Ich war schwimmen, Herr Officer.
Neo-Boom bap läuft ja hier in Deutschland. Spätestens seit der Initialzündung "Jetzt schämst du dich" von Retrogott und Hulk Hodn erfreut sich das Genre großer Beliebtheit und bildet eine ganz eigene kleine Szene innerhalb des Deutschraps. Die Begeisterung für diesen HipHop-Entwurf mit klassisch angehauchten Rumpelbeats auf Samplebasis ist ungebrochen und so gibt es mitterweile dutzende Crews, Rapper und Produzenten, die den geneigten Hörer mit qualitiativ hochwertigem Material versorgen. In einer überschaubaren Szene wie der hiesigen stehen vielfältige Kollaborationen an der Tagesordnung und dementsprechend macht eine Zusammenarbeit zwischen dem Produzenten Torky Tork und Doz9 von Schaufel und Spaten nur Sinn.
Auf dem Albumcover prangt das namensgebende Nokia T9, welches programmatisch für die inhaltliche Ausrichtung des Projekts steht. Hier wird auf zeitgemäßen Sound und Rapper mit "Indiepoprockbands" genauso geschissen wie auf Konzepte und überflüssige Gimmicks. So wird in sprunghaften Assoziationen lose über Gras, Frauen und Rap fabuliert und ab und zu eine Punchline aus dem Ärmel geschüttelt. Das alles klingt so ungezwungen, wie es wahrscheinlich auch entstanden ist. Dass den Stücken dennoch eine Leidenschaft und Liebe zur Musik innewohnt, erkennt man schon daran, wieviel Raum den polternden Beatskizzen von Torky Tork gelassen wird, der sich immer mehr zu einem der zuverlässigsten und umtriebigsten Produzenten des Genres gemausert hat. Da wirkt der abgehackte, beinahe gesprochene Flow in den ebenso skizzenhaften Parts von Doz9 fast schon unterpräsent.
Spaß macht das Ganze trotzdem. Mit einer Spielzeit von nicht mal einer halben Stunde und dem chaotischen Aufbau ist "T9" aber genauso kurzweilig und flüchtig wie eine Jamsession im Keller.
(Christian Weins)
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