Schau, i moch' die Stroßn haß – wie du waßt, bin i Feia.
Und i schein' so wie a Star – so wie Cassiopeia.
Rap, der personifizierte Widerspruch in sich. Einerseits stets bedacht darauf, möglichst real und "von der Straße" zu sein, andererseits misst er individuelle Daseinsberechtigungen nur allzu gern an Markenkleidung und teuren Autos. Wenn diese Extreme dann auch noch auf einem Album stattfinden, ist die Authentizität der Kunstfigur dazwischen recht schnell aufgerieben. Auf "Bullies in Pullis II" teilt man den Widerspruch zumindest auf – doch ob das neueste Release von Young Krillin und Crack Ignaz deshalb in sich harmonisch wird, ist damit noch nicht gesagt.
Hinsichtlich der allgemeinen Soundästhetik besteht diese zweifellos. Fid Mella und Clefco sorgen dafür, dass der teils fast fragile Flow von Krillin und der ignorant-arrogante Rapstil von Ignaz sich im Zusammenspiel bestens auf den samplelastigen Beats entwickeln können. Die Verwendung von Instrumentalstücken direkt vom Vinyl in einem auch aktuell en vogue anmutenden Kontext mündet in ein ganz eigenes Klangspektakel. Ein großartig hörbarer Beweis, wie gegenteilige Soundbilder zu einem zusammengefügt werden können. Was atmosphärisch also wunderbar aufgeht, funktioniert dann tatsächlich auch auf textlicher Ebene. Technisch auf ähnlichem Level agierend, geben sich die Interpreten gefühlt so gegensätzlich wie irgend möglich. Während Ignaz "oan Schluck" vom "Pino Grigio" nimmt, stammt Krillins Wasser ganz schlicht aus dem Wasserhahn. Das so entstehende Schmäh-Yin-Yang nimmt die eigentlichen Widersprüche auf, sodass die Extreme – statt sich gegenseitig zu negieren – gemeinsam einen gesunden, nüchternen Gesamteindruck der Lebensweisen der beiden Interpreten wiedergeben.
So widersprüchlich, wie die beattechnischen Versatzstücke und die inhaltlichen Sichtweisen auch ausfallen, so gelungen greift all dies auf "BiP II" doch ineinander. Young Krillin und Crack Ignaz führen "Bullies in Pullis" hiermit nicht nur auf qualitativ besserer Ebene fort, sie verstehen es auch, ein völlig neues Soundkonzept gekonnt umzusetzen.
(Daniel Fersch)