ich einfach nicht fertigbringen." Und auf der anderen Seite war es auch so, dass er Sachen von mir gehört und gesagt hat: "Ey, ich feier' das nicht!"
MZEE.com: Was passiert dann damit?
Bosca: Na ja, das schmoddert auf unserem Rechner rum.
MZEE.com: Das heißt: Was einer nicht gut findet, kommt nicht auf die Platte.
Bosca: Zumindest nicht auf diese. (lacht) Es gibt angefangene Sachen, die auf jeden Fall stark sind und bei denen man denkt: "Okay, die mache ich auf jeden Fall alleine fertig!" Deshalb gibt es übrigens auch einen Solosong von mir auf der Platte. Weil er gesagt hat: "Das ist nicht so mein Ding." Und der Rest wird halt weggeschmissen.
MZEE.com: Schreibt ihr auch gemeinsam an Texten, zum Beispiel an Hooks?
Vega: Ja, an den Hooks haben wir eigentlich immer zusammen geschrieben. Wobei Bosca dieses Mal auch ein paar Hooks ganz allein geschrieben hat. Dass er und ich aber an einem Part zusammen geschrieben haben, gab es nur bei dem Track, bei dem wir die ganze Zeit abwechselnd rappen. Ansonsten schreibt er nicht in meinem Part rum und ich nicht in seinem. Das ist für mich aber auch ein komplettes Unding – ich kann gar nicht verstehen, dass irgendjemand sowas macht.
MZEE.com: Es gibt Leute, die machen Kollabo-Alben und der eine schreibt alle Texte. (alle lachen)
Bosca: Wo gibt's denn das?! (grinst)
Vega: Da gibt es Leute, die machen keine Kollabo-Alben und ein anderer schreibt alle Texte.
Bosca: Es gibt Leute, die dissen auf ihren eigenen Alben die Leute, die auf dem Album gefeaturet sind und alle Texte geschrieben haben. (alle lachen) Es gibt sehr lustige Leute.
MZEE.com: Hattet ihr grundsätzlich das Gefühl, Kompromisse eingehen zu müssen, um eine gemeinsame Platte machen zu können?
Bosca: Absolut. Es gibt ja Leute, die der Meinung sind, dass unsere Sachen eh alle gleich klingen. Aber man hat anfangs stark gemerkt, dass man Kompromisse eingehen muss. Zwei der drei Videosingles sind auf jeden Fall Kompromisse. Bei beiden war es so, dass ich den Beat nicht gewählt hätte, weil ich dachte, ich krieg' den Part darauf nicht so stark hin. Und V hat dann vorgelegt und es musste fertig werden. Also musste ich den Kompromiss eingehen und mich drauf einlassen. Und umgekehrt gab es das auf jeden Fall genauso.
MZEE.com: Apropos "eure Sachen klingen alle gleich". Ich erinnere mich an Zeiten, in denen es den Hörern auf Featuretracks von euch schwer fiel, eure Stimmen auseinanderzuhalten. Nun habt ihr kürzlich gesagt, dass ihr für das Album einen guten Mittelweg zwischen euren Stilrichtungen gefunden habt. Was ist denn der Unterschied zwischen typischem Vega- und typischem Bosca-Sound?
Bosca: Mein Sound ist etwas euphorischer und deutlicher treibender. Ich glaube auch, ein kleines Stück positiver. Und Vegas Sound ist viel sphärischer, mächtiger, größer und häufig deutlich trauriger. Und dass wir uns stimmlich ähnlich anhören, ist natürlich eine Tatsache. Auf dem Album hört man ja meine Range von "ganz schnell und hoch" bis zu "sehr langsam und tief". Und das ist halt nun mal, wie meine Stimme klingt. Und wenn die sich ähnlich anhört wie Vegas, der auch diese Range hat, was willst du dann machen?!
