Jeden Tag Lucio heißt: jeden Tag Flex.
Ich red' nicht von Koka, ich sag', ich bin fresh.
"Eiskalt" veröffentlicht Luciano nicht mal ein Jahr nach seinem Mixtape "Banditorinho" schon sein erstes Album. Bekannt ist der Berliner wohl hauptsächlich durch seinen Part auf dem letzten Kalim-Album oder die Single "Jagen die Mio" mit Crewkollege Nikki Santoro. Aber so richtig durchgestartet ist seine Crew, das Locosquad, mit der Musik bisher noch nicht. Mit seinem Debüt und dem Majordeal bei Universal Music könnte Luciano das nun ändern.
Der Titeltrack erweist sich dabei als mäßig guter Einstieg. Zwar ist es äußerst eingängig, wie Luciano in fast jeder Zeile "eiskalt" ins Mikro raunt, doch der restliche Text geht dabei unter. Stattdessen bleibt hängen, wie oft das Wort "Negro" fällt. Catchphrase hin oder her: Wenn man ein Wort in jedem Track in jedem Part an den ungewöhnlichsten Stellen benutzt, zeugt das eher von Einfallslosigkeit. Von diesen Mankos mal abgesehen bekommt man aber ein typisches Straßenrap-Album: Luciano hustlet "jeden Tag", bekundet die Liebe zu seiner Gang und behauptet zurecht, dass "die Straße ein Teil" von ihm ist. Das ist genau das, was man erwartet, aber auch nichts Neues. Lediglich der starke Stimmeinsatz und die eingängigen Hooks werten die Musik etwas auf. Zudem wagt der Berliner auf zwei Tracks einen Blick über den Tellerrand, indem er sehr persönlich und ernst wird, kratzt damit aber lediglich an der Oberfläche der Tiefsinnigkeit. Gleichzeitig sind "Vorankommen" und "Geh meinen Weg" auch die einzigen Songs, die das Soundbild ein Stück weit auflockern. Denn das hauptsächlich von Deemah produzierte Album ist zwar im Grunde abwechslungsreich, doch seine Beats werden so sehr von donnernden Bässen und Snares dominiert, dass sie sich meist stark ähneln.
Luciano liefert also ein solides Debüt ab und weiß seine druckvolle Stimme gekonnt einzusetzen. Man kann ihm auch nicht absprechen, dass er Straßenrap verstanden hat. Doch das wird kaum reichen, um sich gegen die Konkurrenz in diesem Subgenre durchzusetzen.
(Lukas Päckert)