"Mit Dank kommt sie jetzt in den Schrank und bleibt für immer abgesetzt", rappte einst Sido, als er sich von seiner Maske verabschiedete. Ein Schritt, den Pilz im letzten Jahr selbst ging. Seitdem steht sie auch mit ihrem Gesicht für jede Punchline ein – egal, ob der Gegner nun irgendein Internetrapper, der Weltfrauentag oder die AfD ist. Wir haben die Lübeckerin auf der Tapefabrik getroffen und mit ihr darüber gesprochen, wie es ihr seit diesem Schritt aus der Anonymität ergangen ist. Außerdem wollten wir wissen, wie es zu ihrem ersten Acapella Battle kam, das sie nach dem Interview bestreiten sollte, warum sie während ihrer Auftritte die Bibel rezitiert und wie man eigentlich Hausverbot im Wettbüro bekommt.
MZEE.com: Auf der Tapefabrik bestreitest du dein allererstes Acapella Battle gegen den amtierenden DLTLLY-Champion Nedal Nib. Wie kam es zu der Gegnerwahl und wie bist du auf die Idee gekommen?
Pilz: Ich fand die ganze Szene immer schon interessant, auch schon zu VBT-Zeiten, als sich "Rap am Mittwoch" und Co. langsam entwickelt haben. Die Leute von DLTLLY haben auch häufiger nachgefragt, ob ich nicht mal Bock hätte, ein Battle zu bestreiten. Klar, Bock hatte ich immer, aber ich wollte dann auch einen guten Gegner. Ich wollte eigentlich zuerst gegen eine Frau antreten. Deshalb habe ich ja einmal Kitty Kat gefragt, doch da kam tatsächlich eine offizielle Absage vom Management. (lacht) Irgendwann hat mir DLTLLY einige Gegner vorgeschlagen und vor der Tapefabrik kam dann Nedal Nib zur Sprache. Zu dem Zeitpunkt war er noch nicht offiziell Champion, aber ich habe das Ergebnis vom Title Match gespoilert bekommen und war sofort begeistert von der Herausforderung.
MZEE.com: Inwieweit ist deine Herangehensweise an dieses Acapella Battle denn anders gewesen als bei einem normalen Battletrack oder in einer VBT-Runde?
Pilz: Im Prinzip ist es schon ähnlich. In diesem Fall gab es aber den Vorteil, dass sich Nedal Nib schon einen Namen gemacht hat – den besitzen viele beim VBT noch nicht, die hast du vorher teilweise nie gesehen. Da schreibt man häufig wahllos irgendwelche Punchlines zusammen. Gegen Nedal kann ich viel mehr Gegnerbezug aufbauen. Ich habe dann auch direkt nach der Bestätigung mit dem Schreiben angefangen, was mir wichtig war. Ich kann es nicht leiden, wenn jemand nach dem Battle meint, er hätte keine Zeit dafür gehabt. Ich meine, dann mach es doch gar nicht erst?! Ich habe mich dann eben über die letzten zweieinhalb Monate immer wieder hingesetzt und für mein Battle Ideen ausgearbeitet.
MZEE.com: In der Szene wird häufig zwischen Jokes und harten Bars unterschieden – was feierst du persönlich mehr?
Pilz: Ich mag es am meisten, wenn jemand seinen eigenen Stil hat. Beim VBT hat mich das tierisch genervt – man hat irgendwann nur noch die Kopie von irgendwem anders gesehen. Ich finde da einen markanten Stil mit geiler Delivery und cooler Performance deutlich interessanter als die Unterscheidung, ob jemand jetzt nur Witze oder harte Punchlines bringt.
MZEE.com: Verfolgst du die Szene denn schon länger? Würdest du künftig gerne häufiger bei DLTLLY oder RAM mitmischen?
Pilz: Bock hatte ich, wie gesagt, die ganze Zeit schon, auch wenn ich nicht alle Battles immer regelmäßig verfolge. Das nimmt ja auch eine Menge Zeit in Anspruch. Ich schaue dann eher meine Favoriten oder wenn mir jemand aus meinem Freundeskreis einen Tipp gibt. Wenn ich selbst wieder battle, will ich aber auch einen Gegner, der mich wirklich reizt, ansonsten ist auch meine Motivation nicht so groß.
MZEE.com: Jetzt hast du dir mit Nedal Nib ein ganz schönes Schwergewicht der Live Battle-Szene ausgesucht. Viele meinten, du hättest da gar keine Chance. Wie geht man mit solchen Vorwürfen um?
Pilz: Mich persönlich motiviert das nur noch mehr. Vor allem ist so etwas ja auch nicht wirklich objektiv. Ich selber habe mir bei vielen Battles, die ich in der Vorbereitung gesehen habe, gedacht: "Krass, das hätte ich jetzt ganz anders entschieden." Klar, Nedal ist der Champion und in der Favoritenrolle, aber auf der Tapefabrik ist auch ein anderes Publikum. Von vornherein einen Sieger zu bestimmen, halte ich da für Schwachsinn.