Vega: Wir klingen ähnlich – wie früher auch Bushido und Fler auf "Carlo Cokxxx Nutten". Das Problem ist, wenn man eine ähnliche Stimmfarbe hat und einen ähnlichen Wortschatz benutzt, bekommt man schnell die Problematik, die wir haben. Aber ich sag' mal so: Es gibt ja Schlimmeres für Bosca, als mit einem der besten Rapper der Welt verglichen zu werden. (alle lachen) Aber wenn man sagt, Bosca und ich klingen gleich, müsste man eigentlich auch sagen: Xatar, SSIO, Plusmacher und Schwesta Ewa klingen gleich. Weil sie alle die gleichen Beats benutzen, einen ähnlichen Flow und denselben Wortschatz haben. Das ist genau das, was Bosca und ich machen. Nur mit dem Unterschied, dass sie alle andere Stimmfarben haben. Und Boscas und meine Stimmen sind halt sehr ähnlich.
MZEE.com: Witzigerweise kann man ja Rapper in Deutschland oft einem Camp zuordnen, wenn man mal gehört hat, wie sie rappen. Wenn du einen Track von einem unbekannten Rapper von den Azzlackz hörst, weißt du als Rapkenner sehr sicher, wo er hingehört. Ich finde diese Alleinstellungsmerkmale der einzelnen Camps eigentlich sehr cool.
Bosca: Natürlich. Ich würde gerne noch mal was zu dem Thema davor sagen – dass die Leute finden, dass wir gleich klingen: Es gibt auch Leute, die haten einfach gern. Die gucken sich zum Beispiel unser Video an. Meistens stört sie dann schon, dass dieses Video existiert und sie kein Video haben. Dann müssen sie irgendwas schreiben, um das für sich selber schlecht zu reden. Und wenn die Mucke dann gut ist und sie nichts dagegen sagen können und gegen die Beats auch nicht, weil die Beats auch gut sind, und sie dann nicht mal mehr schreiben können, dass der Vega fett ist, weil er nicht mehr fett ist, dann müssen sie halt sagen: "Ja, die Stimmen, die klingen echt voll ähnlich."
MZEE.com: Apropos "haten und fett". Stimmt es, dass Leute sich, nachdem du abgenommen hast, darüber "beschwert" haben, dass du nicht mehr dick bist?
Vega: Ich glaube, sie waren ein bisschen auf dem sarkastischen Film, so: "Öh, der ist ja gar nicht mehr fett, ist ja langweilig, jetzt wissen wir nicht mehr, was wir sagen sollen." Aber für mich ist das Thema langsam echt anstrengend. Ich war natürlich krass fett, das steht außer Frage. Und ich war auch gar nicht mal so hübsch. Aber es war anstrengend, wenn ich Musik rausgebracht hab', die emotional so wichtig war. Für mich selber und, ich glaube, auch für andere Leute. Vielleicht überschätze ich mich da auch. Aber ich meine halt, dass meine Musik für junge Leute in Deutschland einfach wichtig ist. Und ich glaub', dass es viele Künstler gibt, bei denen das nicht so ist. Klingt jetzt vielleicht auch arrogant. Auf jeden Fall fand ich es dann sehr mühsam, wenn Leute nur geschrieben haben: "Boah, der ist fett", und: "Der Fettsack."
MZEE.com: Kommen wir mal auf den Inhalt der Platte zu sprechen. Was ist in euren Augen inhaltlich der wichtigste Track von "Alte Liebe rostet nicht"?
Bosca: "Alle Kameras an". Aus dem Grund, dass er optimal ins aktuelle Zeitgeschehen passt. Noch optimaler als damals, als er geschrieben wurde. Sogar eigentlich ein bisschen zukunftsweisend. Aus dem Grund, dass da Themen angesprochen und meiner Meinung nach sehr auf den Punkt gebracht werden, die momentan wichtiger sind denn je.
MZEE.com: Und was ist euer jeweiliger Lieblingstrack?
Vega: "MoselXKaiser" auf jeden Fall.
Bosca: Bei mir ist es "Mit oder gegen uns". Irgendwie mag ich das Feeling von dem Song extrem krass.
