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Kritik

Sudden – Superkräfte

Sau­fe Schnaps, bre­che Her­zen, aber scheiß drauf:
Ich bin ein mother­fuck­ing Held …

Was mich am Pro­jekt Trai­ler­park seit jeher fas­zi­niert hat, ist die musi­ka­li­sche Har­mo­nie, die sich trotz unter­schied­lichs­ter Cha­rak­te­re wie "Gold­kehl­chen" Alli­ga­to­ah und "Dro­gen­op­fer" Bas­ti DNP inner­halb des Band­pro­jekts ergibt. Auch Sud­den ist da kei­ne Aus­nah­me, sind sei­ne bis­he­ri­gen Solo­wer­ke doch nur augen­schein­lich auf einen Nen­ner mit der "Crack­street Boys"-Reihe zu brin­gen. Natür­lich flie­ßen Mar­ken­zei­chen wie "beken­nen­der Pokémon-​Fan", "Frau­en­ver­ste­her" und "frei­be­ruf­li­cher Super­held" auch da mit ein – aber eben nur teil­wei­se. Ein Solo­al­bum bie­tet da schon etwas mehr Raum zur Ent­fal­tung der eige­nen Stär­ken. Und nach­dem sich der gebür­ti­ge Salz­git­te­rer vor ein paar Jah­ren zum "roman­ti­schen Arsch­loch" erklärt hat, dürf­te dank zwei erfolg­rei­chen Chart­plat­zie­run­gen und rei­hen­wei­se aus­ver­kauf­ten Tou­ren ja auch genü­gend neu­er Stoff vor­han­den sein. Auf jeden Fall genug, um einen Nach­fol­ger zu befül­len und das selbst geschnei­der­te Super­hel­den­kos­tüm an ein paar Stel­len noch etwas auszubessern.

"Super­kräf­te" spinnt den roten Faden von "Roman­ti­sches Arsch­loch" dabei unver­blümt fort, als hät­te es kei­nen wirk­li­chen Zwi­schen­schritt gege­ben. Dabei ist in der Mit­te der LP die­ses Mal ein noch kla­re­rer sti­lis­ti­scher Bruch ver­zeich­net: Die ers­te Hälf­te dreht sich so vor allem um den Superstar- bezie­hungs­wei­se Hel­den­sta­tus und exzes­si­ve Feie­rei­en plus Dro­gen­kon­sum. Die abschlie­ßen­den Songs hin­ge­gen fal­len da schon um eini­ges tief­grün­di­ger aus. Bereits auf dem Vor­gän­ger­werk konn­te Sud­den bewei­sen, dass er der Frau­en­welt durch­aus gefühl­vol­le Songs wid­men kann, die dazu noch den nöti­gen tech­ni­schen Anspruch besit­zen, um nicht nur inhalt­lich, son­dern auch musi­ka­lisch zu über­zeu­gen. Das klappt auch auf "Super­kräf­te" ganz gut, inso­fern die Gesang­shooks hoch­ka­rä­ti­gen Gäs­ten wie Alli­ga­to­ah und RAF Camo­ra über­las­sen wer­den. Dann näm­lich ent­ste­hen ech­te musi­ka­li­sche High­lights wie "Hit­ler töten" und "Du oder ich". Die Instru­men­tie­rung ist dabei zum größ­ten Teil gelun­gen, klingt gera­de durch die ver­schie­de­nen The­men­aspek­te, die umge­setzt wur­den, aber auch ein biss­chen nach Misch­masch. Gameboy-​artige Elek­tro­me­lo­dien für die Superhelden-​Songs, bra­chia­le Syn­thies für die Drogen- und Par­ty­tracks, Strei­cher­un­ter­ma­lun­gen für die Lie­bes­bal­la­den und Gitar­ren­me­lo­dien für die Ohr­wür­mer. Das ist fast schon ein biss­chen zu viel, um so homo­gen zu wir­ken, wie es viel­leicht der Anspruch war.

Den­noch bleibt fest­zu­hal­ten, dass Sud­den mit "Super­kräf­te" einen pas­sen­den Nach­fol­ger zu sei­nem Solo­de­büt "Roman­ti­sches Arsch­loch" abge­legt hat, an des­sen Ecken und Kan­ten sich auch wesent­li­che Ver­bes­se­run­gen zum Vor­gän­ger fin­den las­sen. Nur in der eigent­li­chen Form hat sich das vor eini­gen Jah­ren gestrick­te Super­hel­den­kos­tüm nicht wesent­lich ver­än­dert – ein biss­chen mehr Maß­neh­men dürf­te dem nächs­ten Album noch gut tun.

(Pas­cal Ambros)

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