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[/float]Dendemann ist zurück! Der eins,zwo Rapper veröffentlichte am 1.September über Four Music sein erstes Solo-Album "Pfütze des Eisbergs". Bereits vor drei Wochen, am 11.August, erschien die erste offizielle Single "3 1/2 Minuten". Produziert wurde der Dende-Longplayer fast komplett vom Produzententrio "Audio Treats" (mit u.a. Shuko). Auf Gäste hat er bis auf das Gesangsfeature von Gwen McCrae komplett verzichtet. Im September und Oktober wird Dendemann aka Daniel Larusso aka Volker Racho auf große "Pfütze des Eisberg"-Tour gehen und sein Album live präsentieren. Wir unterhielten uns mit Dende über sein erstes Album als Solo-Künstler und vieles vieles mehr:
MZEE.com Wie fühlt es sich an nach so viele Jahren endlich ein Solo-Album zu veröffentlichen?
Dendemann: Das fühlt sich goldrichtig an. Natürlich hat man selbst immer gedacht man macht das eher, oder das läuft alles schneller oder man ist irgendwie dieses oder jenes... und auf einmal verstellt sich das Gefühl das es so sein sollte und das man mit dem was man da hat, genau zur richtigen Zeit kommt. Oder die klaffende Wunde, die inzwischen entstanden ist, genau groß genug für meinen Salzstreuer ist.
MZEE.com Wieso hat es im Endeffekt so lange gedauert bis das Album erscheint, es war ja schon seit Jahren angekündigt.
Dendemann: Ja guck mal... angekündigt war's von offizieller Seite schon mal, so vor einem Jahr denk ich, und ansonsten war natürlich viel Wunschprojektion von Fans und was weis ich. Im Endeffekt hing diese "Vorankündigung" sehr damit zusammen, dass man die EP (Anm. d. Red.: "DasSchweigenDilemma" - 2003) als Appetizer verkauft hat. Ich denk das war von der Wortwahl ein bisschen falsch, weil Appetizer hieß einfach nur, das man damit keinen großen Aufwand betreibt... die EP einfach in die Läden stellt und tourt, und da jetzt nicht irgendwas auskoppelt und 'ne Werbung schaltet oder sowas. Lange gedauert hat es, weil ich dann doch gemerkt hab, dass ich ja irgendwo am Ende des Tages HipHop-Fan bin und als ein solcher natürlich eine gewisse "Bring-Schuld" habe. Und zwar etwas auf die Beine zu stellen, was mir für HipHop und für die Art wie ich das gerne hätte, irgendwie sinnvoll erscheint. Und da habe ich erstmal den Sound gesucht, weil das hieß für mich erstmal weg von den Tasten, keine Beats mehr selber machen. Bei eins,zwo und SchweigenDilemma hab ich das zu Genüge gemacht und das lief auf ein immer gleiches Klangbild hinaus, auch dadurch, dass ich immer sehr sample-lastig gearbeitet habe. Davon wollte ich irgendwie mal weg... zwanghaft sogar... so auf die Art "nö, das verbietest du dir mal und du suchst dir jetzt Leute, die das können, was du gerne kaufen würdest". Ich hab mir das schon im Vorfeld vorgestellt Beats zu shoppen, als würde ich an einem Donnerstag Nachmittag im Plattenladen stehen. Ich hab mir dann bestimmt ein Jahr lang diverse Sachen schicken lassen, nicht jetzt von allen, auch heute einschlägigen Leuten, aber schon viel. Ich hab festgestellt das unglaublich viel Talent hier rumschwirrt und auch unglaublich viel langweiliges Zeug. Genau wie viele MCs heute, deren Produzenten für sich eine Zufriedenheit daraus erlangen das sie fast so gut sind wie ihr Lieblingsproduzent, und damit konnte ich nicht kommen. Ich will nicht sagen deutsch oder europäisch, aber ich kann auf jeden Fall sagen das ich nicht einfach wie das "Up-to-Date" Amerika-Album klingen wollte, egal wie gut die Sachen sind. Und wenn ich ein Beat höre wie "Guck my man", da habe ich auch gedacht der ist eingekauft, weil er einfach so klingt... das ist so ein Monroe-Brett und das ist so tolle Musik. Immer wenn ich die Sachen erzähle merke ich, es ginge doch auch anders, es gibt doch auch dieses oder jenes, aber für mich war klar, für mich als HipHop-Fan muss ich irgendwas frisches abliefern. Es ist zwar produktionsmäßig wieder ein roter Faden hörbar, aber in der Art der Musik geht schon verschiedenes ab... also von Soul über P-Funk und auch Club.
