"Was?! Du kennst das nicht? Sekunde, ich such' dir das mal raus." – und schon öffnet sich die Plattenkiste. Wer kennt diesen Moment nicht? Man redet über Musik und auf einmal fällt ein Name – egal, ob von einem Song, einem Künstler oder einem Album –, mit dem man nicht so recht etwas anzufangen weiß. Und plötzlich hagelt es Lobpreisungen, Hasstiraden oder Anekdoten. Gerade dann, wenn der Gesprächspartner ins Schwärmen verfällt und offen zeigt, dass ihm das Thema wichtig ist, bittet man nicht allzu selten um eine Kostprobe. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Person so sehr am Herzen zu liegen scheint. In diesem Fall – was uns so sehr am Herzen liegt: Ein Auszug aus der Musik, mit der wir etwas verbinden, die wir feiern, die uns berührt. Ein Griff in unsere Plattenkiste eben.
Eigentlich sollte hier heute ja das Debüt-Album vom Rap-Ch(i)ef aus Queens näher beleuchtet werden. Eigentlich habe ich "Mr. Wonderful" auch schon fast als mein US-Rap-Album des Jahres gesehen. Aber wie es so oft mit den ersten Major-Releases von Künstlern ist, war auch dieses nach den ersten Hördurchgängen doch sehr ernüchternd. Denn Bronsolino kann mehr, als er auf ebendiesem Release gezeigt hat – auch wenn es durchaus ein ganz eigenes Kunstwerk geworden ist.
Und darum geht es heute stattdessen um das vorhergehende Mixtape "Blue Chips 2", das allein schon durch die besseren Beats von Party Supplies mehr überzeugen konnte. Außerdem gibt Bam Bam seinen Fans hier das, was bei "Mr. Wonderful" etwas auf der Strecke bleibt: eine ordentliche Portion versauten Humor und feinste Punchlines. Wie er allein schon auf dem ersten Track mit Zeilen wie "My words pronounced just like a camel toe" vorlegt – genauso scharfzüngig, wie seine Texte sein sollten! Zumal man auch immer wieder Neues entdeckt, seien es die diversen Wrestling-Anspielungen, Zeilen über "König der Löwen" oder die ziemlich offensichtliche "Pulp Fiction"-Hommage "Jackson & Travolta". Doch das soll hier nicht zu sehr in Schwärmerei ausarten … Bronsolini legt jedenfalls ordentlich vor. Und Party Supplies tun, was sie am besten können – Soul- und Funk-Samples wie The Champs' "Tequila" rauskramen und zu wunderschönen Party-Beats zurechtschustern. Gekrönt wird das Ganze durch das Medley "Contemporary Man", in dem verschiedenste Hits der 80er und 90er von Action Bronson bearbeitet werden. Und alles immer on point gerappt.
Schlussendlich lässt sich sagen: Die "Blue Chips"-Mixtapes muss man einfach lieben. Und so freu' ich mich aktuell auf den angekündigten nächsten Teil und hoffe, er überzeugt mehr als "Mr. Wonderful".
(Lukas Päckert)