Auf der anderen Seite wurdest du oft wegen homophober Texte kritisiert – was entgegnest du da drauf?
Savas: Ich hab natürlich zu Beginn meiner Karriere schon ein paar Texte gemacht, die man, wenn man sich mit Rap nicht auskennt, in den falschen Hals bekommen kann. Da kann man natürlich schnell sagen: „Was ist denn das für ein Asozialer?“ Obwohl ich das alles schon immer auch mit einem Augenzwinkern machte. Homophob bin ich schonmal gar nicht – das heißt ja, man hat Angst vor Homosexuellen – und das habe ich sicherlich nicht. Ich kenne selber Homosexuelle – und ich habe keine Berührungsängste – ich umarme die, wie alle meiner anderen Freunde auch, bin mit denen cool und quatsche über deren Beziehungsprobleme. Im Endeffekte soll auch da jeder die Meinung haben, die er will. Es gibt genug lesbische Frauen, die Männer voll eklig finden und die Vorstellung, Sex mit einem Mann zu haben ebenso. Das finden alle voll okay. Wenn nun allerdings ein besonders männlicher Mann (lacht) sagt, dass er die Vorstellung, mit einem Mann Sex zu haben eklig, ist er gleich homophob. Man muss doch einfach mal sagen dürfen, dass das nicht sein Ding ist. Ich will persönlich auch nicht unbedingt nem schwulen Pärchen zuschauen, wie sie sich die Zunge in den Hals rammen. Manche Leute zum Beispiel sagen, dass sie Fußfetisch voll eklig finden – dabei ist das extrem harmlos und gechillt und die meisten Männer, die ich kenne, die stehen auf Füße. Aber ich kann die Leute doch auch nicht verfluchen und sie „fußophob“ nennen. Man muss sich auch mal bisschen locker machen. Man kann bei manchen Sachen doch auch mal sagen: „Nee, ist nicht so meins“, ohne die Sache an sich gleich zu verteufeln. Und das Rap einfach so ein bisschen ne Macho-Attitüde hat und hau-draufmäßig ist, ist doch auch jedem klar – und so lange die Intention nicht so negativ sind und die gesagten Dinge nicht voller Hass sind, kann man auch einfach mal sagen: Ist okay. Ansonsten muss man sich auch fragen: Wo ist das Maß? Wo fängst du da an, wo hörst du au? Wenn man wirklich so in die Meinung eines anderen so eingrätschen will, muss man sich auch an die eigene Nase fassen und sich selber hinterfragen. Und darf sich selbst vor allem nicht als Maß nehmen. Das hieße dann, dass wir uns alle wahrscheinlich nicht mehr frei bewegen können, das sich immer jemand auf die Füße getreten fühlt.
(Dezember 2015)
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