Kanacks sagen: 'AMK', Deutsche sagen: 'OMG.'
Ich sage: 'Kes lan', und pack' ihn am Nacken – oğlum, geh!
Sich im Straßenrap mit etwas Neuem hervorzutun ist aktuell eher schwierig. Nicht verwunderlich also, dass auch Hasan.K & Gringo mit ihrem ersten Album "Gringo City" 2016 noch nicht so viel Aufmerksamkeit bekamen. Mit ihrem Beitrag zum Soundtrack der angesehenen Serie "4 Blocks", bei der Gringo außerdem noch eine Nebenrolle verkörpert, änderte sich das jedoch. Fragt sich, ob die beiden dadurch mit "Juggernaut", ihrem zweiten Album, besser ankommen.
Erfreulicherweise zeigt sich direkt zu Beginn, dass die Neuköllner tatsächlich dem Straßenrap-Genre eine eigene Note verleihen können. Goldfinger Beatz liefert sehr basslastige, vorantreibende Instrumentale mit Trap-Anleihen, welche oft eine sehr bedrohliche Atmosphäre schaffen. Besonders hervorzuheben ist dabei seine "Miami Vice"-Produktion, welche die damals üblichen Sounds mit modernen Elementen verbindet. Trotzdem rappen Hasan.K & Gringo auf diesen Beats kaum mit Autotune. Im Gegenteil, beide haben einen natürlich-aggressiven Stimmeinsatz, mit dem sie vom Struggle auf der Straße erzählen. Dabei erzählt eigentlich eher Hasan.K authentisch von Waffengewalt oder dem Stress mit der Polizei. Gringo dagegen scheint beim ersten Hören zwar stabile Parts zu kicken, beschränkt sich aber eigentlich auf das reine Aneinanderreihen von Substantiven. Das ist besonders schade, da er raptechnisch mit Hasan.K sicher mithalten könnte, aber so auf das Weiterspinnen von dessen Geschichten verzichtet. Nichtsdestotrotz fügt er sich in das musikalische Gesamtbild problemlos ein.
Kurz gesagt hätte man lieber mehr von Hasan.Ks Stories gehört. Lässt man sich aber von Gringos Stil nicht weiter beirren, bekommt man auf "Juggernaut" dennoch einiges geboten. Denn die Neuköllner liefern hier innovativen, aggressiven Straßenrap, verbunden mit heftigen Trap-Produktionen von Goldfinger Beatz. Das mag nicht jedermanns Geschmack sein, ihre Namen setzen die beiden damit aber sicher fest auf die Deutschrap-Karte.
(Lukas Päckert)