Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Soundcheck eine Hilfestellung bieten. Producern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Du bist recht früh mit HipHop in Berührung gekommen. Warst du daher auch schon sehr früh davon überzeugt, Produzent werden zu wollen, oder hattest du als Kind einen ganz anderen Traumberuf?
Superior: Als Kind wollte ich schon immer Musik machen. Ich habe auch ziemlich früh eine Gitarre zu Weihnachten geschenkt bekommen. Da war ich acht Jahre alt, glaube ich. Zum Produzieren bin ich dann durch einen Kumpel von mir gekommen. Der war schon als Produzent unterwegs und hatte ein eigenes Studio, wo ich einiges mit ihm zusammen produziert habe. Mir hat das sehr gefallen, eigene Sachen zu kreieren. Irgendwann hat er mir dann seinen Akai S950 Sampler verkauft – und ab da ging es mit meinen eigenen Produktionen los.
MZEE.com: Laut deiner Künstlerbiografie bist du schon lang, bevor du als Produzent begannst, in der Breakdance-Szene aktiv gewesen. In welchen anderen "HipHop-Disziplinen" hast du dich sonst noch versucht?
Superior: Ich hatte mit allen Disziplinen zu tun. Ich war als B-Boy unterwegs, aber eher im Popping. Zusammen mit einem Kollegen habe ich Ende der 90er sogar eine Popping-Europameisterschaft organisiert. Als DJ war ich auch oft unterwegs, auch als Battle-DJ. Im DJing wurde ich Ende der 90er auch Zweiter bei der Deutschen Meisterschaft. Als Rapper war ich bei Hip Hop Ataris aktiv. Und als Sprüher natürlich auch. Aber unter welchem Namen ich da unterwegs war, will ich jetzt nicht verraten. (lacht)
MZEE.com: Deine LP "Scenes" wurde auf Vinyl veröffentlicht. Suchst du auch Samples lieber auf Platten oder doch eher im Internet?
Superior: Ganz klar auf Platte. Ich habe eine große Plattensammlung, bei der ständig was Neues dazukommt. Zum Diggen habe ich genug. (lacht) Für meine Sammlung bin ich meist auf der Suche nach Soul-Platten, die mir noch fehlen. Natürlich ist aber auch viel Rap dabei. In der Regel weiß ich, was ich suche, und bestelle deshalb viele Platten im Internet. Wenn ich aber unterwegs bin, gehört auch der obligatorische Besuch in Plattenläden mit dazu.
MZEE.com: Neben all den Instrumentals findet sich auf "Scenes" ein einziger "berappter" Beat. Der Text stammt dabei vom US-Rapper Declaime. Welchen anderen Rapper würdest du unbedingt einmal auf einem deiner Beats hören wollen? Warum?
Superior: Das werdet ihr auf meinem kommenden Album hören, für das ich mit unterschiedlichen Rappern zusammengearbeitet habe. Da sind nur MCs dabei, die ich mega abfeiere. Mit Nas würde ich auch gerne mal etwas aufnehmen. Dazu ist es leider noch nicht gekommen, aber das ist ein großer Traum von mir. Nas ist für mich die Raplegende schlechthin.
MZEE.com: Tatsächlich besitzt du in den USA eine größere Hörerschaft als hierzulande. Bist du zufrieden damit, wie Produzenten in der Deutschrapszene wahrgenommen werden?
Superior: Es kommt ja immer darauf an, was für Musik man macht. Bisher hatte hierzulande Rap auf Deutsch mehr Aufmerksamkeit als das Boom bap-Zeug aus den USA. Wobei die Zeit jetzt reif ist, endlich mehr über Boom bap zu berichten. Es kommt ja auch wieder zurück, habe ich das Gefühl. Und das ist gut so! Generell finde ich, dass die Produzenten in der Szene als immer relevanter wahrgenommen werden. Man sieht ein, dass sich ein Track nicht nur durch einen guten Rap auszeichnet, sondern auch durch einen guten Beat – das eine ist genauso wichtig wie das andere. Deshalb sieht man inzwischen auch immer mehr Produzenten, die als Headliner auftreten. Auch in Sachen Zusammenarbeit zwischen Rappern und Producern hat sich einiges verändert. Früher war man als Produzent glücklich, wenn man für bestimmte Rapper produziert hat. Mittlerweile sind Rapper glücklich, wenn sie mit bestimmten Producern arbeiten können. Das hat in den letzten Jahren stark zugenommen.
(Daniel Fersch)
(Grafiken von Daily Puffy Punchlines, Logo von KL52)
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