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Kritik

Scarf Face & Joe Space – Nollywood

"Du hast viel gese­hen, viel gehört – aber nie den Sinn ver­stan­den." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu Scarf Face & Joe Spaces aktu­el­lem Release "Nol­ly­wood" aus den Rei­hen der MZEE.com-Redaktion.

Du hast viel gese­hen, viel gehört – aber nie den Sinn verstanden.

Es gibt so viel ober­fläch­li­che Rap­mu­sik da drau­ßen. Von Zeit zu Zeit lechzt man als Hörer nach etwas mit mehr Bedeu­tung. Kunst mit Sub­stanz. In den Charts sucht man danach meist ver­ge­bens – wie­so also nicht das Glück im Unter­grund ver­su­chen? "Du kannst Nol­ly­wood nicht ver­ste­hen – du kannst nur Nol­ly­wood sein. Bist du Nol­ly­wood oder nicht?" heißt es in der Beschrei­bung von Scarf Face & Joe Spaces Album. Reich­lich mys­te­ri­ös, aber auch viel­ver­spre­chend. Fin­de ich hier die ersehn­te Abwechslung?

Schein­bar ja. Tat­säch­lich ist "Nol­ly­wood" bis oben hin voll­ge­packt mit lite­ra­ri­schen, mytho­lo­gi­schen, geschicht­li­chen und poli­ti­schen Quer­ver­wei­sen jeg­li­cher Art, sodass einem schon nach kur­zem Zuhö­ren das Hirn qualmt. Hin­zu kom­men aus­ge­klü­gel­te sprach­li­che Bil­der und ver­siert vor­ge­tra­ge­ne Reim­ket­ten, die den lyri­schen Unter­bau der Plat­te zusätz­lich stär­ken. Doch scheint der vor­ran­gi­ge Anspruch des Albums der Vibe zu sein. Du brauchst "Nol­ly­wood" nicht zu ver­ste­hen – wenn Scarf Face & Joe Space ihre quer­ge­dach­ten Parts läs­sig vor­tra­gen, wird man auto­ma­tisch mit­ge­ris­sen. Leicht­fü­ßi­ge Samples der auf Old­school getrimm­ten Beats umschmei­cheln die geschmei­di­gen Stim­men der Rap­per. So hört sich jeder Song trotz des ver­kopf­ten Inhalts unauf­ge­regt und gechillt an. Aller­dings las­sen sich hier auch die Schwä­chen von "Nol­ly­wood" erken­nen. Auf Album­län­ge lang­wei­len die immer glei­chen smoot­hen Vor­trags­wei­sen von Scarf Face & Joe Space zuse­hends. Dadurch ver­liert der Vibe mit der Zeit sei­ne Wir­kung und man stößt sich als Hörer immer öfter an den ver­kapp­ten Texten.

So bekommt das Album eini­ge unan­ge­neh­me Län­gen, die das ansons­ten stim­mi­ge Gesamt­bild trü­ben. Den­noch gelingt Scarf Face & Joe Space mit "Nol­ly­wood" eine durch­aus run­de Plat­te. Fans von boden­stän­di­gem Oldschool-​Sound kom­men hier eben­so auf ihre Kos­ten wie klu­ge Köp­fe auf der Suche nach Lyrics mit einem gewis­sen Anspruch.
(Flo­ri­an Peking)

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