MZEE.com: Vor dem Release deines letzten Albums "Kamikaze" hast du dich erstmals ohne Maske gezeigt. Was hat sich seit diesem Schritt in deinem Leben geändert? Würdest du die Maske rückblickend immer noch abnehmen?
Pilz: Ich würde es auf gar keinen Fall rückgängig machen, nein. Mir haben ursprünglich neun von zehn Personen davon abgeraten, sie abzunehmen, aber ich habe mich ohne sie einfach viel wohler gefühlt – und so ist es immer noch. Seit diesem Schritt fühle ich mich auch viel mehr angekommen, die Leute nehmen einen ernster. Gerade bei erfahreneren Rappern wird dieses Masken-Gimmick häufig nur belächelt.
MZEE.com: Woran liegt das deiner Meinung nach? Sind das immer noch Folgen dieser Realness-Debatte?
Pilz: Ein Stück weit schon, ja. Ich rede ja auch viel davon, real zu sein. (lacht) Die Leute verstehen dann natürlich nicht, wie ich sowas rappen kann, ohne mein Gesicht zu zeigen. Frei nach dem Motto: "Wie kannst du denn andere beleidigen, wenn du dich selber versteckst?" Vorwiegend natürlich auch, weil in dieser Battle-Schiene viele dieser "Oldschool-Nazis" sind, die wahnsinnig aggressiv werden, wenn etwas nicht ihrem Idealbild von HipHop entspricht.
MZEE.com: Diese Leute sprichst du auch auf "Fuck Jiggy Rap" an. Ist der Track als Diss gegen die damalige Szene gemeint? Was findest du in der heutigen Rap-Ära besser?
Pilz: Ich beziehe das weniger auf die Musik dieser Zeit, mit der bin ich ja selber aufgewachsen. Es geht da viel mehr um die Konsumenten, die diese HipHop-Klischees immer noch leben. Die Leute, die sich immer noch wie damals anziehen, den Arm aus dem Autofenster lehnen, Kaugummi kauen und dabei ganz böse gucken. Menschen, die jedem zeigen wollen, wie HipHop sie sind, aber die eigentliche Message gar nicht checken und sich selbst irgendwie in eine Schublade stecken.
MZEE.com: Ein ebenfalls beliebter Gegner in deinen Texten ist die AfD. Du machst sehr deutlich, dass du keinerlei Sympathien für die Partei hast. Ist es dir trotzdem wichtig, dich mit AfD-Befürwortern inhaltlich auseinanderzusetzen? Und wie gehst du generell mit Menschen um, die politisch andere Ansichten vertreten als du?
Pilz: Da muss man natürlich vorsichtig sein. Wenn ich jetzt hier einen Menschen kennenlerne, mit dem ins Gespräch komme und merke, dass er politisch total rechts eingestellt ist – dann wäre ich natürlich erst mal schockiert. Aber ich würde ihm nicht sofort eine reinhauen. Dann will ich zumindest seine Argumente hören, auch wenn ich in dem Moment weiß, dass wir zwei niemals Freunde werden können. Ich möchte mit ihm aber trotzdem diskutieren, weil ich es auf irgendeine Weise faszinierend finde, wie man diese Einstellung befürworten kann. Meistens merkt man auch recht schnell, dass inhaltlich nichts dahintersteckt. Ansonsten kommt es ganz darauf an, bei welcher Gelegenheit man solche Menschen trifft. Wenn ich denjenigen auf einer HipHop-Veranstaltung sehe, frage ich ihn, was er hier zu suchen hat. Und sage ihm auch offen, dass er sich verpissen soll, wenn er mit irgendwelchen Parolen um sich wirft. Wenn ich jetzt auf einer Demo bin, ist das ein wenig anders. Neulich war in Lübeck eine Veranstaltung von Frauke Petry, wir sind dann kurzfristig zur Gegen-Demo gegangen. Da hat sich tatsächlich ein Nazi hinter unsere Absperrung verirrt. Die Frau hat die ganze Zeit gefragt, wie sie zur AfD-Veranstaltung kommt, und als wir ihre Absichten rausgefunden haben, meinten wir nur: "Na ja, jetzt gar nicht mehr." Da haben wir ihr den Weg zugemacht und ihr demonstrativ unsere Plakate ins Gesicht gehalten. Das ist für mich in Ordnung. Ich greife sie ja nicht an, ich verhindere nur, dass ein Supporter mehr zum AfD-Event kann.
MZEE.com: Wie erlebst du diese AfD-Wähler auf Demonstrationen denn? Sind sie dir gegenüber friedlich und kannst du mit ihnen reden?
Pilz: (überlegt) Ich würde sagen, tendenziell eher nein. Wenn man in die Situation kommt, mit einem AfD-Befürworter zu reden, ist es leider oft so, dass die deine Meinung gar nicht hören wollen. Ich erlebe diese Menschen eher als ignorant und nicht weiter denkend als von der Wand zur Tapete. Da kommen halt auch oft dieselben Argumente: "Damals", "die Kriminalitätsrate" … Und wenn du mit ihnen dann sinnvoll redest, merkst du, wie überhaupt nichts bei denen ankommt. Man sieht sogar bei jüngeren Mitgliedern der Partei, dass die häufig sehr spießig und festgefahren in ihrer Meinung sind.
