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Kritik

102 Boyz – 102 Promille

"Wech­sel' mei­nen Ort, doch die Beschäf­ti­gung bleibt gleich. Vier Gramm, 50 Euro – mor­gen bin ich reich!" – Hier fin­det Ihr ab so­fort die Kri­tik zum aktu­el­len Release der 102 Boyz, "102 Pro­mil­le", aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Wech­sel' mei­nen Ort, doch die Beschäf­ti­gung bleibt gleich.
Vier Gramm, 50 Euro – mor­gen bin ich reich!

KKuba102, Stacks102, Duke102, Chapo102, Addikt102 und Skoob102 – die Lie­be zur eige­nen Crew merkt man den 102 Boyz schon an den Namen an. Um das Jahr abzu­schlie­ßen, in dem die For­ma­ti­on einen Fuß in die Tür der Rap­sze­ne bekam, ver­öf­fent­lich­te sie Anfang Dezem­ber ein neu­es Album.

Auf "102 Pro­mil­le" bewei­sen die Boyz ein­mal mehr, dass auch Jungs aus unschein­ba­re­ren Städ­ten den Street-​Shit füh­len kön­nen. Die Trai­nings­an­zü­ge sit­zen, der Bass ist auf­ge­dreht und die Bars knal­len einem ins Gesicht. Die Crew aus dem ost­frie­si­schen Leer bleibt also bei dem, was sie kann: einer Mischung aus Trap-​Exzessen und ent­spann­tem 808-​Sound, wobei Auto­tu­ne natür­lich nicht feh­len darf. Auch inhalt­lich hat sich nicht viel ver­än­dert: Im Vor­der­grund steht das Wir-​Gefühl, dicht gefolgt von kla­ren Ansa­gen, mit wem man es hier zu tun hat. Doch so hart und aso­zi­al die Jungs sich teil­wei­se auch geben, kom­men immer wie­der Lines, die einen unwei­ger­lich zum Schmun­zeln brin­gen. Zei­len wie "Erzähl nich, dass du Geld hast, Dig­gi – du trägst eine Monster-​Kappe" oder "Du kriegst nur ein Fea­ture, schlägst du KKu­ba mal in FIFA" neh­men dem Gan­zen ein wenig die Ernst­haf­tig­keit und las­sen die 102 Boyz unglaub­lich sym­pa­thisch wir­ken. Beson­ders her­aus­ste­chend sind die Songs, auf denen Duke102 mit­wirkt, der sei­ne Parts auf Pol­nisch rappt. Ob man das nun fei­ert oder nicht, ist wohl letzt­end­lich Geschmacks­sa­che. Jedoch ste­hen vom rei­nen Klang her Dukes Stro­phen denen der ande­ren Boyz in nichts nach. Ein wenig scha­de ist, dass auf "102 Pro­mil­le" ansons­ten lei­der wie­der nicht die Kom­fort­zo­ne ver­las­sen und wenig expe­ri­men­tiert wurde.

Die Gang aus Leer kann mit ihrer neu­es­ten Ver­öf­fent­li­chung also pro­blem­los an ver­gan­ge­ne Arbei­ten anknüp­fen. Ledig­lich die ver­pass­te Chan­ce, Neu­es zu pro­bie­ren, könn­te man den Rap­pern vor­wer­fen. Aber dafür wird noch viel Zeit sein in der Kar­rie­re der 102 Boyz.

(Stef­fen Uphoff)