Das Viertel hier ist Hipster-esk, aber so schön kindgerecht.
Auf dem Spielplatz liegt mal wieder ein rostiges Fixbesteck.
Lange Jahre stand das Warenhaus am Weinberg leer, ehe es als Eventlocation diversen Großveranstaltungen wie der Fashion Week ein Zuhause gab. Anfang 2018 rückt Flexis das fast vergessene Bauwerk wieder in den Fokus, indem er sein Mixtape nach dem "Kaufhaus Jandorf" benennt. Genau wie das Gebäude ist auch der Rapper ein Berliner Urgestein. Auf dem ersten Solo-Release seit 2013 geht er ganz offen mit den Einflüssen der Metropole um.
Das Bild, welches er dabei von der Hauptstadt zeichnet, ist keinesfalls zu positiv oder undifferenziert. Von Gentrifizierung und der abgestumpften Jugend handeln viele Songs, auch der Feier-Wahnsinn im "Prince Charles" findet seinen Platz. Dazwischen sind Anspielstationen, die persönlicher kaum sein könnten, beispielsweise der Abgesang auf den eigenen Vater "H.S." – denn auch die ehrliche und offene Art, seinen Tod zu verarbeiten, hat Flexis in Berlin gelernt. Lyrisch hält er dabei durchgängig Abstand von aktuellen Rap-Trends, weiß stattdessen mit pointierten Versen und musikalischen Ohrwurm-Hooks zu überzeugen. Nur die Sprünge zwischen überzeichnet-ironischen und tiefgründigeren Tracks fallen ab und an mal negativ auf. So ist es doch etwas befremdlich, wenn zuerst über die "Party vorm Club" gerappt wird, ehe man seinen "Abschiedsbrief" zu hören bekommt.
Beim Bummeln durch das "Kaufhaus Jandorf" gibt es einiges zu bestaunen. Wir sehen durch Flexis' Schaufenster einen reflektierten und facettenreichen Rapper, der es versteht, seine Lyrics spannend genug zu erzählen, um Hörer von Sekunde Eins an zu fesseln. Lediglich zu wechselhaft wirkt das Werk bisweilen, doch darüber kann man dank der kurzen Spielzeit auch hinwegsehen. Hoffen wir also, dass die Hauptstadt nicht noch einen weiteren Rapper verschluckt und wir stattdessen noch viel vom Berliner hören werden – auch wenn die Metropole "geteert wurde mit Künstler-Pech".
(Sven Aumiller)