MZEE.com Das Album wurde ja fast komplett von den Audio Treats produziert, wie kam's dazu?
Dendemann: Ich kannte die ja nicht. 2004 habe ich auf'm Splash Shuko kennengelernt... etwas später bin ich dann mal zu ihm runter gegurkt. Mit Shuko habe ich übrigens auch drei Nummern gemacht, davon hat es aber keine auf das Endprodukt geschafft... eine stand ja im Netz, eine wurde geremixt und eine wird es etwas später geben. Ja und bei Shuko hab ich dann die anderen beiden, Dallas und TheOne&Only kennen gelernt. Auf den CDs von den Audio Treats gab es dann ein, zwei Schlüsselbeats, wo dann einfach klar war, "die machen jetzt alles"! Ab jetzt hör ich auch auf mich umzuhören und mir irgendwelche Sachen schicken zu lassen. Ich hör mir gerne alles an, aber damals war vollkommen klar, die machen die Platte.
MZEE.com Nach all den Jahren sind die Erwartungen an dein Album stets gestiegen, spürst du da einen gewissen Druck deine Fans zufrieden zu stellen, oder machst du dir da keine Gedanken?
Dendemann: Ich hab durch die paar Download-Tracks festgestellt das dies nicht wirklich möglich ist. Also, das es von langjährigen Fans bestimmte Erwartungen gibt. Die liegen aber in der Wortspieldichte, die sie von mir erwarten, die liegen in den Vocalcuts und in der Art des Beats. Wortspieldichte und Vocalcuts sind so Teil von mir, das wird es immer geben. Bei der Art der Musik war mir vollkommen klar das ich da den ein oder anderen vor den Kopf stoße, und das war mir auch recht. Ich kann das immer nur wieder sagen, aus der HipHop-Fan Perspektive noch so ein Retro-Album oder so was zu machen, gerade heute z.B. auf den amerikanischen Alben... da gibt es den 9th Wonder Beat und den Swizz Beat, und alles ist möglich. Teilweise klingt der Swizz Beatz eher als 9th Wonder als umgekehrt und dies und das. Aber ich wollte eben keine Compilation machen. Ich wollte einfach diesen roten Faden haben. Da war mir vollkommen klar das dann Leute kommen und sagen "ach, jetzt rappt Dende über so Synthie-Beats", aber diese Platte repräsentiert musikalisch mehr mein Musikgeschmack, als alles was ich bisher selbst produziert habe.
MZEE.com Was einem natürlich auffällt ist, das du keine Features auf dem Album hast. War das von vornherein so geplant?
Dendemann: Das war nicht so geplant, aber es ist für mich sehr gut nachvollziehbar, das es so passiert ist. Ich mache gerne auf Platten andere Leute mit, aber wenn ich jetzt ein Album mache... das hängt immer von der Idee ab... und es gibt immer Beats die ich höre und sage, das ist ein Solo-MC Beat, das is'n Beat für'n Tag-Team und das ist ein Beat für 'ne Crew oder ne Posse. "Sternzeichen Krebs" ist z.B. ein Beat für zwei Leute, nicht mehr und nicht weniger. Genauso auch z.B. "Broken Language" von Curse, Samy und Trigga... das ist ein Beat für zwei Leute, der fühlt sich einfach so an und muss auch so sein. Komischerweise habe ich mir nur die Solo-Beats ausgesucht (lacht). Ich war da einfach nicht so scharf drauf, also auf Features.
MZEE.com Wie kam's zu dem Albumtitel "Die Pfütze des Eisbergs", gibt es da einen bestimmten Hintergrund?
