Zwischen Hallo und Tschüss verspür' ich immer Stress.
Und sende Zorn zurück, weil ich weiß, dass du's nicht checkst.
"Pugnus & Palma", der Titel der neuen Paranoid Media-EP, stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "Faust und Handfläche". Beides kann man einsetzen, um Schläge zu verteilen. Und genau das machen die aus verschiedenen Städten stammenden Künstler auf ihrem Release – gegen die Rapszene, die Gesellschaft und sich selbst.
Die negative Grundstimmung, die in den Texten von emaydee, den Cuts von Stevie Drumz und der von Sputnik produzierten Musik steckt, zieht sich durch die gesamte EP. Dabei ist es aufgrund der kryptischen Lyrics gar nicht so einfach, den Ursprung der tief sitzenden Unzufriedenheit auszumachen, die hier in fünf Tracks katalysiert wurde. Fest steht jedoch, dass man sich das hier Dargebotene besser nicht in Momenten anhören sollte, in denen man körperliche oder seelische Entspannung sucht. Denn besonders angenehm klingt "Pugnus & Palma" beim besten Willen nicht. Während die Beats vor sich hin rumpeln, spuckt emaydee wütende Zeilen über seine pessimistische Weltsicht ins Mikrofon. Um das schätzen zu können, bedarf es einiger Aufmerksamkeit und Interpretationsarbeit. Und das ist anstrengend, was vermutlich gar die Intention der Künstler war. Das Gehörte soll einen dazu bringen, sich unwohl zu fühlen und alles zu hinterfragen. Warum ist unsere Welt so fehlerbehaftet? Warum sind wir selbst so dysfunktional? Leben wir in Wahrheit nur in einer Scheinwelt, die uns die empfundene Realität lediglich vorgaukelt? All das sind Überlegungen, die man beim Hören der EP anstellt. Darin liegt die wohl größte Qualität der Veröffentlichung.
Neben Paranoid Media selbst liefern auch die Gast-DJs S-Trix und Greenstylez sowie der Sänger Sorab Jon Asar allesamt Beiträge ab, die ins aufreibende Konzept der EP passen. Zweifellos werden die meisten Rapfans die bittere Pille, die "Pugnus & Palma" darstellt, nicht schlucken wollen. Wer jedoch nichts gegen Schläge für Gehör- und Gedankengang hat, kann hier bestens einen Blick durch das "Loch in der Matrix" werfen.
(Steffen Bauer)