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Kritik

Keno – Paradajz Lost

"Nein es gibt kei­nen Ver­kehr über den Grenz­über­gang. Denn dort endet ein Land und ein and­res fängt an." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu Kenos aktu­el­lem Release "Lost Para­da­jz" aus den Rei­hen der MZEE.com-Redaktion.

Nein, es gibt kei­nen Ver­kehr über den Grenzübergang.
Denn dort endet ein Land und ein and'res fängt an.

Keno hat in sei­ner lang­jäh­ri­gen musi­ka­li­schen Lauf­bahn bereits zwei grö­ße­re Pro­jek­te auf die Bei­ne gestellt: Zusam­men mit Fato­ni und Bust­la grün­de­te er im Jahr 2000 Creme Fresh, seit deren Auf­lö­sung ist er Front­mann der Big Band Moop Mama. Mit "Para­da­jz Lost" releast er nun sein ers­tes Solo-​Album auf klas­si­schen Beats.

Wobei "klas­si­sche Beats" wohl auch nicht ganz kor­rekt ist. Keno hat­te die Grund­la­ge für die Beats sei­ner Plat­te bereits auf einer Rei­se in die Tür­kei geschaf­fen und sich dar­auf­fol­gend mit Pro­du­zent Fly­ing Pus­sy­foot zusam­men­ge­setzt. Das End­re­sul­tat kann sich durch­aus hören las­sen: Smoo­t­he, ori­en­ta­li­sche Gitar­ren­samples und wei­te­re mar­kan­te Instru­men­te des soge­nann­ten "Ana­do­lu Rock" erge­ben mit den mal mehr, mal weni­ger druck­vol­len Base­lines star­ke Beats. Ein ein­gän­gi­ges, aber abwechs­lungs­rei­ches Sound­bild, wel­ches die idea­le Basis für Kenos mar­kan­te Stim­me und sei­nen ruhi­gen Rap­stil bil­den. Anders jedoch als auf sei­nen vor­he­ri­gen Releases mit Moop Mama, schlägt er inhalt­lich dies­mal einen viel erns­te­ren Ton an. Klar, einen Denk­an­stoß gaben sei­ne Tex­te dem Hörer schon immer, aber jetzt ist die Gesell­schafts­kri­tik eben doch etwas bedrü­cken­der. Der Name „Para­da­jz Lost“ ist Pro­gramm, auch wenn der Inter­pret kei­nes­falls reli­gi­ös ist, wie er auf dem Skit "Pij" erzählt. Denn die Welt wäre bei Wei­tem nicht so schön, wür­den wir die Din­ge statt durch einen Instagram-​Filter sehen, "wie sie sind". Wir wür­den sehen, dass wir in einer "geschlos­se­nen Gesell­schaft" leben, in der es nur um Arbeit und Leis­tung geht. Keno zeigt dem Hörer immer wie­der auf, was unse­re Welt davon abhält, ein Para­dies zu sein, ver­gisst aber nie, auch eine Pri­se Humor ein­zu­streu­en, wie er beson­ders auf "Kreis­lauf" beweist.

Mit "Para­da­jz Lost" hat der Münch­ner es zusam­men mit Pro­du­zent Fly­ing Pus­sy­foot geschafft, ein star­kes Solo-​Album mit alter­na­ti­vem, neu­em Sound auf die Bei­ne zu stel­len. Auch text­lich regt er den Hörer immer wie­der zum Nach­den­ken an und zeigt sein Kön­nen als Conscious-​Rapper, ohne in die sonst oft ver­schmäh­te, poli­ti­sche Rich­tung abzu­drif­ten. Ein ins­ge­samt sehr emp­feh­lens­wer­tes Release, wel­chem hof­fent­lich irgend­wann ein wei­te­res folgt. Aber wer weiß schon, "wohin es geht" mit Keno, schließ­lich sind wir alle nur "per Anhal­ter unter­wegs" ("Per Anhalter").

(Lukas Päck­ert)

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