MZEE.com: Gehen wir mal weg von eurem Album hin zu anderen aktuellen Platten. Wenn man eure Social Media-Kanäle beobachtet, sieht man, dass ihr viele Deutschrap-Alben kauft und dann Album und Kassenzettel in die Kamera haltet. Wollt ihr generell die Szene supporten oder kauft ihr nur Platten von Leuten, die ihr persönlich oder musikalisch feiert?
Vega: Ohne übertreiben zu wollen, glaube ich ehrlich gesagt, dass ich der Grund dafür bin, dass alle anderen deutschen Rapper das jetzt auch machen. Ich hab' das auf jeden Fall schon gemacht, als andere Leute das noch nicht gemacht haben. Wobei es mir einfach wichtig ist, genau das den Leuten vorzuleben und ihnen die Wertigkeit einer CD näherzubringen. Ich kaufe mir oft auch CDs von Künstlern, die ich gar nicht mal so krass feier'. Weil ich es mir einfach kaufen muss, wenn ich es hören will. Das ist für mich die logische Konsequenz. Wenn ich von einem Album vorher drei Singles gehört hab', die ich komplett Schmutz fand, dann kauf' ich das Album natürlich auch nicht. Aber wenn mich die Musik so neugierig gemacht hat, dass ich mir die Platte mal komplett anhören möchte, dann schon. Ich finde, es ist einfach wichtig, dass man den Leuten zeigt, wie wertvoll Musik ist. Ich habe auch oft gelesen, dass Leute jetzt geschrieben haben: "Ja, elf, zwölf Songs für 17 Euro – das ist schon sehr teuer und lohnt sich nicht." Aber du musst dir einfach mal überlegen: Die Leute geben bei Mc Donald's 13 Euro aus, um sich mit irgendeiner Gülle vollzustopfen, die ihren Körper vergiftet. Und auf der anderen Seite beschweren sie sich, 17 Euro für ein Stück Musik auszugeben, wo eine komplette, kleine Maschinerie manchmal zwei Jahre dran gearbeitet hat, sich den Kopf darüber zerbrochen und nachts wachgelegen hat für Ideen, für ein Album … Wo richtige Künstler am Start waren beim Artwork und den Videos. Und das einen im besten Fall vielleicht ein, zwei Jahre begleitet. Das hört sich jetzt vielleicht behindert an, aber: Wenn ein Album am Ende des Tages gut ist, wäre es meiner Meinung nach auch nicht viel, wenn es hundert Euro kostet. Wenn ich das Moses-Album "Geteiltes Leid 3" jetzt so kennen würde, wie ich es kenne, und man mir sagen würde: "Du musst 130 Euro dafür zahlen" – ich schwör' dir, ich würde 130 Euro dafür bezahlen. Weil es das vollkommen wert ist.
MZEE.com: Das Problem ist aber, dass nicht jeder Mensch, der vielleicht 15 Jahre alt ist und von seinem Taschengeld lebt, sich noch Musik leisten könnte, wenn Alben 130 Euro kosten.
Vega: Aber 15-Jährige können sich auch für 130 Euro im Monat Weed und Schnaps kaufen.
MZEE.com: (lacht) Alle. Die machen das alle.
Bosca: Na ja, aber die schreiben ja auch nicht: "Oh fuck, ich bin todesbroke, ich kann es mir nicht leisten, weil ich mir nicht mal was zu Essen kaufen kann." Die Leute, die sich beschweren, die machen mir meistens nicht den Eindruck, dass sie zu wenig Geld haben. Das ist auch was anderes. Wenn jemand wirklich keine Patte hat, soll er sich das scheiß Album illegal runterladen. Oder sich Spotify holen und es da einfach mit ein bisschen Werbung dazwischen hören. Da kriegt der Künstler wenigstens noch was. Aber ansonsten sehe ich das genauso wie V, dass es krass ist, wie wenig Wertigkeit die Leute darin sehen. Außerdem will ich nicht wissen, wie viel Geld die Leute für Schuhe ausgeben, die bei Weitem nach drei Monaten nicht mehr so schön sind wie am Anfang und nach einem Jahr weggeschmissen werden. Die Alben, die ich mir in meiner Jugend geholt hab', hab' ich heute noch im Schrank und kann sie holen, wenn ich mal wieder Bock hab' auf den Flash. Sowas gibt mir kein anderer Gebrauchsgegenstand.
