Monat für Monat bringt die deutsche Rapszene mehr Releases hervor, als ein einzelner Mensch überhaupt hören kann. Auch uns als Redaktion geht es da nicht anders. So fallen bei der Flut an Neuerscheinungen immer wieder Werke unter den Tisch, denen man liebend gern noch seine Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Letzteres möchten wir hiermit machen und Euch genau die Platten näherbringen, die ansonsten vielleicht nicht so sehr im Fokus stehen. Kurz und knapp vorgestellt am Ende jedes Monats, sind diese Werke "Last but released".
Dexter – Nicht auf Arbeit sondern Tour
Wenn Platin-Produzent Dexter nicht gerade Beats macht, dann rappt er – zuletzt zu hören auf seinem Album "Haare nice, Socken fly" aus dem vergangenen Jahr. Wenn er aber nicht gerade neue Raps recordet, dann wiederum geht er auf Tour. Passend dazu veröffentlichte er die vier Tracks starke EP "Nicht auf Arbeit sondern Tour". Soundtechnisch wird natürlich an die Wavyness vergangener Produktionen angeknüpft. Und auch textlich bringt uns Dexy wieder mit gekonnter Leichtigkeit eingängige Zeilen voller Witz. Gediegene Raps und atmosphärische Instrumentals gehen hier Hand in Hand und bringen schon etwas Sommerfeeling in das noch kalte Frühjahr.
Lea-Won – Zu schön um falsch zu sein
Ob er sich "hinter Glas verstecken" will oder andere dazu bringt, ihn lieben zu lernen – was immer Lea-Won auch macht, macht er unabhängig von konventionellem Rap oder der Meinung anderer. So dürfte es auch niemanden verwundern, dass das neueste Werk aus der Feder des Münchners eigentlich gar nicht fertig ist. Viel eher besteht es aus fünf Skizzen, die gefühlt irgendwo zwischen vollständigem Track und experimenteller Aufnahme liegen, allesamt aber vor allem eines sind: "zu schön um falsch zu sein". Wer sich darauf einlässt, der bekommt entspannten, atmosphärischen Sound mit schonungslos ehrlichen Texten und dem Lea-Won-typischen Mut, Inhalte, Raps und Beats anders zu nutzen, als man das vom überwiegenden Teil der Szene gewohnt ist.
Im Musikvideo zu "Jetzt", mit dem "High of Life" erstmalig angekündigt wurde, lag Waldoe regungslos auf einer Matratze. Widmet man sich dann dem Rest der EP, stellt man fest, dass genau das ein sehr passender Modus ist, um Waldoes relaxten Flow auf entspannten, atmosphärischen Sounds von Nu Mak und Enaka zu genießen. Inhaltlich geht es gleichermaßen gechillt weiter. Ernstere Themen werden, sofern sie überhaupt vorkommen, höchstens kurz angeschnitten und mit Humor abgewürgt. So lädt "High of Life" zu einem sorglosen Tag im Bett ein.
(Florian Peking, Daniel Fersch, Steffen Uphoff)