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Kritik

Marvin Game – Freust du dich schon?

Ja, ja, sie sagen, das wäre kein rich­ti­ges Leben …
Doch kei­ner von denen ist je Kif­fer gewesen.

End­lich wie­der Rap über Gras! Obwohl, eigent­lich gibt’s das schon viel zu oft. Ein deut­sches Rap-​Album, in dem nicht ein­mal ein Wort für Mari­hua­na fällt, bekom­me ich doch sehr sel­ten in die Hän­de. Und damit sind wir schon mit­ten im Mix­tape, wel­ches als Vor­ge­schmack auf Mar­vin Games nächs­tes Album zum kos­ten­lo­sen Down­load ange­bo­ten wird. 20 Minu­ten, die haupt­säch­lich dem eben ange­spro­che­nen The­ma gewid­met sind. Und um da zu über­zeu­gen, muss man das Gan­ze ent­we­der abwechs­lungs­reich rüber­brin­gen oder es ergibt vom musi­ka­li­schen Gesamt­bild her etwas Stim­mi­ges, was sich von ande­ren Releases die­ser The­ma­tik abhebt.

Die ers­te Sin­gle "Leben tut der See­le gut" berei­te­te schon eini­ge Vor­freu­de auf das Release: Ein chil­li­ger Piano-​Beat von Niqo Nue­vo und ein unfass­bar ent­spann­ter Joh­ny Space als Fea­ture­gast. Da ist es natür­lich scha­de, wenn das Tape größ­ten­teils eine ganz ande­re Rich­tung ein­schlägt. Denn die wei­te­ren Beats von Die­ser Mor­ten und MRJAH sind eher trap­ähn­lich mit tie­fen, lang­sa­men Bass­li­nes und leicht spa­ci­gen Syn­thie­sounds. Das wäre defi­ni­tiv nicht mei­ne ers­te Wahl, wenn ich einen ent­spann­ten Abend haben möch­te, aber nichts­des­to­trotz geht der Sound gut ins Ohr. Anders gesagt: Trotz ande­rer Pro­du­zen­ten muss sich der Sound wie auch die vori­ge EP "MJMG" nicht vor den übli­chen ame­ri­ka­ni­schen Trap-​Vertretern ver­ste­cken. Gleich­zei­tig bedeu­tet das aller­dings, dass Lieb­ha­ber von klas­si­schen Synthie-​Beats die Fest­plat­te eher nicht mit die­sem Mix­tape belas­ten müs­sen. Sel­bi­ges gilt übri­gens auch für die Lyrics, denn die sind inhalt­lich nichts Welt­be­we­gen­des und dre­hen sich haupt­säch­lich ums Kif­fen, Chil­len und Jib­bits. Dadurch bleibt text­lich meist auch nicht enorm viel hän­gen, was aber ver­mut­lich so gewollt ist. Denn der typi­sche Trap-​Aspekt, nicht all­zu vie­le Wor­te zu ver­wen­den, wur­de noch wei­ter aus­ge­baut. Da wird auch ein Track mal haupt­säch­lich mit der Zei­le "Ich bin und blei­be ein Kif­fer" ("Kif­fer") gefüllt. Abwechs­lung schafft da auf dem Release hin­ge­gen der Umstand, dass bei­na­he auf jedem Track min­des­tens ein Feature-​Gast mit­wirkt. Von alten Bekann­ten wie MAULI über Die­ser Mor­ten bis hin zu New­co­mer Chi­ma Ede ist die kom­plet­te Cli­que um Mar­vin Game ver­tre­ten, wodurch die­ser auf sei­nem eige­nen Release fast am wenigs­ten Prä­senz aufweist.

Schluss­end­lich wäre mir auf dem kom­men­den Album mehr Mar­vin und mehr "Leben tut der See­le gut" lie­ber, aber für Trap-​Liebhaber dürf­te bereits das Mix­tape genau das Rich­ti­ge sein.

(Lukas Päck­ert)