Vega: Das mit Spotify sehe ich übrigens nicht so wie Bosca.
MZEE.com: Darauf wollte ich auch noch hinaus. Wie geht ihr denn damit um, wenn Leute sich das Ganze auf Spotify anhören und ihr bekommt 0,003 Cent oder so?!
Bosca: Mir ist die Version natürlich lieber, als wenn Leute sich das für 0,0 Euro runterladen und ich 0,0 Euro bekomme. Insgesamt haben die Leute da leider eine falsche Vorstellung von. Ich checke manchmal auch Alben auf die Schnelle bei Spotify, wenn ich sie mir eh gekauft habe. Wir haben heute in der Stadt einen Jungen getroffen, der wollte ein Foto haben. Und wir meinten: "Und, auch schon Album gecheckt?" Und er meinte: "Ja ja, schon bei Spotify geholt!" (lacht) Das ist natürlich so ein Marketingding. Die Plattformen zeigen nach außen hin, dass sie den Künstlern was Gutes tun. Aber die Ausschüttungen, die betrieben werden, die sind das Problem. Nicht die Plattformen an sich.
Vega: Richtig. An und für sich ist das alles schön und gut. Aber es müssen auf jeden Fall moderate Verteilungsschlüssel gefunden werden. Vielleicht muss das Ganze teurer werden im monatlichen Gebrauch. Statt 10 Euro 30 Euro. Und dann muss mehr Geld an die Künstler verteilt werden.
MZEE.com: Kommen wir zurück zum Albenkauf. Welche Alben haben euch denn im vergangenen Jahr so richtig beeindruckt?
Bosca: Ehrlich gesagt nicht viel. Vielleicht noch das Yelawolf-Album, bei dem ich ein paar Flashs gekriegt hab'. Aber als ganzes Album muss ich ehrlich sagen, dass es letztes Jahr nichts gab, was mich wirklich geflasht hat.
Vega: Ich fand das Blut & Kasse-Album gut. Aber dass ich einen Überflash gekriegt hab' wie früher, das war das letzte Mal bei Moses. Dem Sido-Album konnte ich ein paar gute Dinger abgewinnen. Aber es gab nichts, was mich so richtig umgehauen hat.
Bosca: Es kommt meiner Meinung nach dazu, dass die Qualität der Deutschrap-Alben in den letzten Jahren rapide abgenommen hat. Vielleicht haben die Leute deswegen auch so ein komisches Empfinden dazu. Weil sie meistens ein Album mit 16 Songs bekommen, von denen man sechs erst mal gnadenlos nach zwei Sekunden wegskippt. Ist ja klar, dass die Werigkeit dann verloren geht.
MZEE.com: Wo wir gerade schon von anderen Rappern sprechen … Auf einigen Songs von "Alte Liebe rostet nicht" hört man Zeilen wie "Die PEGIDA bekommt aufs Maul“ oder "FFM bleibt nazifrei" – in Hinblick auf die Diskussionen der letzten Zeit würden wir gerne wissen, ob die deutsche Rapszene in euren Augen politisch genug ist.
Bosca: Meiner Meinung nach ist die Deutschrapszene einfach pseudopolitisch. Erstens mal: politisch genug? Auf jeden Fall: Nein. Wenn ich sehe, dass Rapper politisch werden, findet das meistens im Zuge ihrer Albumpromotion statt und endet dann auch wieder ganz schnell, nachdem das Album draußen ist. Und zweitens: Es ist dieses typisch Pressepolitische, dem gefolgt wird. Es ist dieses Schwarz-Weiß-Gemale – es gibt Schwarz und es gibt Weiß. Aber dass wirklich hinterfragt wird und man Themen angeht, passiert meiner Meinung nach nicht. Es gibt aber auch kaum Leute, denen ich das zutraue und von denen ich das erwarte. Und es gibt eine Menge Leute, bei denen ich eher froh bin, dass sie so unpolitisch bleiben.
