Auf dem Kiez kannst du hör'n, wie der Teufel lacht.
Ballermann dabei, weil die Straße nicht nur Freunde macht.
2017 dominiert die 187 Strassenbande deutschen Straßenrap mehr denn je. Ein Mitglied bekam jedoch aufgrund eines Mangels an eigenen Releases bislang den mit Abstand kleinsten Teil des enormen Kuchens ab – und zwar Sa4. Mit seinem Debütalbum "Neue deutsche Quelle" soll sich das nun ändern.
Um es gleich vorwegzunehmen: Die Starpower, die bei der Bande vor allem ihren Zugpferden Gzuz und Bonez MC innewohnt, kann Sa4 leider nicht vorweisen. Dabei beherrscht er sein Handwerk durchaus gut. Voller Aggression und Inbrunst gibt er technisch ausgefeilte Texte zum Besten, die den ewigen Kreislauf aus fressen und gefressen werden im Milieu thematisieren. Allerdings ähneln sich die meisten Tracks auf inhaltlicher und musikalischer Ebene so stark, dass man zum Skippen geneigt ist. Eine Ausnahme stellt dabei das autobiografische "Sechzehn" dar, das alleine durch seine Andersartigkeit jedoch kaum herausstechen kann. Die rar gesäten Höhepunkte des Albums sind bezeichnenderweise besonders harte Straßenbanger wie "Fokus auf Plus" mit LX oder "Allstars" an der Seite der gesamten Bande. Diese Tracks leben aber vordergründig von der Chemie, die zwischen Sa4 und seinen Kollegen besteht. Eine solche kommt mit einigen der zahlreichen Featuregäste, unter ihnen Hasan.K & Gringo oder AK Ausserkontrolle, leider nicht zustande. Im Verbund mit alten Weggefährten scheint der Hamburger schlichtweg besser zu funktionieren als mit neuen Kollaborateuren. Gleiches gilt für das Zusammenspiel mit den Produktionen von Jambeatz, die weitaus besser mit seinen Raps harmonieren als die von Goldfinger Beatz oder Sonus030.
Mit "Neue deutsche Quelle" gelingt es Sa4 nicht, aus der Flut an soliden Straßenrap-Releases herauszustechen. Dafür ist der Eindruck, welchen er hinterlässt, einfach nicht prägend genug. Die Rolle eines Edeljokers spielt er zwar gut, jedoch ist er weit entfernt vom Status eines Kapitäns. Soll sich das in Zukunft ändern, so muss er Wege finden, auch ohne seine Mitspieler zu glänzen.
(Steffen Bauer)