Dendemann: Naja, ob der Hintergrund erst vordergründig war oder erst der Titel, das sei mal da hingestellt. Klar ist ja aber das "Die Spitze des Eisbergs", genauso wie "das Glas ist halbleer", die klassische Pessimisten-Floskel ist. Und jetzt vom Aggregat-Zustand aus betracht, wäre dann die "Die Pfütze des Eisbergs" die klassische Realisten-Floskel. Das heißt "die nackte Wahrheit" und "alle kochen nur mit Wasser".
MZEE.com Überhaupt bist ja für deine Wortspiele bekannt... bist du da eher der Konzeptrapper oder kommt das bei dir alles spontan?
Dendemann: Es gibt sicherlich Situationen wo man was aufschnappt und sagt damit will ich auch mal was machen. Und vielleicht notiert man das sich sogar. Aber generell entstehen die Sachen immer beim Schreiben.
MZEE.com Zu "Ich so, er so" ist die Fortsetzung auf dem Album zu hören, wie kamst du auf die Idee da einen zweiten Teil aufzunehmen?
Dendemann: Der Wunsch nach dem zweiten Teil ist ungefähr so alt wie der Erste. Da ich aber Fortsetzungen nicht mag, habe ich mich immer mit Händen und Füßen dagegen gewehrt. Der Trick und die Idee von "Ich so, er so" kommt ja aus einer Zeit, in der sich auf einmal die Aufmerksamkeit von anderen Medien und Musikhörern auf deutschen HipHop konzentriert hatte. Der Hauptvorwurf damals war... "ach, immer dieses Gedisse und dieses Gebattle, das ist doch für den Hörer total unentspannt wenn man immer irgendwie beschimpft wird" und dies und das. Da habe ich gedacht, okay, ich erfinde einen Adressaten, den alle gleich total dämlich finden und mitlachen wenn der runtergebuttert wird. Und das hat irgendwie erstaunlich gut funktioniert. In dieser ganzen Entwicklung der letzten drei Jahre, die ich ja quasi nur erlebt habe, drängten sich natürlich einige Ideen auf. Aber mir war klar, ich werde kein Anti-Gangsta-Lied machen und ich werde auch kein ironisches Ich-bin-selber-einer-Lied machen oder so was. Sondern ich wollte wieder ein Mittel finden, mit dem ich die Informationen die ich loswerden möchte... über so einen trojanischen Goggel an den Start zu bringen. Dazu eignete sich eben dieses Format von "Ich so, er so" natürlich wieder sehr gut.
Weiter auf Seite 2!
MZEE.com Auf der Promo-CD steht groß geschrieben: "Auf dieser Promo nicht enthalten ist der Smash-Hit 'Kein Platz im Tourbus". Was können wir denn von diesem "Smash-Hit erwarten und um was geht es in dem Song?
Dendemann: Darf ich nicht verraten... nein, der ist auch auf der endgültigen CD nicht mit drauf. Da habe ich mich jetzt doch dagegen entschieden. Den wird es wahrscheinlich zu Januar-Tour geben. Live-Konzertbesucher kennen das Ding schon zu Genüge... man kann auch nach jedem Auftritt im Gästebuch ein, zwei Tourbus-Einträge lesen. Das ist ein Lied, das mit zwei bis drei zugekniffenen Augen den Leuten erklärt, warum an der Bustür die Freundschaft aufhört und da absolut kein Platz für sie drin ist.
MZEE.com Wieso hast du "3 1/2 Minuten" als erste Single ausgewählt? Es ist ja eher einer der ruhigeren, bzw. chilligeren Tracks auf dem Album.
Dendemann: Es ist das letzte Stück das entstanden ist. Man neigt dazu das am besten zu finden, was man zuletzt gemacht hat. Irgendwie war eben klar, entweder als erste Single, oder gar nicht. Also insgesamt finde ich es einfach das beste Stück auf dem Album. Bei anderen Stücken kann ich bestimmte Stärken besser ausleben, aber irgendwie ist es einfach das beste Stück, die bessere Musik.
