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Kritik

Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi – Das nullte Kapitel

"Ich hebe stumm mei­ne Faust gegen Mephis­tos Gre­mi­um … Und rei­te Rich­tung Start auf einem Koli­bak­te­ri­um." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zum aktu­el­len Release von Käptn Peng & Die Ten­ta­kel von Del­phi, "Das null­te Kapi­tel", aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Ich hebe stumm mei­ne Faust gegen Mephis­tos Gremium …
Und rei­te Rich­tung Start auf einem Kolibakterium.

Eigent­lich ist Robert Gwis­dek Schau­spie­ler. Doch sei­ne krea­ti­ve Ader scheint er dort noch nicht voll­ends aus­zu­le­ben. So grün­de­te er mit sei­nem Bru­der Shaban und drei wei­te­ren Musi­kern eine Rap-​Gruppe, die 2013 erst­mals auf musi­ka­li­sche Rei­se ging. Nach die­ser "Expe­di­ti­on ins O" schreibt Käptn Peng vier Jah­re spä­ter nun "das null­te Kapi­tel" – ein wei­te­res Mal auf Album­län­ge und mit der Unter­stüt­zung sei­ner Band Die Ten­ta­kel von Del­phi.

Auf ihrer neu­es­ten Plat­te expe­ri­men­tie­ren die fünf Musi­ker erneut mit ihrem Indie-​Sound und las­sen die Gren­zen von Pop-​Rock und Rap ver­schwim­men. Dabei arbei­ten sie vor allem mit sehr Rockgitarren-​lastigen Ein­la­gen, die dank der musi­ka­li­schen Ein­flüs­se Moritz Boss­manns zu beein­dru­cken wis­sen. Ins­ge­samt erin­nert  "das null­te Kapi­tel" häu­fig eher an einen Poet­ry Slam als an ein rich­ti­ges Rap-​Album: Die Songs funk­tio­nie­ren alle als Ein­zel­kunst­wer­ke und wer­den durch kur­ze Acapella-​Monologe von Käptn Peng unter­bro­chen. Er erzählt dabei über das Leben, über sei­ne Gefühls­welt und das Bei­sam­men­sein. Sei­ne Meta­phern blei­ben dabei stets so sur­re­al, dass ein inhalt­li­cher Rah­men nur schwer zu fas­sen ist. "Das null­te Kapi­tel" lebt zudem von sei­nen musi­ka­li­schen Expe­ri­men­ten, den Über­ra­schungs­mo­men­ten und den Bil­dern, die Peng in sei­nen Tex­ten malt – was den Sound des Albums jedoch auch häu­fig anstren­gend erschei­nen lässt. Um nicht den Faden zu ver­lie­ren, muss man über die vol­le Län­ge auf­merk­sam bleiben.

Wer sich "Das null­te Kapi­tel" jedoch ernst­haft zu Gemü­te führt, der wird dafür auch belohnt. Die Plat­te lebt von der Syn­er­gie der Musi­ker, den phi­lo­so­phi­schen Tex­ten des Rap­pers und dem Gefühl, immer wie­der neue Ele­men­te ent­de­cken zu kön­nen – und lie­fert mehr als nur einen Anreiz, gespannt auf vie­le wei­te­re Kapi­tel zu blicken.

(Sven Aum­il­ler)