Vega: Ich sehe es genauso wie Bosca, dass deutscher Rap viel zu unpolitisch ist. Was aber damit zusammenhängt, dass die Leute generell uninformiert sind und keine Meinung haben. Wenn du eine Meinung hast, bist du ja automatisch politisch. Aber viele scheren sich einen Teufel drum und werden dann natürlich auch unpolitisch in ihren Songs.
MZEE.com: Ein Track, der in diesem Kontext in den letzten Wochen immer wieder diskutiert wurde, ist "Walther" von Absztrakkt. Habt ihr euch den Track denn angehört?
Vega: Nein, aber ein Freund hat mir heute Morgen davon erzählt. Generell muss man sagen, dass die Leute in Deutschland bei gewissen Themen oft sehr überempfindlich sind. Ich finde, man muss sehr vorsichtig sein, wobei wir gerade in Frankfurt einen gewissen Sarkasmus haben und vermutlich nicht alles, was wir sagen, immer übertrieben politisch korrekt ist. Wenn man meine Musik hört, könnte man mir auch frauenfeindliche Sachen vorwerfen, obwohl ich überhaupt nicht frauenfeindlich bin. Aber ich sag' trotzdem die ganze Zeit "Fotze" und sowas. Die Leute wollen mich auch die ganze Zeit in ein Anti-Homosexualitäts-Lager stecken, obwohl ich überhaupt nicht so denke. Ich würde heute aber auch gewisse Sachen nicht mehr so sagen wie früher, weil ich weiß, was das für Reaktionen hervorruft – und ich das für mein Dasein als Künstler nicht haben möchte. Ich denke, wie gesagt, dass man nicht alles so überempfindlich sehen darf. Aber ich muss mir den Song auf jeden Fall mal anhören.
MZEE.com: Denkt ihr, dass viele deutsche Rapper auch deshalb keine eindeutige politische Haltung einnehmen, weil sie Angst haben, ihre Fans damit vor den Kopf zu stoßen?
Bosca: Ehrlich gesagt glaube ich einfach, dass viele sich darum einfach gar nicht scheren. Sondern, dass sich die meisten deutschen Rapper, besonders die erfolgreichen, am meisten darum scheren, wie sie noch mehr Geld machen können.
MZEE.com: Das ist ganz schön traurig, ehrlich gesagt.
Bosca: Natürlich ist das traurig. Wobei, was heißt "traurig"?! Ich denk' mir immer, das ist sowieso das, was unser ganzes "Freunde von Niemand"-Ding verfolgt. Auch wenn man sich selber immer wieder erwischt, wie man in der Woche nach Relase die Trendcharts verfolgt, obwohl es eigentlich egal sein sollte, weil das dem Album nicht zugutekommt. Oder mit der Musik nichts zu tun hat. Aber insgesamt ist das Einzige, was man tun kann, sich davon abgrenzen und man selber zu sein, die anderen sein lassen.
Vega: Es ist grundsätzlich wichtig, dass Rap und HipHop als Kultur eine Meinung hat und zum Nachdenken anstößt. Und auch kritisch ist. Auch selbstkritisch ist. Das Problem ist, das ein Großteil der Thematiken unter den vielleicht fünfzehn erfolgreichsten Rappern damit rein gar nichts mehr zu tun hat. Es geht um Straßensachen, Rumprollerei, Geld und sowas. Worum es bei uns ja bis zu einem gewissen Teil auch geht. Wir haben halt glücklicherweise noch diesen Gegenpol. Wir haben auch "AntiCops" rausgebracht, der ein Battlerapsong ist mit 'ner Straßenattitude, auf dem wir auch mal sinnlosere Sachen sagen. Aber wenn man sich das Album anhört, dann kriegt man auch die andere Faccette ab. Und das fehlt leider vielen anderen erfolgreichen Rappern. (überlegt) Eigentlich allen. Bis auf denen, die ich nicht mag. So wie zum Beispiel … Fatoni. (lacht) Ich glaub', der macht sowas auch. Nein, K.I.Z macht das auch sehr krass.
