Mittlerweile warten alle auf ein Soloding von mir …
Dabei will ich nur in Ruhe ein paar Drogen konsumier'n.
Trailerpark sind mit dem, was sie machen, extrem erfolgreich. Ihre letzten beiden "Crackstreet Boys"-Alben haben sich verkauft wie geschnitten Brot. Zugpferd Alligatoah ist abseits des geläufigen Label-Sounds mit seinem letzten Langspieler sogar in den Mainstream vorgeprescht. Nun ist Timi Hendrix mit einer Platte an der Reihe. Im Gespann mit Skinny Chef kann er unter dem Duo-Namen Pimpulsiv schon auf einige Releases zurückblicken – mit "2 Zimmer, Küche, Bong" erschien nun sein Solo-Debüt.
Auch wenn der Rapper hier erstmalig auf Albumlänge alleine unterwegs ist, hat sich an den thematischen Eckpunkten wenig geändert: Der Lifestyle als exzessiver Drogenkonsument steht im Vordergrund. Garniert wird das Ganze mit jeder Menge schwarzem Humor und vermeintlichen Tabubrüchen. "Alles beim Alten" also. Beinahe jeder der 14 Songs dreht sich um explizite Punchlines, die entweder mit dem Rauschgiftkonsum oder aber mit dem Zelebrieren eines asozialen Lebensstils zusammenhängen. Zwischen viel eigenwilligem Humor und einer zuweilen erzwungen wirkenden Kompromisslosigkeit bleibt allerdings wenig im Gedächtnis hängen. Seinen Tiefpunkt findet diese Herangehensweise auf "Gang" – einem Possetrack mit Elch, Basti DNP und Karate Andi. Thema: Gangrape. Hier wurde auf Biegen und Brechen versucht, einen Schocker abzuliefern. In all der geschmacklosen Überzogenheit bleibt der gewünschte Effekt allerdings aus. Tracks wie "Schlaflos in Guantanamo" mit Alligatoah, in denen die schwarzhumorige Art als Vehikel für eine sinnvolle Aussage genutzt wird, bilden die Ausnahme. Abseits der Inhalte experimentiert Timi dafür wesentlich mehr: Er variiert Stimme und Flow und frischt seinen Sound auf, wie etwa durch das englischsprachige Feature Sapient.
Wer das typisch Trailerpark-mäßige Abfeiern möglichst asozialer Aussagen mag, macht mit "2 Zimmer, Küche, Bong" wenig falsch. Timi ist ein guter Rapper und vermittelt seine Themen überzeugend. Auch das Beatgerüst der Platte ist insgesamt stimmig und passt zum Interpret und seinem Anliegen. Inhaltlich aber hat das Album wenig zu bieten – irgendwann ist eben jedes Tabu gebrochen und jede Substanz konsumiert. Und so wirkt "2 Zimmer, Küche, Bong" stellenweise nur noch wie ein Aufguss der immer gleichen Provokationsroutine.
(Florian Peking)
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