Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Mic Check eine Hilfestellung bieten. Rappern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Du rappst laut eigener Aussage bereits, seit du etwa zwölf Jahre alt warst. Kannst du dich noch an eine deiner ersten Lines von damals erinnern?
Jaza: Tatsächlich habe ich erst vor Kurzem meine uralte Festplatte durchstöbert und einige alte Tracks von mir und meiner damaligen Crew gefunden. Da wird einem immer wieder bewusst, was für Fortschritte man gemacht hat. Eine Line, die mir aus meinen Anfängen bis heute im Kopf geblieben ist, lautet: "Mein Leben verläuft jenseits von Logik, während deine Mutter Karriere macht bei DSF 'Sport Clips'."
MZEE.com: Wie bist du damals denn eigentlich zur HipHop-Szene gekommen und dazu, selbst zu rappen?
Jaza: Diese Frage versuche ich mir schon seit Jahren selbst zu beantworten. Als ich acht Jahre alt war, hat mir meine Schwester eine selbstgebrannte CD mit Eminem-Tracks geschenkt. Das hat mir eine neue Welt an Musik eröffnet, ich fühlte mich regelrecht erleuchtet! Ich denke, jeder Mensch hat das Bedürfnis, sich auszudrücken und sich mit etwas identifizieren zu können. Rap hat mich seit meiner Kindheit begleitet und die großen Rapper auf VIVA und MTV haben mich als kleinen Jungen immer beeindruckt. Deshalb war es naheliegend, Rap als mein eigenes Sprachrohr zu benutzen und dadurch meine Identifizierung zu finden. So habe ich als Neunjähriger die Tracks der Großen nachgerappt und – damals noch auf Kassette – aufgenommen, bevor ich einige Jahre später anfing, eigene Texte zu schreiben.
MZEE.com: Du sprichst durchaus auch Hochdeutsch, hast dich aber bewusst dafür entschieden, auf Schweizerdeutsch zu rappen – eine Entscheidung, die deine Reichweite vermutlich eher verkleinert. Gibt es bestimmte Gründe dafür?
Jaza: Jeder deutschsprachige Schweizer spricht auch Hochdeutsch. Aber es gibt einen Grund, weshalb es praktisch keine Schweizer Rapper gibt, die auf Hochdeutsch rappen: weil Schweizer einen so extremen Akzent haben, dass man ihr Hochdeutsch nicht ernst nehmen kann. So ist das auch bei mir. Auf Schweizerdeutsch zu rappen ist eine Entscheidung, die zwar den Markt unvorstellbar reduziert, aber meine Musik authentisch macht. Und die Authentizität und zu tun, was mir Spaß macht, ist mir dann doch wichtiger, als etwas zu tun, nur weil es sich potenziell besser verkauft.
MZEE.com: Deine Tapes erscheinen nach wie vor for free, Geld verdienst du damit also keines. Welche Ziele verfolgst du stattdessen mit der Musik?
Jaza: Es ist richtig, ich verdiene praktisch kein Geld mit meiner Musik. Für Liveauftritte gibt's zwar Gage, aber die ist kaum erwähnenswert. Ich denke aber, würde ich es nur fürs Geld machen, wäre ich sowieso auf dem falschen Weg. Ich verfolge zwar durchaus das Ziel, irgendwann ein Management im Rücken zu haben, das mir die mühsame administrative Arbeit wie Gig-Anfragen, Verhandlung wegen Gage und so weiter abnimmt und mich für meine Projekte finanziell unterstützt. Schlussendlich mache ich meine Musik aber, weil ich es gerne mache. Weil ich gerne mit meinen Jungs unterwegs bin, wir neue Orte kennenlernen, wenn wir für Konzerte in der Schweiz und in Deutschland rumkommen. Weil ich gerne im Studio sitze, an einem Text oder Beat feile, bis ich aus dem Hirn blute. Weil Rap mich herausfordert, es ist wie Sport. Ich gebe zu: Ich mag es, wenn ich für meine Musik entlohnt werde, aber niemals würde ich meine Musik nur für Geld machen. Dafür habe ich einen Vollzeitjob.
MZEE.com: Bisher hast du dich ja mit Features eher zurückgehalten, daher würde es uns zu guter Letzt interessieren, ob es irgendeinen Künstler gibt, mit dem du gerne zusammenarbeiten würdest.
Jaza: Diverse Künstler haben mir in der Vergangenheit gezeigt, dass es verdammt mühsam ist, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Deshalb habe ich mich bei meinem letzten Projekt, der "BLIBE STABIU"-EP, nicht auf Feature-Anfragen eingelassen. Für mein kommendes Projekt sind aber wieder Features geplant. Zum Beispiel konnte ich mit einem Schweizer Rap-Urgestein eines meiner Kindheitsidole als Feature gewinnen. Wer das ist, erfahrt ihr am Release Day, dem 2. Dezember 2018. Wer mich aber schon immer musikalisch und auch persönlich interessierte, ist Private Paul. Ich finde, er ist ein wahnsinnig guter Künstler und most underrated! Da wir eine Weile Kontakt hatten, als er 2014 eine EP produzierte, auf der ich vertreten war, habe ich auch private Dinge mit ihm besprochen und finde ihn auch auf persönlicher Ebene einen coolen Dude.
Ein Exclusive von Jaza könnt Ihr Euch ab sofort auf dem YouTube-Channel von MZEE.com ansehen:
(Daniel Fersch & Lukas Päckert)
(Grafiken von Puffy Punchlines, Logo von KL52)
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