Bosca: Die sind zum Beispiel sehr wichtig. Aber das Problem ist, dass sie zum Teil so massenkompatibel sind, dass es die Leute teilweise schon wieder nicht mehr checken. Aber das ist natürlich nicht die Schuld von K.I.Z. Grundsätzlich kommt auch dazu, dass wir mit der Mucke von vielen anderen einfach gar nichts anfangen können.
MZEE.com: Und wie nehmt ihr momentan – abseits der Deutschrapszene – die viel diskutierte, politische Situation in Deutschland wahr? Hat euer persönliches Interesse an tagesaktueller Politik im letzten Jahr zugenommen?
Bosca: Bei mir hat das Interesse auf jeden Fall extrem zugenommen. Ich lese sehr viel und bin interessiert. Aber ich geb' keine große Meinung dazu ab, wie man auf Facebook zum Beispiel sieht. Das ist etwas, was ich eh nicht beeinflussen kann, was mich bis jetzt auch in keinster Form beeinflusst hat. Und deshalb nehme ich das einfach erstmal so hin.
Vega: (lacht) Eben zwei Stunden darüber reden, wie wichtig es ist, dass man eine Meinung hat und dann einfach sagen: "Mir ist das eigentlich scheißegal, ich nehm' das alles so hin."
Bosca: Nee, nee, nee. Es gibt Dinge, zu denen hab' ich 'ne Meinung und die tu' ich dann auch kund. Und es gibt Dinge, zu denen hab' ich nicht unbedingt 'ne Meinung, weil sie mich einfach nicht betreffen … und dann halte ich mich dazu auch bedeckt. (überlegt) Welche aktuelle politische Lage meint ihr eigentlich genau?!
MZEE.com: Die Lage in Deutschland, zum Beispiel die Flüchtli …
Bosca: (unterbricht) Die Terrorgefahr? Das Flüchtlingsaufkommen? …
MZEE.com: Das sind ja alles Themen, die Zusammenhänge haben. Waffenexporte, Kriege, Terror, Flüchtlinge – das ist ja nahezu ein Thema, wenn man so will.
Vega: Eigentlich ist das nicht ein Thema, sondern wird von den Medien zu einem Thema gemacht – das ist die Problematik. Die Flüchtlinge haben mit der Terrorgefahr schlicht und ergreifend gar nichts zu tun. Aber die Medien möchten das so verkaufen, um einfach Panik zu machen.
MZEE.com: Ich glaube, du verstehst das gerade ein bisschen falsch. Natürlich geht die Terrorgefahr nicht von Flüchtlingen aus. Sondern unter anderem von den Leuten, vor denen auch Flüchtlinge flüchten.
Bosca: Zumindest die Flüchtlinge aus Syrien.
Vega: Das Problem ist doch auch, dass die Medien das alles krass verdrehen und Hektik machen. Die Leute haben Angst vor Terroranschlägen, weil Flüchtlinge kommen, was komplett absurd ist. Weil die genauso wenig mit Terroranschlägen zu tun haben, wie sie mit der Geschichte in Köln zu tun haben. Da machen irgendwelche Handtaschendiebe, irgendwelche Gangs ihre Versammlungen, wie es sie überall in Europa gibt. Das gab es auch in Stockholm und Paris. Vielleicht nicht in diesem Ausmaß, wie das jetzt in Köln war, dass sich tausend Leute getroffen haben. Aber es gab immer schon mal 100er-, 200er-Gruppen, die Leute abziehen. Natürlich wird das auch von Banden genutzt, dass hier gerade in Deutschland wegen den Flüchtlingsgeschichten Tohuwabohu ist. Und natürlich nutzen welche auch den Flüchtlingsstrom, um dann nach Deutschland zu kommen und Leute abzuziehen. Das alles ist auf jeden Fall ein sehr tiefes Thema, bei dem man echt informiert sein muss. Glücklicherweise habe ich ein, zwei Leute, von denen ich viele Informationen bekomme – unter anderem auch unseren Labelmanager Andy, der sehr belesen und informiert ist.
