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Kritik

Ferris MC – Glück ohne Scherben

Hab' mein gefrä­ßi­ges Herz an den Nagel gehängt …
Die Ket­ten drum her­um hab' ich weggesprengt.

Irgend­wie wur­de mir schon etwas unwohl, als ich die Track­list und den Titel des neu­en Albums von Fer­ris gele­sen habe. Titel wie "Die Zahn­fee" oder "Mei­ne bes­se­re Hälf­te" klin­gen doch sehr melancholisch-​tiefgründig – nur dass ich das dem leicht durch­ge­dreh­ten, etwas aso­zi­al ange­hauch­ten Rap­per von damals nicht abneh­me. Und einem fes­ten Mit­glied von Deich­kind erst recht nicht. Doch kann man ja auch "Glück ohne Scher­ben" eine Chan­ce geben. Nicht jedes "Ich bin nach 10 Jah­ren zurück"-Album muss gleich schlecht sein.

Dumm nur, dass schon "Fens­ter­lo­se Zeit" beweist, dass vom alten Fer­ris nicht mehr so viel übrig geblie­ben ist. Die krat­zi­ge, dre­cki­ge Stim­me weicht einer etwas weich­ge­spül­ten und die har­ten Tex­te dem übli­chen Geträl­ler über das erwach­sen gewor­de­ne, neue Ich. Pas­send dazu die mini­ma­lis­ti­sche, melan­cho­li­sche Piano-​Melodie. Doch ich höre erst­mal wei­ter, schließ­lich sind da ja noch zwölf wei­te­re Tracks … Nach 40 Minu­ten muss ich aller­dings fest­stel­len, dass es sich doch eher um ver­schwen­de­te Zeit han­delt. Irgend­wo zwi­schen Plat­ti­tü­den, einem Song gewor­de­nen schlech­ten Witz ("Wo ist die Mon­go Clik­ke? Vom Truck über­fah­ren!") und wei­te­ren text­li­chen Fehl­trit­ten ver­su­che ich, dem Werk etwas Posi­ti­ves abzu­ge­win­nen. Es gelingt aller­dings nicht wirk­lich. Schlecht gesun­ge­ne Hooks, kein wirk­lich erwäh­nens­wer­ter Inhalt sowie stel­len­wei­se wirk­lich pein­li­che Lines und Haus-​Maus-​Reime brin­gen mich nur schwer dazu, die CD ein wei­te­res Mal anzu­hö­ren. Immer­hin weiß ich jetzt, dass Fer­ris' Raum­schiff fliegt ("Mein Raum­schiff") und er Mario Barth nicht mag ("Roter Tep­pich"). Auch das Eko Fresh-Fea­ture strotzt nicht gera­de vor tech­ni­scher Versiertheit.

Schluss­end­lich kommt noch hin­zu, dass die Beats durch die fast durch­gän­gig rocki­gen, schnel­len Gitar­ren­riffs in Kom­bi­na­ti­on mit der Vor­trags­wei­se von Fer­ris MC mich dar­an zwei­feln las­sen, ob das über­haupt noch Hip­Hop ist. Als Rock-​Album funk­tio­niert es abseits des Inhalts sogar ganz gut, den ein oder ande­ren Titel könn­te man viel­leicht auch im Radio spie­len. Aber auch, wenn man sich an man­chen Fer­ris-Track von frü­her gern erin­nert, blei­ben hier am Ende eben nur die Scher­ben des­sen, was der Mitt­vier­zi­ger in "All die schö­nen Din­ge" zertrümmert.

(Lukas Päck­ert)

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