MZEE.com Für die Cuts zeigen sich verschiedene DJs verantwortlich, auch DJ Rabauke. Wie kam's dazu?
Dendemann: Rabauke hat natürlich als Ehrensache die Cuts auf "Ich so, er so" gemacht. Die Idee war, die Cuts den DJs zuzuordnen, die sie am ehesten machen sollten. Das heißt Raubake macht den auf "Ich so, ich so", den David P-Scratch auf "Inhalation" macht Explizit, den Blumentopf-Scratch bei "Sensationell" macht Sepalot, den Cora-Scratch bei "Volle Kontrolle" macht Marius No.1 und die anderen sind von GQ und TheOne&Only. Das war einfach eine Idee auf die ich kam. Ich dachte einfach, ich zitiere so viele Leute, ist es nicht am coolsten wenn das der DJ der Band macht, die du zitierst. Und so hab ich das dann auch gemacht.
MZEE.com Was unterscheidet deiner Meinung nach dein Solo-Album von den beiden eins, zwo Alben?
Dendemann: Wenn man ins Detail geht sicherlich einiges. Ansonsten verhältnismäßig wenig. Ich kann das jetzt auch nur aus der Perspektive des Typen erzählen, der's gemacht hat. Beim Aufnehmen ging in mir sehr viel ähnliches vor, wobei ich bei den beiden eins, zwo Alben noch im Kopf hatte, irgendetwas Gutes für den deutschen HipHop zu tun und den Leuten Sachen nahe zu bringen, die sie sonst nicht mitbekommen würden. Und dieses Mal ging es mir wahrscheinlich etwas mehr darum, eine richtig gute deutsche Platte zu machen... weil HipHop wird immer drin sein, egal wie viel ich singe, egal wie der Beat ist. HipHop ist immer so zu Genüge drin, da suchen einige Rapper vergeblich nach. Insgesamt sollte es einfach ein frischer Sound werden. Es ging darum auf der einen Seite die Brillanz des eingespielten und synthielastigen zu haben, und auf der andere Seite die Wärme eines mid-neunziger Sounds.
MZEE.com Was ist eigentlich aus deinem Best-Of Mixtape mit DJ Leo Large geworden? Es ist ja nie offiziell erschienen. Wir da noch was kommen?
Dendemann: Das wird nicht mehr kommen. Wie soll ich das sagen... die Geschichte um das Tape ist schwer zu erklären ohne eine gehörige Portion Schmutzwäsche zu waschen. Leo nicht, also Leo is'n Traum, aber da gab es noch andere Leute die da beteiligt waren und denen sollte es sehr recht sein, wenn ich an dieser Stelle meinen Mund halte.
MZEE.com Hast du für die Zukunft bereits weitere Projekte in Planung oder lässt du dir da wieder ein bisschen Zeit?
Dendemann: Anfang des nächsten Jahres wird es noch mal eine EP zu Tour geben... und jetzt wird erstmal getourt was die Kiste hält. Ende September gehts los... und da freue ich mich am meisten drauf. Ich bin in den drei Jahren der Album-Produktion viel unterwegs gewesen, habe immer die Chance genutzt die Texte auszuprobieren. Ich bin zwar gerne im Studio, schreibe meine Texte, produziere und nehme auf, aber die Bühne ist einfach mein Zuhause. Da bin ich, glaube ich, im Verhältnis zu den anderen, am besten.
MZEE.com Sonst noch irgendwelche Worte an die Leser von MZEE.com?
Dendemann: Esst eure Teller auf, denn gutes Wetter kann man in Deutschland immer gebrauchen. Man merkt schon, dieser eigentlich hervorragende Sommer ist gut für die Leute, deswegen... immer schön aufessen.