Bosca: Ich möchte noch mal was zu meiner Aussage von eben sagen. Der V hat natürlich schon recht, dass das jetzt von mir ein bisschen gegensätzlich klang. Also, zum Thema: "Was sagst du zur politischen Lage?" – wenn wir das jetzt mal auf die ankommenden Flüchtlinge beziehen. Die Leute erwarten immer von einem, dass man beantwortet, ob das jetzt gut oder schlecht ist, dass Flüchtlinge kommen. Ich denke, dass man das aktuell überhaupt nicht sagen kann. Man weiß es einfach nicht. Das wird sich irgendwann schon zeigen, ob das jetzt gut oder schlecht war. Aber das kann man jetzt einfach nicht sagen. Jetzt ist es so und man muss das so hinnehmen. Wie gesagt: Mich betrifft das auch einfach gar nicht. Und das war auch das, was ich vorhin meinte mit der Schwarz-Weiß-Malerei. Die Leute wollen immer, dass man entweder sagt: "Scheiß Flüchtlinge, die sollen alle bleiben, wo sie sind!", oder das komplette Gegenteil: "Alle her, alle her, alles super!" Aber es ist doch einfach so, dass es sich im Laufe der Jahre zeigen wird, wie sich das entwickelt. Und ob sich dadurch für das zwischenmenschliche Leben etwas Positives entwickelt oder eben nicht.
MZEE.com: Wie ergeht es euch denn im Zuge der politischen Thematik momentan in sozialen Netzwerken? Gruselt es euch auch manchmal vor den ganzen Statements und Kommentaren, die stellenweise rausposaunt werden?
Bosca: Auf jeden Fall. Mich gruselt es ehrlich gesagt auch vor der Meinung von vielen Leuten, weil so viel Schwachsinn dabei ist und jeder auch noch seinen Scheiß dazu abgeben kann. Und weil mir auch die Thematiken langsam total auf die Nerven gehen, weil alles voll davon ist. Du sitzt beim Essen im Restaurant und hörst Leute nebenan irgendeinen Mist von sich geben, weil jeder meint, dass er gerade mitreden müsste.
Vega: Bei mir ist es soweit gegangen, dass ich Leute bei Facebook gelöscht hab'. Da gab es echt schlimme, unreflektierte und dumme Leute.
Bosca: Dumm waren die Leute schon immer, sie hatten früher nur nicht die Möglichkeit, ihre Dummheit so in die Welt hinauszutragen. Von den intelligentesten Leute, die ich kenne, die die differenziertesten Meinung abgeben, habe ich übrigens bisher nicht einen einzigen Kommentar online gesehen.
Vega: In drei Bundesländern gab es doch jetzt diese Hochrechnung, wonach die AfD um die 14 Prozent hatte. Das ist auf jeden Fall keine gute Entwicklung. Die Leute sollten sich echt überlegen, ob sie das haben wollen.
MZEE.com: Wurdet ihr bisher eigentlich in keinem anderen Interview zu politischen Themen befragt?
Bosca: Wir wurden ehrlich gesagt bisher sehr spärlich befragt. Meistens nicht sehr tiefgehend, aber das liegt, glaube ich, daran, dass das politische Interesse in dieser Szene so gering ist. Und man lieber auf Plattitüden aus ist als auf ernsthafte Gespräche.
