Und dein Weltbild wird kurz mal zerstört …
Nachdem du unser Crewalbum hörst.
Was ist eigentlich deutschsprachiger "Horrorcore-Rap" und wie präsentiert sich diese Nischenbewegung hierzulande? Fragt man einen Nicht-Kenner des Subgenres, dürfte die Antwort in etwa folgendermaßen lauten: "Irgendwelche maskierten Typen verstellen ihre Stimme und beschreien Pianoloops mit einsilbigen Reimen und ekelhaften Mordfantasien" … Ihr Hater! Da habt Ihr bis dato wohl noch nichts von Crystal F, Arbok 48 und Crack Claus, auch bekannt unter ihrem Crewnamen Ruffiction, gehört. Denn die haben etwas, das den meisten ihrer Genrekollegen fehlt: hörbaren technischen Anspruch. Und das beweisen die drei Rapper auch nach rund zehn Jahren Musikkarriere auf ihrem neuen Album "Frieden" einmal mehr.
Während das Vorgängerwerk "Ruffnecks", auf dem die aktuelle Ruff-Konstellation erstmals zu hören war, allerdings noch wesentlich abwechslungsreicher daherkam, aber auch einen roten Faden vermissen ließ, legt das Dreiergespann auf der neuen Platte eine klar definierte Marschrichtung vor. Abgesehen von ein, zwei Ausnahmen berappen Crystal F, Arbok 48 und Crack Claus fast ausschließlich düster gehaltene Instrumentals mit ihren Anekdoten über Menschenhass, Mordlust und Drogenkonsum. Und das expliziter als je zuvor – gleichermaßen aber auch mit noch mehr Augenzwinkern in Form von drastischen Überspitzungen. Wenig verwunderlich, dass die Ruff-Jungs seit jeher auf der Abschussliste der BPjM stehen. Ab und an brechen sie dann aber doch mal mit üblichen Konventionen: Beispielsweise auf dem Mitgröl-Song "Andere Mütter" oder dem Titel "Tiere", der sogar ein wenig Gesellschaftskritik innehat. Das sind allerdings nur auflockernde Ausnahmen, die den konzeptionellen Rahmen dann und wann ein wenig aufsprengen.
Fazit: Trügerischer hätte man ein Album kaum betiteln können. "Frieden" verspricht bei Weitem nicht das, was draufsteht. Und bestimmt kann lange nicht jeder Rapfan etwas mit dem Subgenre, das Ruffiction bedient, anfangen. Wer allerdings auf explizite Inhalte und Texte steht, von dem Horrorcore-Genre aufgrund seiner Vorliebe für Technik allerdings bisher Abstand gehalten hat, sollte durchaus mal einen Blick riskieren.
(Pascal Ambros)
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