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Adventskalender

History-​Adventskalender: Türchen #05 – Absolute Beginner (1998)

24 Tür­chen, 24 Jah­re deut­sche Rap-​Geschichte – der MZEE​.com History-​Adventskalender. Heu­te prä­sen­tie­ren wir Euch "Bam­bu­le" von Abso­lu­te Beg­in­ner aus dem Jahr 1998.

Wenn es drau­ßen lang­sam wie­der käl­ter wird und sich das Jahr dem Ende neigt, blickt man selbst ja ger­ne mal zurück und lässt die ver­gan­ge­nen Tage Revue pas­sie­ren. Wir möch­ten mit unse­rem dies­jäh­ri­gen Advents­ka­len­der einen Blick zurück­wer­fen – von heu­te bis hin zu den Anfän­gen von Hip­Hop in Deutsch­land. Sprich: knapp ein Vier­tel­jahr­hun­dert deut­scher Rap. Eine Sze­ne, die Mit­te der 90er unter ande­rem "direkt aus Rödel­heim" kam, aus dem "Fens­ter zum Hof" klet­ter­te, sich "vom Bord­stein zur Sky­line" auf­schwang und "zum Glück in die Zukunft" reis­te, um sich letzt­lich zwi­schen ein paar "Pal­men aus Plas­tik" nie­der­zu­las­sen. Kein Ele­ment der hie­si­gen HipHop-​Kultur dürf­te in all den Jah­ren einen so gewal­ti­gen Wan­del, so vie­le Höhen und Tie­fen, so vie­le Erfol­ge und Miss­erfol­ge durch­lebt haben wie Rap. Genau die­se Ent­wick­lung inner­halb der letz­ten 24 Jah­re möch­ten wir nun für Euch skiz­zie­ren, indem wir jedes Jahr anhand eines Albums dar­stel­len, wel­ches – unse­rer Mei­nung nach – nicht nur das ent­spre­chen­de Ver­öf­fent­li­chungs­jahr, son­dern auch die Sze­ne all­ge­mein nach­hal­tig prägte.

 

1998: Abso­lu­te Beg­in­ner – Bambule

Doch ich brauch' kei­nen Chart­zau­ber und den gan­zen Heckmeck.
Ver­such' nicht anders zu sein, als ich bin, weil das kei­nen Zweck hätt'!

Wer kennt es nicht? Das Ham­bur­ger Rap-​Trio bestehend aus Den­yo, DJMad und dem eins­ti­gen Eiß­feldt aka Jan Delay publi­zier­te am 10. Novem­ber 1998 unter dem Namen Abso­lu­te Beg­in­ner das lan­des­weit erfolg­rei­che Album "Bam­bu­le". Doch eigent­lich waren die Jungs zu die­sem Zeit­punkt kei­ne Beg­in­ner, schon gar kei­ner Anfän­ger mehr – ihre ers­te Ver­öf­fent­li­chung lag bereits zwei Jah­re zurück.

"Bam­bu­le" soll­te alles ändern: Geknickt vom aus­blei­ben­den Erfolg der ers­ten Plat­te "Flash­nizm" releas­ten die drei Jungs die­ses Mal mit Unter­stüt­zung eines Major-​Labels. Buback und Uni­ver­sal ermög­lich­ten es der Grup­pe, einen weit­aus grö­ße­ren Radi­us an Hörern zu erfas­sen, sodass die­ser Wech­sel ent­schei­dend mit­ver­ant­wort­lich für die wei­te­re Ent­wick­lung des Tri­os war. Das führ­te dazu, dass "Bam­bu­le" und das dazu­ge­hö­ri­ge Remix­al­bum "Boom­bu­le" ins­ge­samt über 250.000 Mal ver­kauft wur­den und damit den Gold­sta­tus erhiel­ten. Eine bis dato eher unty­pi­sche Mar­ke für Rap hier­zu­lan­de. Doch nun zum Inhalt: Die Beg­in­ner ste­hen für Den­yos cha­ris­ma­tisch lang­sa­men Flow, Eizis melo­disch ein­präg­sa­me Hooks und Mads Gespür für die rich­ti­gen Cuts und Töne – alles ver­edelt durch "Arf­mann an den Reg­lern". Denn einen ech­ten Pro­du­zen­ten gab es für die Ham­bur­ger nie. Die Beats wur­den größ­ten­teils von Eiß­feldt pro­du­ziert, doch es war immer eine Gemein­schafts­sa­che. So ent­wi­ckel­te sich eine Sound­äs­the­tik, die sich anders als ihre Vor­gän­ger ver­hielt: Die Beg­in­ner waren jün­ger, fres­her und leg­ten mehr Wert auf Style als zum Bei­spiel Blu­men­topf oder Freun­des­kreis. Der Cha­rak­ter der Plat­te besticht vor allem durch sei­ne unglaub­lich har­mo­ni­sche Mono­to­nie, die dem Hörer ein Gefühl der Zufrie­den­heit ver­mit­telt. "Bam­bu­le" ist ein­fa­cher, ehr­li­cher Rap aus unver­brauch­ten Köp­fen und noch heu­te eine per­fek­te Ein­stiegs­plat­te für all jene, die neu in die­sem Gen­re sind.

Es ist das Album des Jah­res 1998, da es nicht nur in Sachen Style und Flow ein­ma­lig ist, son­dern auch die nach­fol­gen­den Strö­mun­gen im Rap­ge­schäft ent­schei­dend mit­be­ein­flusst hat. Mit die­ser Plat­te ent­wi­ckel­ten sich in Frank­furt und Ber­lin Gegen­be­we­gun­gen, die spä­ter als deut­scher Street- und Batt­ler­ap bekannt wur­den und ande­re Inter­es­sen ver­folg­ten. Es ist der Vibe, der "Bam­bu­le" zu einem wirk­lich zeit­lo­sen Klas­si­ker wer­den ließ.

(Jan Men­ger)
(Gra­fik von Dani­el Fersch)