MZEE.com: Kommen wir mal kurz auf das allgemeine Thema "Kunst" zu sprechen. Wenn man sich eure Instagram-Profile und Videos mal anschaut, sieht man, dass ihr in den letzten Monaten viel auf Reisen wart. Seid ihr an anderen Formen von Kunst außerhalb der Rapszene interessiert und guckt euch vielleicht auch im Urlaub mal die ein oder andere Kirche oder ein Museum an?
Vega: Auf jeden Fall. Wir haben im Urlaub jetzt allerdings kein Museum besucht. Das letzte Museum, das ich besucht habe, war lustigerweise das Naturkundemuseum in Wien. Das habe ich mit Prinz Pi besucht, als er, RAF und ich das Video zu "Schwarze Sonne" vom RAF-Album damals gedreht haben … Lustig, dass du das eben genannt hast, denn für diese Kirchen-Geschichte interessiere ich mich auf jeden Fall. Als ich in Rom war … ach, das stimmt ja gar nicht! Das letzte Museum, in dem ich war, war das Vatikan-Museum. Ansonsten war ich jetzt auch im Colosseum. Und in der Sacre Coeur in Paris. Außerdem war ich viel in Bangkok in den Tempeln unterwegs. Ich weiß nicht, ob man das Kunst nennen kann. Aber natürlich gibt es viel Decken-, Glaskunst und sowas in Kirchen und Tempeln. (überlegt) Also, dass ich mal in ein Museum gegangen bin, in dem wirklich nur Bilder hängen – das hab' ich noch nicht gemacht. Ich glaube, Bosca und ich feiern auch eher Streetart-Sachen und sowas.
Bosca: Ja … Für mich ist der Flair einer Stadt beim Reisen viel wichtiger. Ein bisschen das Gefühl der Stadt, der Leute und der Umgebung aufzusaugen. Ich persönlich bin auch eher so ein Landschafts-Hopper. Wenn ich irgendwo neu bin, dann versuche ich meistens, mir einen Platz zu suchen, von dem aus ich eine geile Aussicht hab'. Das mag ich einfach übertrieben gerne. Diese kulturellen Geschichten, Kirchen und Museen besichtigen, da hab' ich irgendwie 'nen Knacks abgekriegt durch Urlaube mit meinen Eltern. Das ist irgendwie gar nicht mein Film. Aber ich mag schöne Plätze übertrieben gern.
MZEE.com: Zu guter Letzt würde ich gerne wissen, wie es um euren Freund Face steht. Soweit ich es online mitbekommen habe, sitzt er seit Längerem an neuer Musik. Könnt ihr mehr dazu sagen?
Bosca: Er versucht auf jeden Fall, hier und da ein Lied zu machen. Ob daraus ein Projekt wird? Das weiß, glaub' ich, nur der liebe Herrgott.
Vega: Ich glaube, er hat schon sechs, sieben Songs gemacht. Er hat aber gar nicht im Hinterkopf, ob er was damit machen will, sondern macht das einfach ohne Druck, weil er Bock drauf hat. Er ist auf jeden Fall generell am Muckemachen.
Bosca: Und er ist auf jeden Fall wieder mehr denn je in unseren Kreisen unterwegs. Wir hoffen natürlich nach wie vor, dass das irgendwann unweigerlich dazu führt, dass da doch noch eine Platte kommt.
MZEE.com: Das war's auch schon mit dem viel zu langen Interview. (grinst) Wie immer dürft ihr zum Ende gerne sagen, was ihr noch zu sagen habt.
Vega: Ich würd' sagen: Ich danke auf jeden Fall jedem, der sich das alles bis zum Schluss durchgelesen hat … (grinst) Und bereit ist, ein Interview zu lesen, das thematisch vielleicht ein bisschen härtere Kost ist. Und ich danke euch, dass ihr solche Interviews führt. Und wer noch nicht in "Alte Liebe rostet nicht" reingehört hat, der sollte das auf jeden Fall mal tun.
Bosca: Old love never rosts.
(Florence Bader & Fabian Thomas)
(Fotos von Kevlic Winehouse)