Album out: 01.09.06
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Single out: 01.09.06
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Tracklist "Die Pfütze des Eisbergs":
1. Check mal die Rhetorik ab
2. Das erste Mal
3. Das Lied mit dem...
4. Gut und gerne
5. Endlich Nichtschwimmer
6. 3 1/2 Minuten
7. Kommt Zeit dreht Rad
8. Inhalation
9. LaLaLabernich
10. Volle Kontrolle
11. Sachmagehtsnoch
12. Ersolchso
13. Hörtnichauf
14. Sensationell
15. Dende 74 mit Gwen McCrae
Download:
Dendemann - Ersoichso
Video:
Dendemann - 3 1/2 Minuten
Links:
www.dendemann.com
www.yomama.de
www.fourmusic.com
MZEE.com Wie fühlt es sich an nach so viele Jahren endlich ein Solo-Album zu veröffentlichen?
Dendemann: Das fühlt sich goldrichtig an. Natürlich hat man selbst immer gedacht man macht das eher, oder das läuft alles schneller oder man ist irgendwie dieses oder jenes... und auf einmal verstellt sich das Gefühl das es so sein sollte und das man mit dem was man da hat, genau zur richtigen Zeit kommt. Oder die klaffende Wunde, die inzwischen entstanden ist, genau groß genug für meinen Salzstreuer ist.
MZEE.com Wieso hat es im Endeffekt so lange gedauert bis das Album erscheint, es war ja schon seit Jahren angekündigt.
Dendemann: Ja guck mal... angekündigt war's von offizieller Seite schon mal, so vor einem Jahr denk ich, und ansonsten war natürlich viel Wunschprojektion von Fans und was weis ich. Im Endeffekt hing diese "Vorankündigung" sehr damit zusammen, dass man die EP (Anm. d. Red.: "DasSchweigenDilemma" - 2003) als Appetizer verkauft hat. Ich denk das war von der Wortwahl ein bisschen falsch, weil Appetizer hieß einfach nur, das man damit keinen großen Aufwand betreibt... die EP einfach in die Läden stellt und tourt, und da jetzt nicht irgendwas auskoppelt und 'ne Werbung schaltet oder sowas. Lange gedauert hat es, weil ich dann doch gemerkt hab, dass ich ja irgendwo am Ende des Tages HipHop-Fan bin und als ein solcher natürlich eine gewisse "Bring-Schuld" habe. Und zwar etwas auf die Beine zu stellen, was mir für HipHop und für die Art wie ich das gerne hätte, irgendwie sinnvoll erscheint. Und da habe ich erstmal den Sound gesucht, weil das hieß für mich erstmal weg von den Tasten, keine Beats mehr selber machen. Bei eins,zwo und SchweigenDilemma hab ich das zu Genüge gemacht und das lief auf ein immer gleiches Klangbild hinaus, auch dadurch, dass ich immer sehr sample-lastig gearbeitet habe. Davon wollte ich irgendwie mal weg... zwanghaft sogar... so auf die Art "nö, das verbietest du dir mal und du suchst dir jetzt Leute, die das können, was du gerne kaufen würdest". Ich hab mir das schon im Vorfeld vorgestellt Beats zu shoppen, als würde ich an einem Donnerstag Nachmittag im Plattenladen stehen. Ich hab mir dann bestimmt ein Jahr lang diverse Sachen schicken lassen, nicht jetzt von allen, auch heute einschlägigen Leuten, aber schon viel. Ich hab festgestellt das unglaublich viel Talent hier rumschwirrt und auch unglaublich viel langweiliges Zeug. Genau wie viele MCs heute, deren Produzenten für sich eine Zufriedenheit daraus erlangen das sie fast so gut sind wie ihr Lieblingsproduzent, und damit konnte ich nicht kommen. Ich will nicht sagen deutsch oder europäisch, aber ich kann auf jeden Fall sagen das ich nicht einfach wie das "Up-to-Date" Amerika-Album klingen wollte, egal wie gut die Sachen sind. Und wenn ich ein Beat höre wie "Guck my man", da habe ich auch gedacht der ist eingekauft, weil er einfach so klingt... das ist so ein Monroe-Brett und das ist so tolle Musik. Immer wenn ich die Sachen erzähle merke ich, es ginge doch auch anders, es gibt doch auch dieses oder jenes, aber für mich war klar, für mich als HipHop-Fan muss ich irgendwas frisches abliefern. Es ist zwar produktionsmäßig wieder ein roter Faden hörbar, aber in der Art der Musik geht schon verschiedenes ab... also von Soul über P-Funk und auch Club.
