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Kritik

Favorite – Neues von Gott

Ich bin Euro­pas wich­tigs­ter Mann.

Lan­ge war es still um das Selfmade-​Signing Favo­ri­te. Wäh­rend das Label einen Chart­erfolg nach dem ande­ren ver­bu­chen konn­te und Kol­le­gah mal eben die Gren­zen zwi­schen Rap­per und You­Tuber ver­wisch­te, spiel­te Favo­ri­te zeit­wei­se mit dem Gedan­ken, sei­ne Musi­ker­kar­rie­re an den Nagel zu hän­gen. Fans konn­ten jedoch auf­at­men, als Chris­toph Alex, obwohl er in den letz­ten Jah­ren zahl­rei­che pri­va­te Pro­ble­me durch­leb­te, ein neu­es Album mit dem Namen "Neu­es von Gott" ankündigte.

Die ers­te Sin­gle "Euro­pas wich­tigs­ter Mann" ließ bereits erah­nen, in wel­che Rich­tung das Werk gehen soll­te. Per Green­screen ließ sich Favo­ri­te in Ori­gi­nal­auf­nah­men Adolf Hit­lers ein­fü­gen, um auf einem Beat, den so wahr­schein­lich auch die 257ers gepickt hät­ten, eine gan­ze Rei­he Unflä­tig­kei­ten zum Bes­ten zu geben. Die Kom­bi­na­ti­on aus Slim Shady-​esken Tabu­brü­chen und hek­ti­schen Instru­men­ta­len war ja schon immer Favo­ri­tes Erfolgs­re­zept. Dies will auf sei­nem neu­es­ten Wurf jedoch nicht mehr so recht gelin­gen. Viel­leicht ist man nach fünf Alben von FAV auch ein­fach abge­stumpft. Denn sei­ne Ver­su­che, die­ses Mal noch ein biss­chen geschmack­lo­ser zu sein als auf sei­nen vor­he­ri­gen Ver­öf­fent­li­chun­gen, erschei­nen all­zu kon­stru­iert und las­sen die für ihn eigent­lich cha­rak­te­ris­ti­sche Spitz­bü­big­keit ver­mis­sen. Da wird dann eben auch mal der eige­nen Toch­ter ins Gesicht gepupst. Auch auf instru­men­ta­ler Ebe­ne ver­passt Favo­ri­te die Mög­lich­keit, sich wei­ter­zu­ent­wi­ckeln oder wenigs­tens an alte Qua­li­tä­ten anzu­knüp­fen. So wir­ken die Beats von John­ny Ill­stru­ment, der für einen Groß­teil der Pro­duk­tio­nen ver­ant­wort­lich zeich­net, der­art hek­tisch und über­la­den, dass von Hör­ge­nuss nur in den sel­tens­ten Fäl­len die Rede sein kann. Da wünscht man sich doch glatt in alte Rizbo-​Zeiten zurück. Und das sagt eigent­lich schon genug.

Zwar sind drei Jah­re Pau­se im schnell­le­bi­gen Deutschrap­ge­schäft eine hal­be Ewig­keit – aber für die­ses Album hät­te Favo­ri­te sich ruhig noch ein wenig mehr Zeit neh­men kön­nen. All­zu hin­ge­klatscht wirkt da das End­pro­dukt, all­zu berech­nend die Kon­zep­te. Und für einen Fan gibt es wohl nichts Schlim­me­res als das Gefühl, dass auf Spar­flam­me oder des Gel­des wegen gear­bei­tet wurde.

(Chris­ti­an Weins)

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