Fühl' mich eher so Ghetto-Rap, was meine Laune betrifft.
Auch wenn er schon einiges veröffentlicht hat, markiert DISSYs Debütalbum "Playlist 01" doch so etwas wie einen Neubeginn – zumindest dem Namen nach. Es ist der erste Teil, der Anfang von etwas Neuem. Mit dem Album möchte der Rapper all sein experimentelles, musikalisches Know-how in einem abgerundeten Langspieler präsentieren.
Wer DISSY kennt, der weiß, dass ihm künstlerische Scheuklappen fremd sind. Er bewegt sich abseits von Genre-Konventionen des Sprechgesangs. Das verrät bereits ein flüchtiger Blick auf die Tracklist: Gleich zwei Mal liest man dort den Namen Clueso. Besonders poppig gerät "Playlist 01" aber nicht. Es ist viel mehr ein recht düsteres Machwerk, das DISSY hier geschaffen hat, stets mit den Ängsten und Problemen unserer Zeit im Hinterkopf. Dabei reflektiert er auch den Umgang damit. Auf "Die Welt ist böse" etwa beschreibt der Protagonist das Verdrängen der zusehends bedrückender werdenden Gegenwart im Rausch. Mit "Playlist 01" bildet DISSY exemplarisch die Lethargie, aber auch das Potenzial seiner Generation ab, ohne sich dabei gekünstelt als Sprachrohr zu inszenieren. Stattdessen wird durch die direkte Wortwahl und seine unmittelbare Ich-Perspektive ein nachvollziehbarer Einblick in die Gedankenwelt des Musikers ermöglicht. Doch erst mithilfe der äußerst atmosphärischen Produktionen gewinnen DISSYs lyrische Darstellungen ihr besonderes Gewicht. Gemeinsam mit Produzenten wie Dope est dope, Kabuki oder Dongkong erzeugt er einen dichten und kohärenten Sound, bei dem elektronische Elemente kreativ eingesetzt werden und der so ziemlich einzigartig klingt.
Es ist diese Kreativität, die letztlich die große Stärke von "Playlist 01" darstellt. Der Künstler schafft damit eine Platte, die trotz vieler gerappter Parts eigentlich kaum noch ausschließlich dem Sprechgesang zugeordnet werden kann. Gleichzeitig überzeugt er mit einer treffsicheren Lyrik, die frei von sprachlichen Gemeinplätzen stimmungsvoll DISSYs Sicht auf das Leben offenbart.
(Florian Peking)