Message lief auf Repeat, ja, auf jedem Release.
Ich bin besser als die, hab'n jetzt alle kapiert.
Einigen Rap-Hörern dürfte Lance Butters seit 2010 beziehungsweise 2011 durch das VBT auf rappers.in ein Begriff sein. Sieben Jahre und diverse Releases sowie ein Signing bei Four Music später präsentiert der maskierte Rapper sein zweites Solo-Album "ANGST", das nicht wie bisher von Bennett On, sondern komplett von Ahzumjot produziert wurde.
Bisher ließ sich Lance Butters' Diskografie gut durch Battlerap-typische Selbstzelebrierung zusammenfassen, bei der immer mal wieder der ein oder andere Track übers Kiffen eingestreut wurde. Hervorzuheben war dabei stets die einzigartig ignorante und arrogante Vortragsweise. Die Maske verleiht dem Künstler eine Art Unantastbarkeit, die das Ganze umso interessanter macht. Der einzige, der dahinter blicken kann, ist Lance selbst – und genau das geschieht auf dem neuen Release. Die Quintessenz des Albums wird bereits auf dem Titel- und Eröffnungssong "Angst" klar: "Keiner jagt mir Angst ein. Ich mach mich selbst kaputt, Digga, kann sein." Über die gesamte Platte gewährt er Einblicke in seine Gefühlswelt, seinen "Keller", die nicht nur für seine Verhältnisse ungewohnt sind. Der Höhepunkt des Albums ist der emotionale Tiefpunkt des Rappers: Der Verlust des Vaters wird an anderen Stellen der Platte bereits erwähnt und gipfelt auf "Mag sein" in einer mitreißenden Auseinandersetzung mit einem Familienmitglied. Dennoch lässt "ANGST" trotz des düsteren Soundbilds auch die von Lance Butters gewohnten szenekritischen Battle-Tracks nicht vermissen. Egal wie scheiße er sich selbst finden mag, alle anderen sind immer noch schlimmer.
Der Künstler lässt nicht die Maske fallen, aber die Hosen runter. Anstatt zum 100. Mal über Frauen, Geld und Gras zu rappen, verarbeitet er persönliche Erlebnisse. Es ist jedoch nicht das vor Promo triefende "persönlichste Album seiner Karriere", von dem man so oft in Deutschrap-Interviews hört. Stattdessen verleiht er seinem Werk einen aufregenden Anstrich, ohne dabei an Authentizität einzubüßen.
(Michael Collins)