MZEE.com Das Album wurde ja fast komplett von den Audio Treats produziert, wie kam's dazu?
Dendemann: Ich kannte die ja nicht. 2004 habe ich auf'm Splash Shuko kennengelernt... etwas später bin ich dann mal zu ihm runter gegurkt. Mit Shuko habe ich übrigens auch drei Nummern gemacht, davon hat es aber keine auf das Endprodukt geschafft... eine stand ja im Netz, eine wurde geremixt und eine wird es etwas später geben. Ja und bei Shuko hab ich dann die anderen beiden, Dallas und TheOne&Only kennen gelernt. Auf den CDs von den Audio Treats gab es dann ein, zwei Schlüsselbeats, wo dann einfach klar war, "die machen jetzt alles"! Ab jetzt hör ich auch auf mich umzuhören und mir irgendwelche Sachen schicken zu lassen. Ich hör mir gerne alles an, aber damals war vollkommen klar, die machen die Platte.
MZEE.com Nach all den Jahren sind die Erwartungen an dein Album stets gestiegen, spürst du da einen gewissen Druck deine Fans zufrieden zu stellen, oder machst du dir da keine Gedanken?
Dendemann: Ich hab durch die paar Download-Tracks festgestellt das dies nicht wirklich möglich ist. Also, das es von langjährigen Fans bestimmte Erwartungen gibt. Die liegen aber in der Wortspieldichte, die sie von mir erwarten, die liegen in den Vocalcuts und in der Art des Beats. Wortspieldichte und Vocalcuts sind so Teil von mir, das wird es immer geben. Bei der Art der Musik war mir vollkommen klar das ich da den ein oder anderen vor den Kopf stoße, und das war mir auch recht. Ich kann das immer nur wieder sagen, aus der HipHop-Fan Perspektive noch so ein Retro-Album oder so was zu machen, gerade heute z.B. auf den amerikanischen Alben... da gibt es den 9th Wonder Beat und den Swizz Beat, und alles ist möglich. Teilweise klingt der Swizz Beatz eher als 9th Wonder als umgekehrt und dies und das. Aber ich wollte eben keine Compilation machen. Ich wollte einfach diesen roten Faden haben. Da war mir vollkommen klar das dann Leute kommen und sagen "ach, jetzt rappt Dende über so Synthie-Beats", aber diese Platte repräsentiert musikalisch mehr mein Musikgeschmack, als alles was ich bisher selbst produziert habe.
MZEE.com Was einem natürlich auffällt ist, das du keine Features auf dem Album hast. War das von vornherein so geplant?
Dendemann: Das war nicht so geplant, aber es ist für mich sehr gut nachvollziehbar, das es so passiert ist. Ich mache gerne auf Platten andere Leute mit, aber wenn ich jetzt ein Album mache... das hängt immer von der Idee ab... und es gibt immer Beats die ich höre und sage, das ist ein Solo-MC Beat, das is'n Beat für'n Tag-Team und das ist ein Beat für 'ne Crew oder ne Posse. "Sternzeichen Krebs" ist z.B. ein Beat für zwei Leute, nicht mehr und nicht weniger. Genauso auch z.B. "Broken Language" von Curse, Samy und Trigga... das ist ein Beat für zwei Leute, der fühlt sich einfach so an und muss auch so sein. Komischerweise habe ich mir nur die Solo-Beats ausgesucht (lacht). Ich war da einfach nicht so scharf drauf, also auf Features.
MZEE.com Wie kam's zu dem Albumtitel "Die Pfütze des Eisbergs", gibt es da einen bestimmten Hintergrund?
Dendemann: Naja, ob der Hintergrund erst vordergründig war oder erst der Titel, das sei mal da hingestellt. Klar ist ja aber das "Die Spitze des Eisbergs", genauso wie "das Glas ist halbleer", die klassische Pessimisten-Floskel ist. Und jetzt vom Aggregat-Zustand aus betracht, wäre dann die "Die Pfütze des Eisbergs" die klassische Realisten-Floskel. Das heißt "die nackte Wahrheit" und "alle kochen nur mit Wasser".
