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Kritik

K.I.Z – Hurra die Welt geht unter

Es liegt an eurem geis­ti­gen Fassungsvermögen …
Wenn ihr bei K.I.Z nicht lacht, ihr Amöben.

Die "Erfin­der von deut­schem Humor" ("Wir") mel­den sich 2015 mit einem neu­en Album zurück. K.I.Z stan­den schon immer für schwar­zen Humor und schar­fe Gesell­schafts­kri­tik. Die selbst­iro­ni­schen Tex­te glän­zen durch maß­lo­se Über­trei­bun­gen, krea­ti­ves Sto­rytel­ling und bis­si­ge Beob­ach­tun­gen. All das ändert sich auch mit "Hur­ra die Welt geht unter" nicht. Statt­des­sen aber fügen die Ber­li­ner mit ihrer ganz eige­nen Ver­si­on der Apo­ka­lyp­se ihrem bis­he­ri­gen Sche­ma noch eini­ge neue Facet­ten hin­zu: Per­sön­li­cher, nah­ba­rer und direk­ter soll das Album sein.

Wäh­rend sich K.I.Z auf dem Ein­gangs­track "Wir" in gna­den­lo­ser Erhö­hung selbst abfei­ern und damit den ein oder ande­ren Sei­ten­hieb an Reli­gio­nen ver­tei­len, spürt man auf „Boom Boom Boom“ beson­ders ein­dring­lich den neu­en Ansatz. "Denkt ihr, die Flücht­lin­ge sind in Par­ty­boo­te gestie­gen – mit dem gro­ßen Traum, im Park mit Dro­gen zu dea­len?" – die Ber­li­ner benen­nen Miss­stän­de in Gesell­schaft und All­tag und bezie­hen klar Stel­lung. Die gewohn­te Absur­di­tät bleibt den­noch erhal­ten, ob nun in den völ­lig über­zo­ge­nen Gewalt­fan­ta­sien oder der über­zeich­ne­ten Autotune-​Hook. So wagen die Kan­ni­ba­len in Zivil immer wie­der den Spa­gat zwi­schen Ernst­haf­tig­keit und Unmit­tel­bar­keit auf der einen und Über­trei­bung und Iro­nie auf der ande­ren Sei­te. So ist "Frei­er Fall" ein genau­so nach­denk­li­cher wie mit­rei­ßen­der Lie­bes­song von Tarek, der an kei­ner Stel­le erzwun­gen oder pein­lich klingt. "Käfig­bett" wie­der­um ist ein ein­dring­li­cher Sto­rytel­ler aus der Sicht eines klei­nen Kin­des, das sei­ne Eltern hasst – "Fami­ly Guy" lässt grü­ßen. Und "Was wür­de Man­ny Marc tun" mit Audio88, Yas­sin und Man­ny Marc zeigt Moment­auf­nah­men einer kaput­ten Gene­ra­ti­on, die nur für Par­ty­er­leb­nis­se und Eska­la­tio­nen am Wochen­en­de lebt.

Der Titel­track zum Ende bil­det auch gleich­zei­tig den Höhe­punkt der Plat­te. Mit Unter­stüt­zung von Stimm­wun­der Hen­ning May zeich­nen K.I.Z den Welt­un­ter­gang in einer nie dage­we­se­nen Schön­heit. So wird das unbe­que­me und über alle Maßen kri­ti­sche Album am Ende doch mit einer makel­lo­sen Har­mo­nie abge­run­det. Damit schafft das Quar­tett sein bis dato stim­migs­tes Album – ohne dabei die bis­he­ri­ge Schie­ne zu ver­las­sen. Er muss also nicht zwin­gend schlecht sein, der Unter­gang der Welt.

(Flo­ri­an Peking)

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