"Was?! Du kennst das nicht? Sekunde, ich such' dir das mal raus." Und schon öffnet sich die Plattenkiste. Wer kennt diesen Moment nicht? Man redet über Musik und auf einmal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem Künstler oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzufangen weiß. Und plötzlich hagelt es Lobpreisungen, Hasstiraden oder Anekdoten. Gerade dann, wenn der Gesprächspartner ins Schwärmen verfällt und offen zeigt, dass ihm das Thema wichtig ist, bittet man nicht allzu selten um eine Kostprobe. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Person so sehr am Herzen zu liegen scheint. In diesem Fall – was uns so sehr am Herzen liegt: Ein Auszug aus der Musik, mit der wir etwas verbinden, die wir feiern, die uns berührt. Ein Griff in unsere Plattenkiste eben.
Der plötzliche Tod von Mac Miller traf mich wie ein Schlag ins Gesicht: Ich hatte nicht damit gerechnet, dass einer meiner Lieblingskünstler nie wieder neue Musik veröffentlichen würde. Genau das gab mir allerdings den Input, den ich brauchte, um über eines meiner Lieblingsalben ein paar Worte zu verfassen – ohne dass ich nochmal reinhören musste.
Als "GO:OD AM" erschien, spielte ich es nicht einmal komplett durch – ganz im Gegenteil: Ich ließ es zunächst ein paar Tage links liegen. Man müsse das Album als Gesamtwerk genießen und die Ohren spitzen, meinte ein ehemaliger Redakteur von uns. Genau das tat ich dann auch und aus einmal Hören entwickelte sich ein Ritual: Jeden Morgen ertönte der schrille Weckton, der das Album einleitet, immer wieder aufs Neue. Gerade wenn man das trippy Vorgängeralbum kennt, weiß man, wie sanft dieses Werk klingt. Es wirkt, als hätte Mac Miller einiges aufgearbeitet und sich vielem gestellt, um eine Art musikalische Wiedergeburt zu zelebrieren. Insgesamt gibt es allerlei stimmungsvoll-melancholische Produktionen. Für diesen Vibe sorgen namhafte Produzenten wie Vinylz oder Christian Rich. Ebenso wissen die Featuregäste auf ihren Parts zu überzeugen, so liefert etwa Ab-Soul eine stimmige Gaststrophe auf "Two Matches" ab. Doch auch wenn Easy Macs Rapparts noch so glücklich klingen, sollte man bei "GO:OD AM" genau hinhören. Auf "Brand Name" heißt es etwa: "To everyone to sell me drugs. Don't mix it with that bullshit. I hopin' not to join the twenty seven club." Das Album zeigt mir damals wie heute, dass Mac Miller ein Künstler durch und durch war, der wusste, wie er seine Emotionen geschickt ausdrückt, ohne dabei kitschig zu wirken.
Bezeichnend für die Platte ist der persönliche Touch, der eingeflossen ist. Dabei sticht vor allem das Interlude einer Mailboxansage seines Bruder heraus, bei der man sich trotz allem wünscht, bald wieder was von Mac Miller zu hören: "I wish you were here, happy holidays. I love ya. And I hope you have a good night … weekend. I hope I talk to you soon. Alright, godspeed."
(Laila Drewes)