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Kritik

Cro – tru

"Ich war mit­ten­drin dane­ben, aber irgend­wie allei­ne." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu Cros aktu­el­lem Release "tru" aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

"Ich war mit­ten­drin dane­ben, aber irgend­wie alleine."

So erfolg­reich Cros Kar­rie­re begann, so schwer hat­te er es anfangs. Von jetzt auf gleich in den Charts, ohne sich erst­mal eine gesun­de Fan­ba­se auf­bau­en zu kön­nen. Aus mar­ke­ting­tech­ni­schen Grün­den fast schon dazu gedrängt, wei­te­re Pop-​Hits fol­gen zu las­sen. Wegen eben jener von Tei­len der Sze­ne sofort ver­sto­ßen. Und selbst eigent­lich immer nur das machen wol­len, wozu man Bock hat, doch nie die Chan­ce dazu bekom­men. Zeit, dass der Typ mit der Pan­da­mas­ke uns zeigt, wie "tru" das Bild ist, das wir von ihm haben.

Und tat­säch­lich: nach zwei erfolg­rei­chen, Hit-​Single-​schwangeren Alben scheint der Ra(o)pper sich sowohl bei Label­hei­mat als auch Fans genug Ver­trau­en erar­bei­tet zu haben, um nun genau die Musik machen zu dür­fen, die er will. Dies bedeu­tet jedoch weder eine Abkehr vom radio­taug­li­chen Zuckerguss-​Sound noch das Anbie­dern bei der ver­hass­lieb­ten Rap­sze­ne. Viel eher macht Cro sei­ne eige­ne Sze­ne auf. Und die fin­det statt, irgend­wo zwi­schen mini­ma­lis­ti­schen Sounds, brei­ten Klang­tep­pi­chen, Singsang-​Flow, Auto­tu­ne, selbst­ge­sun­ge­nen, eng­li­schen Bridges und Wyclef Jean-Fea­tures. Zeit­gleich lie­fert er die bio­gra­fisch wie emo­tio­nal ehr­lichs­ten, reflek­tier­tes­ten und letzt­lich eben auch inhalt­lich erwach­sens­ten Tex­te, die er sei­nen Fans je zu bie­ten hat­te. Ob er die eige­ne Lebens­ge­schich­te auf­rollt, die Höhen und Tie­fen des Erfolgs betrach­tet, ob dies auf ein­gän­gi­gen Beat-​Sphären oder sim­pels­ten Ton­fol­gen pas­siert – Cro beweist hier vor allem eines: er ist – und war schon immer – "tru".

Mit sei­nem neu­es­ten Album lässt Cro "Raop"-, wie "Melodie"-Erwartungen eben­so hin­ter sich wie die Bereit­schaft, sich einer Sze­ne anzu­pas­sen, die ihn nie woll­te. Statt­des­sen beweist er, sich in den Pop-​Charts genau­so wohl­zu­füh­len wie in avant­gar­dis­tischs­ten Rap-​Subgenres – ohne sich auf irgend­was zu beschrän­ken – und macht am Ende ein­fach nur, was er will. So schwer Cro es zu Beginn sei­ner Kar­rie­re hat­te, so gran­di­os und gewal­tig zeigt er sich zur aktu­el­len Spit­ze sei­nes Werdegangs.

(Dani­el Fersch)