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Kritik

Wandam – Alexander

"Und ich glau­be ohne dich, wäre ich heut nicht mehr da. Dass die­ser „Bruder“-Song für mich war, ist den Reut­lin­gern klar." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu Wan­dams aktu­el­lem Release "Alex­an­der" aus den Rei­hen der MZEE.com-Redaktion.

Und ich glau­be, ohne dich wäre ich heut' nicht mehr da.
Dass die­ser "Bruder"-Song für mich war, ist den Reut­lin­gern klar …

Rap­per A wirft Rap­per B einen Diss an den Kopf, wor­auf­hin die­ser mit einem eige­nen Lied kon­tert – zumin­dest in Sachen Beef sind Ant­wort­tracks gang und gäbe. Geht es statt­des­sen aber bei­spiels­wei­se um eine Lie­bes­er­klä­rung an den Part­ner oder einen Kopf-​hoch-​Song für den Kum­pel, ist eine gerapp­te Ent­geg­nung der "ande­ren Sei­te" eher unge­wöhn­lich. Bassquiat-​Member Wan­dam ist aller­dings auch alles ande­re als ein gewöhn­li­cher Rapper.

Und so befin­det sich auf sei­ner nun erschie­ne­nen EP "Alex­an­der" der Track "Bru­der", die Ant­wort auf das gleich­na­mi­ge Lied sei­nes alten Kum­pels Tua. Die­ser rapp­te 2009 von Wan­dams Pro­ble­men und ver­such­te ihm Trost und Hoff­nung zu spen­den. Etwas, dass, wenn man sich mit der Geschich­te des Reut­lin­gers befasst, auch nötig schien. Der Selbst­mord der Mut­ter ("Iri­na Pt. 1"), das Leben als Obdach­lo­ser ("Ser­gej") und sei­ne Zeit im Gefäng­nis ("Yer­ba Bue­na Island") – Wan­dam durch­leb­te so eini­ges, das ihn aus der Bahn gewor­fen hat­te. Bru­tal ehr­lich erzählt der Rap­per des­halb von die­sen Tie­fen sei­nes Lebens und dem stei­ni­gen Weg zurück nach oben. Auf­fäl­lig ist dabei nicht nur, dass er ganz ohne Glo­ri­fi­zie­rung oder über­zo­ge­nen Pathos aus­kommt. Auch die kräf­ti­ge Stim­me und der ganz eige­ne Erzähl­rhyth­mus des Reut­lin­gers kom­men enorm zur Gel­tung und degra­die­ren dabei sogar die instru­men­ta­len Unter­ma­lun­gen zur Neben­rol­le. Trotz aller Beschrei­bun­gen sei­nes tra­gi­schen Wer­de­gangs ver­si­chert der Rap­per sei­nem Freund Tua aber letzt­lich auch, dass er stets sei­nen Weg gehen wer­de. Ein Weg, auf dem wohl auch sein bald erschei­nen­des Album eine wich­ti­ge Rol­le spielt.

Für gewöhn­lich soll eine EP einen klei­nen Ein­blick in das Leben und Arbei­ten eines Künst­lers bie­ten und vor allem durch ihren Sound über­zeu­gen. Nach den vier Anspiel­sta­tio­nen von "Alex­an­der" hat man das Gefühl, noch gar kein rich­ti­ges Gespür für Wan­dams Musik ent­wi­ckelt zu haben, jedoch bereits wahn­sin­nig viel über sein Pri­vat­le­ben zu wis­sen. Wan­dam ist eben alles ande­re als ein gewöhn­li­cher Rapper.

(Dani­el Fersch)

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