Um daran etwas zu ändern, muss man das Problem freilich erst einmal benennen – so wie es der Minister tat, wie es im Spiegel der Medien da und dort aber kaum aufscheint oder von Hinweisen wie dem eines Wiesbadener Polizeipsychologen begleitet wird, der darauf abhob, dass die Entwicklung angesichts vieler alleinstehender, schlecht integrierter junge Männer ohne Familie, ohne Ausbildung und womöglich ohne Bleibeperspektive „nicht überraschend“ sei. Zugespitzter noch formulierte es ein Journalist in einem Online-Auftritt, in dem es hieß, junge Männer seien „erfahrungsgemäß generell anfälliger dafür, Straftaten zu begehen, als etwa Rentnerinnen über achtzig.“
Rassistische Kategorien leicht gemacht
Das mag wohl sein, aber was ist das für eine fade Pointe? Tut es etwas zur Sache, wenn es darum geht, die Dinge zunächst einmal zu benennen – unter der Maßgabe, dass Straftaten unter allen Umständen für jedermann verboten sind und es die vornehmste Aufgabe des Staates ist, seine Bürger vor Straftätern zu schützen, ganz gleich, wie alt diese sind, welches Geschlecht sie haben, aus welchen sozialen Verhältnissen sie stammen, welcher Religion sie angehören und wessen ideologischen Geistes sie sind? Das Herumdrucksen erst macht es denjenigen leicht, die von einem oder von vielen Fällen auf alle – Zuwanderer, Ausländer, Einheimische, Linke, Rechte, Männer, Frauen, Muslime, Christen – schließen und in rassistischen Kategorien denken. Deren Geschäft funktioniert nur, wenn ausgeblendet wird, was unter das Brennglas gehört.