Ich gehe jetzt nicht direkt auf das Posting ein. Es beruht auf Interpretationen von dem was ich vermitteln möchte, die im Kern anders aussehen, als dass, was ich vermitteln wollte. Daher habe ich versucht nochmal grundlegend den Kern des Ganzen aus meiner Sicht darzustellen. Es ist ein längerer Text geworden, den ich zu einem großen Teil auch einfach für mich selber runtergeschrieben habe, um auch meine eigenen Gedanken mal wieder zu ordnen, zu reflektieren und zu formulieren.
Zunächst möchte ich das Offensichtliche noch betonen, für Osho oder sonst wen spreche ich nur wenn ich denjenigen zitiere. Alles andere ist immer nur das, was ich persönlich mir daraus an Wahrheiten ziehe. Genaue Wortlaute, Definitionen oder sachliche Mängel sind dabei für mich trivialer Natur. Alles was ich beschreibe sind also meine Ansichten, gepostete Geschichten und Zitate waren und sind lediglich von mir als positiv empfunden Katalysatoren für meine eigene Entwicklung.
Osho verwendet die Begriffe „Selbst“ und „Ego“ um zwischen Motivatoren für unsere Handlungen zu unterscheiden. Was aus dem Selbst kommt ist vollkommen unabhängig von äußeren Faktoren. Aus dem Ego kommt alles, was in irgendeinem Bezug zur Außenwelt steht. Wahre Erkenntnis wird durch die Auflösung des Egos definiert. Dazu bringe ich nachher oder morgen mal noch eine schöne kleine buddhistische Geschichte, je nachdem, wann ich Lust habe sie abzutippen.
Die Konsequenz aus dieser wahren und allumfassenden Erkenntnis wäre, dass die Außenwelt vollkommen willkürlich wird, weil sie keine Rolle mehr spielt. Wenn du den Kern deines Selbst, deines Bewusstseins, erkannt und vor allem erfahren hast, dann ist das die absolute Freiheit und Unabhängigkeit von allem. Das, was sich in unserem Inneren dagegen sträubt, das, was Angst empfindet und uns sagt, dass das verrückt und Selbstmord wäre, ist das Ego, der Selbsterhaltungstrieb des Egos. Weil das Ego tatsächlich von der Außenwelt abhängig ist.
Wie weit man diesen Weg gehen möchte ist selbstverständlich eine andere Frage. Man kann jederzeit anhalten und Pause machen, oder sogar zurückgehen.
Ich empfinde diese Erkenntnis als extrem befreiend! Weil sie Druck von mir nimmt. Druck, der mir nicht hilft. Druck, der mich nur stört, weil er dauernd in meinem Kopf herum spukt. Es ist befreiend und schön, zu wissen, dass dieser Druck nicht real ist, der Kopf wird freier von Sorgen und Ängsten. Dadurch habe ich mehr Energie zur Verfügung um wirklich etwas zu tun, etwas zu schaffen, Energie die ich früher an sinnlose Hirnwichserei und das Aufbauen von imaginärem Druck vergeudet habe. Was ich selbstverständlich auch heute noch oft genug tue. Aber wesentlich seltener und in aller Regel zumindest im nach hinein wesentlich reflektierter, als vor 10 oder 5 Jahren.
Um aber auch mal eine Lanze für das Ego zu brechen: Das Ego ist wichtig, es ist wichtig, sich erstmal ein großes Ego aufzubauen, um es kennen zu lernen, um es erkennen zu lernen. Das Ego ermöglicht uns erst Entscheidungsfreiheit und Erkenntnis. Ohne das Ego gäbe es keine Wahl, und ohne Wahl gibt es keine Freiheit.
