Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird.
Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.
Captain Gips dürfte vielen Rap-Hörern bislang noch kein Begriff sein. Das liegt vermutlich daran, dass er in einem Subgenre stattfindet, das von Rap-Deutschland größtenteils stiefmütterlich behandelt wird – dem Links-Rap. So heißt es bereits auf dem Opener seines neuen Releases "Klar zum Kentern": "Ich muss mich abgrenzen, ich muss Punk bleiben."
Beim Sound des Albums handelt es sich aber keineswegs um Rap auf Punkmusik. Die Instrumentals, die unter anderem von Ulliversal und Farhot stammen, transportieren trotz vielerlei Einflüsse verschiedener Genres einen recht klassischen HipHop-Vibe. Leider wirken sie dabei äußerst altmodisch. Oftmals sind sie durch eingängige Melodien gekennzeichnet, die ob ihrer Einfachheit schnell an Reiz verlieren – wie ein Radiohit, der einen ungewollt durch den Alltag begleitet. Eine angenehme Ausnahme stellt hier der entspannt-jazzige Beat von "Malediven" dar – ein Track, der leider etwas an seiner arg repetitiven Hook leidet. Inhaltlich geht es auf "Klar zum Kentern", wie der Name bereits erahnen lässt, sehr viel ums Scheitern. Dabei legt Gips eine angenehme Haltung zu seinen eigenen Fehlern und Schwächen an den Tag und behandelt sie mit viel Ironie und Augenzwinkern. Neben der für linken Rap typischen Thematisierung von Staatsgewalt, der Ausgrenzung von als andersartig Wahrgenommenen und der Konsumgesellschaft geht es auch um Persönliches wie Gips' Struggle mit Depressionen. So widmet er sich der psychischen Erkrankung auf "Der schwarze Hund", das durch eine knallhart ehrliche Introspektion und eines der besseren Instrumentals des Albums als dessen klares Highlight bezeichnet werden kann.
Bei Künstlern wie Captain Gips wünscht man sich manchmal, sie würden mehr experimentieren und ihr konservatives musikalisches Schneckenhaus verlassen. Wäre dies der Fall, käme "Klar zum Kentern" sicherlich weniger angestaubt rüber und würde somit auch mehr Leute erreichen. Denn inhaltlich bietet das Album genug, was verdient hat, gehört zu werden.
(Steffen Bauer)