MZEE.com Überhaupt bist ja für deine Wortspiele bekannt... bist du da eher der Konzeptrapper oder kommt das bei dir alles spontan?
Dendemann: Es gibt sicherlich Situationen wo man was aufschnappt und sagt damit will ich auch mal was machen. Und vielleicht notiert man das sich sogar. Aber generell entstehen die Sachen immer beim Schreiben.
MZEE.com Zu "Ich so, er so" ist die Fortsetzung auf dem Album zu hören, wie kamst du auf die Idee da einen zweiten Teil aufzunehmen?
Dendemann: Der Wunsch nach dem zweiten Teil ist ungefähr so alt wie der Erste. Da ich aber Fortsetzungen nicht mag, habe ich mich immer mit Händen und Füßen dagegen gewehrt. Der Trick und die Idee von "Ich so, er so" kommt ja aus einer Zeit, in der sich auf einmal die Aufmerksamkeit von anderen Medien und Musikhörern auf deutschen HipHop konzentriert hatte. Der Hauptvorwurf damals war... "ach, immer dieses Gedisse und dieses Gebattle, das ist doch für den Hörer total unentspannt wenn man immer irgendwie beschimpft wird" und dies und das. Da habe ich gedacht, okay, ich erfinde einen Adressaten, den alle gleich total dämlich finden und mitlachen wenn der runtergebuttert wird. Und das hat irgendwie erstaunlich gut funktioniert. In dieser ganzen Entwicklung der letzten drei Jahre, die ich ja quasi nur erlebt habe, drängten sich natürlich einige Ideen auf. Aber mir war klar, ich werde kein Anti-Gangsta-Lied machen und ich werde auch kein ironisches Ich-bin-selber-einer-Lied machen oder so was. Sondern ich wollte wieder ein Mittel finden, mit dem ich die Informationen die ich loswerden möchte... über so einen trojanischen Goggel an den Start zu bringen. Dazu eignete sich eben dieses Format von "Ich so, er so" natürlich wieder sehr gut.
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MZEE.com Auf der Promo-CD steht groß geschrieben: "Auf dieser Promo nicht enthalten ist der Smash-Hit 'Kein Platz im Tourbus". Was können wir denn von diesem "Smash-Hit erwarten und um was geht es in dem Song?
Dendemann: Darf ich nicht verraten... nein, der ist auch auf der endgültigen CD nicht mit drauf. Da habe ich mich jetzt doch dagegen entschieden. Den wird es wahrscheinlich zu Januar-Tour geben. Live-Konzertbesucher kennen das Ding schon zu Genüge... man kann auch nach jedem Auftritt im Gästebuch ein, zwei Tourbus-Einträge lesen. Das ist ein Lied, das mit zwei bis drei zugekniffenen Augen den Leuten erklärt, warum an der Bustür die Freundschaft aufhört und da absolut kein Platz für sie drin ist.
MZEE.com Wieso hast du "3 1/2 Minuten" als erste Single ausgewählt? Es ist ja eher einer der ruhigeren, bzw. chilligeren Tracks auf dem Album.
Dendemann: Es ist das letzte Stück das entstanden ist. Man neigt dazu das am besten zu finden, was man zuletzt gemacht hat. Irgendwie war eben klar, entweder als erste Single, oder gar nicht. Also insgesamt finde ich es einfach das beste Stück auf dem Album. Bei anderen Stücken kann ich bestimmte Stärken besser ausleben, aber irgendwie ist es einfach das beste Stück, die bessere Musik.
MZEE.com Für die Cuts zeigen sich verschiedene DJs verantwortlich, auch DJ Rabauke. Wie kam's dazu?