Ich persönlich hatte mit Anfang, Mitte Zwanzig meine schlimmste Phase. Ich war der Inteligenteste, der einzige der alles durchschaut, dessen Meinung stets die einzig Richtige ist, der auf andere Menschen verächtlich herabblickt und dabei in Wirklichkeit nur voller Zorn, Wut und Angst ist. Das war wirklich keine schöne Phase, und ich habe da auch viele Freunde und Kontakte verloren, weil ich einfach ein ätzendes, herablassendes Arschloch war. Ich habe mich fast nur noch über die Außenwelt definiert, über all die Menschen auf die ich herab geblickt habe. Damals hat dann mein Bruder, einer der wenigen Menschen mit denen ich noch halbwegs normal umgehen konnte, mir eins der wichtigsten und wertvollsten Geschenke meines Lebens gemacht, mit dem Buch „Lieben was ist“ von Byron Katie. Sie beschreibt eine simple und pragmatische Methode, um Denkmuster aufzulösen, die einem Schmerz bereiten. Und sie erklärt, warum Schmerz und negative Gedanken keine nötigen Motivatoren sind um zu Handeln.
Die Methode ist ganz simpel:
Du nimmst ein Denkmuster, dass dir Stress, Schmerzen, Ängste oder andere negative Gefühle bereitet und schreibst es auf, z.B. „altbekannt sollte endlich das was ich schreibe so verstehen, wie ich es meine!“
Dann stellt man dazu nach einander vier Fragen:
1. „altbekannt sollte endlich das was ich schreibe so verstehen, wie ich es meine!“,
ist das wahr?
Ja natürlich ist das wahr! Jeder sollte das erkennen, die Menschheit könnte so viel glücklicher sein, wenn sie erkennt, dass es keinen Grund für Unglück gibt!
2.
Kannst du 100% sicher sein, dass das wahr ist?
Naja, 100% natürlich nicht, letzten Endes kann ich niemandem in den Kopf schauen. Ich glaube fest daran, dass es so ist, aber 100% sicher sein kann ich wohl nicht.
3.
Was fühlst du, wenn du denkst „altbekannt sollte endlich das was ich schreibe so verstehen, wie ich es meine!“?
Es nervt mich, ich ärgere mich, wieso versteht er das so anders als ich es meine? Das fühlt sich nicht schön an!
4.
Wer wärst du, wenn du nicht mehr in der Lage wärst diesen Gedanken zu denken?
Ich wäre entspannter, freier. Ich würde keinen Druck verspüren ihm unbedingt begreiflich zu machen was ich meine. Ich hätte die Freiheit selbst zu entscheiden, ob ich es weiter versuche, oder ob ich einfach akzeptiere, dass er meine Aussagen nun mal anders interpretiert.
Der letzte Schritt ist dann das Bilden einer Umkehrung:
„altbekannt sollte
nicht endlich das was schreibe so verstehen, wie ich es meine!“
Ist das wahrer? Wie sieht die Realität aus? Er versteht das was ich schreibe nicht so, wie ich es meine. Das ist die Realität, also ist die Umkehrung wahrer. Und diese Wahrheit ist gut, weil sie mir nur Möglichkeiten eröffnet. Sie kann mich lehren, die Realität entspannter hinzunehmen. Genauso kann sie mich lehren, dass ich mich noch tiefer bewusst mit dem Thema auseinandersetzen muss, das ich vermitteln möchte, um es adäquat rüberzubringen.
Die Akzeptanz der Realität schafft erst echte Entscheidungsfreiheit. Und es ist ein Trugschluss anzunehmen, dass diese Akzeptanz und Entscheidungsfreiheit zur Passivität führt. Im Gegenteil, sie macht mehr Energie frei für Aktivitäten.
Erst die Akzeptanz der Realität ermöglicht es uns, unsere gesamte Energie zur vollen Entfaltung unseres Potentials nutzen zu können. Druck wird nur vom Ego benötigt, nicht vom Selbst.
Einen kleinen Ausschnitt aus dem Buch „Lieben was ist“ hatte ich auch schon mal hier im Thread gepostet:
http://www.mzee.com/forum/showthread.php?t=100112351&page=2&p=8662827&viewfull=1#post8662827