Sylabil ist Stress ohne Joke. Deutscher Rap ist nichts außer Dreck ohne Flows.
Sylabil Spill aka der Radira meldet sich zurück, um wie gewohnt für totale Zerstörung zu sorgen. In der Vergangenheit hat dafür der Schraubenzieher im Gepäck gereicht, doch heutzutage gesellt sich noch der "Kopfticker"-Labeldeal hinzu. Hat die neue Labelheimat den Radira zahm gemacht oder ist sie genau der richtige Ort, um Sylabils Standing als "der letzte weisse König" zu festigen?
Um diese Frage zu beantworten, möchte ich gerne die Produktbeschreibung des Albums zitieren: "Asphaltreiche Bezwingerlyrics auf bretternden Beats, die den Hörer zur Sandsackbeschädigung antreiben." Während Beschreibungen dieser Art meist fernab der Realität sind, komme ich hier nicht umhin, nickend zuzustimmen, fasst dieser Satz doch bereits perfekt die Quintessenz des Werks zusammen. In einer Flut an Silben, gefasst in unzählige Flowvariationen, wird die Zerstörung in all ihren Facetten auf bretternden, energischen Beats zelebriert. Da wird dann auch mal eben das Blut des lyrischen Kontrahenten als Gleitmittel genutzt, um dessen Oma zu ficken ("Wenn ein Schuss fällt"), oder eben direkt mit der E-Gitarre auf den Kopf geschlagen. Natürlich könnte man sich bei solchen Lyrics fragen, warum es denn unbedingt die E-Gitarre sein muss – aber wer hinterfragt schon Action-Filme? Speziell, wenn sie derart unterhaltsam sind.
Doch genau das ist das Problem des Albums: Man hat eben nicht immer Lust auf Action. Vor allem dann nicht, wenn sie so energiegeladen und unentspannt ist, dass selbst der Dalai Lama nicht mehr die Contenance wahren könnte. Aber seien wir mal ehrlich: Stellt dies wirklich einen ernstzunehmenden Kritikpunkt dar? Immerhin will man Sylabil Spill doch ohnehin in "Stirb Langsam" und nicht in "Titanic" sehen.
(Lukas Maier)