Dendemann: Rabauke hat natürlich als Ehrensache die Cuts auf "Ich so, er so" gemacht. Die Idee war, die Cuts den DJs zuzuordnen, die sie am ehesten machen sollten. Das heißt Raubake macht den auf "Ich so, ich so", den David P-Scratch auf "Inhalation" macht Explizit, den Blumentopf-Scratch bei "Sensationell" macht Sepalot, den Cora-Scratch bei "Volle Kontrolle" macht Marius No.1 und die anderen sind von GQ und TheOne&Only. Das war einfach eine Idee auf die ich kam. Ich dachte einfach, ich zitiere so viele Leute, ist es nicht am coolsten wenn das der DJ der Band macht, die du zitierst. Und so hab ich das dann auch gemacht.
MZEE.com Was unterscheidet deiner Meinung nach dein Solo-Album von den beiden eins, zwo Alben?
Dendemann: Wenn man ins Detail geht sicherlich einiges. Ansonsten verhältnismäßig wenig. Ich kann das jetzt auch nur aus der Perspektive des Typen erzählen, der's gemacht hat. Beim Aufnehmen ging in mir sehr viel ähnliches vor, wobei ich bei den beiden eins, zwo Alben noch im Kopf hatte, irgendetwas Gutes für den deutschen HipHop zu tun und den Leuten Sachen nahe zu bringen, die sie sonst nicht mitbekommen würden. Und dieses Mal ging es mir wahrscheinlich etwas mehr darum, eine richtig gute deutsche Platte zu machen... weil HipHop wird immer drin sein, egal wie viel ich singe, egal wie der Beat ist. HipHop ist immer so zu Genüge drin, da suchen einige Rapper vergeblich nach. Insgesamt sollte es einfach ein frischer Sound werden. Es ging darum auf der einen Seite die Brillanz des eingespielten und synthielastigen zu haben, und auf der andere Seite die Wärme eines mid-neunziger Sounds.
MZEE.com Was ist eigentlich aus deinem Best-Of Mixtape mit DJ Leo Large geworden? Es ist ja nie offiziell erschienen. Wir da noch was kommen?
Dendemann: Das wird nicht mehr kommen. Wie soll ich das sagen... die Geschichte um das Tape ist schwer zu erklären ohne eine gehörige Portion Schmutzwäsche zu waschen. Leo nicht, also Leo is'n Traum, aber da gab es noch andere Leute die da beteiligt waren und denen sollte es sehr recht sein, wenn ich an dieser Stelle meinen Mund halte.
MZEE.com Hast du für die Zukunft bereits weitere Projekte in Planung oder lässt du dir da wieder ein bisschen Zeit?
Dendemann: Anfang des nächsten Jahres wird es noch mal eine EP zu Tour geben... und jetzt wird erstmal getourt was die Kiste hält. Ende September gehts los... und da freue ich mich am meisten drauf. Ich bin in den drei Jahren der Album-Produktion viel unterwegs gewesen, habe immer die Chance genutzt die Texte auszuprobieren. Ich bin zwar gerne im Studio, schreibe meine Texte, produziere und nehme auf, aber die Bühne ist einfach mein Zuhause. Da bin ich, glaube ich, im Verhältnis zu den anderen, am besten.
MZEE.com Sonst noch irgendwelche Worte an die Leser von MZEE.com?
Dendemann: Esst eure Teller auf, denn gutes Wetter kann man in Deutschland immer gebrauchen. Man merkt schon, dieser eigentlich hervorragende Sommer ist gut für die Leute, deswegen... immer schön aufessen.
Album out: 01.09.06
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Tracklist "Die Pfütze des Eisbergs":
1. Check mal die Rhetorik ab
2. Das erste Mal
3. Das Lied mit dem...
4. Gut und gerne
5. Endlich Nichtschwimmer
6. 3 1/2 Minuten
7. Kommt Zeit dreht Rad
8. Inhalation
9. LaLaLabernich
10. Volle Kontrolle
11. Sachmagehtsnoch
12. Ersolchso
13. Hörtnichauf
14. Sensationell
15. Dende 74 mit Gwen McCrae
Download:
Dendemann - Ersoichso
Video:
Dendemann - 3 1/2 Minuten
Links:
www.dendemann.com
www.yomama.de
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