MZEE.com: Auch in anderen sozialpolitischen Gefilden verbreitest du offenkundig deine Meinung. Zuletzt hast du dich auf einer Veranstaltung zum Weltfrauentag auf die Bühne gestellt und dich gegen den Weltfrauentag ausgesprochen. Kannst du nochmal erzählen, wie es dazu kam und woher deine Anti-Haltung rührt?
Pilz: Da muss man ein wenig ausholen. Die Geschichte fängt mit einem grundsätzlichen Problem an. Man bekommt nämlich immer die gleiche Frage gestellt: "Wie ist denn es so als Frau im Rap?" Ja, wie soll es denn bitte sein? Ich bringe da immer einen Vergleich: Stell dir mal vor, du bist in einer typischen Klischee-Schule mit einem großen Anteil von Deutschen, nur ein Schüler ist etwas dunkelhäutiger. Und jetzt überleg dir mal, was passieren würde, wenn der Lehrer jeden Tag zu ihm geht und ihn fragt, wie er sich als einziger Schwarzer in der Klasse fühlt. Das kann man natürlich nicht direkt vergleichen, aber das Prinzip ist dasselbe … Zu dem Auftritt selbst ist das Lustigste: Kurz bevor ich bei diesem Female-Festival aufgetreten bin, habe ich bei Twitter geschrieben, dass ich dort garantiert nicht auftreten will. Ich wurde nämlich angefragt. Zwei Tage nach dem Tweet kam die Veranstalterin einfach eiskalt noch mal mit einer Anfrage auf mich zu und ich dachte, sie verarscht mich. Also wirklich, ich habe ihr kein Wort geglaubt! Ich habe dann spaßeshalber zugesagt, aber mit der Zeit wurde das immer ernster. Location, Uhrzeit und Facebook-Event wurden durchgegeben … Und irgendwann war dann klar, dass das kein Scherz ist. Und daraufhin dachte ich mir: "Jetzt erst recht." Ich bin dahingegangen, weil ich mich mit der Veranstaltung so gar nicht identifiziere. Das bedeutet gleichzeitig, dass ich aber genau dort was erreiche. Dort treffe ich auf Leute, die ich vielleicht von meiner Meinung überzeugen kann, weil sie das bisher anders gesehen haben. Was mich an der ganzen Sache stört, das sage ich ja auch ganz neutral in meiner Ansage. Auf einem Frauenrap-Festival wird halt keiner sein, der das nicht eh schon cool findet. Du sprichst damit die falschen Leute an. Da war niemand, der Frauenrap schlecht findet und den du so vom Gegenteil überzeugen konntest. Wenn man Frauen im Rap mehr oder besser integrieren möchte, soll man es auf dem herkömmlichen Wege machen. Wobei meine Ansage am Ende ja auch nicht das Einzige war, was ich da angestellt habe.
MZEE.com: Was war denn noch außergewöhnlich an diesem Auftritt?
Pilz: Ich bin mit dem "Du Nichts, Ich Mann"-Intro von Orgi auf die Bühne gekommen. Ich habe den Song voll enthusiastisch mitgerappt – und da sind halt schon die ersten gegangen. (lacht) Danach habe ich aber auch normale Songs gespielt. Ich habe ja Gage bekommen und fände es asozial, da nicht auch eine normale Show zu spielen. Die Leute zahlen immerhin Eintritt. Trotzdem wollte ich immer wieder Einschübe reinbringen, die zum Thema passen. Ich habe auch frauenverachtende Passagen aus der Bibel vorgelesen. Und zum Schluss kam halt meine Ansage, bei der ich natürlich nicht wusste, was passiert. Die hätten mich auch von der Bühne holen oder die Technik ausschalten können. Einer wollte sogar den Auftritt unterbrechen und die Bühne stürmen, aber es ist nicht eskaliert. Als wir dann im Backstage waren, meinte mein Backup, dass alle um ihn herum nur geschwiegen haben. Eine wirklich negative Reaktion gab es aber nicht. Zumindest nicht mir gegenüber. Aufgeregt haben sich zwar viele, aber zu mir gekommen sind nur die, die mir Respekt ausgesprochen haben. Selbst die Veranstalter waren zwar zögerlich, aber sehr höflich.
MZEE.com: Es ist sehr interessant, dass du während deiner Auftritte aus der Bibel zitierst. Bist du denn auch religiös?
Pilz: Ja, durchaus. Zumindest habe ich das Neue Testament komplett gelesen. Ein Fan hat mir eines Tages auch nach einem Konzert die Bibel geschenkt. Der ist häufiger bei Auftritten und wir hatten uns einmal über Gott und die Welt unterhalten – im wahrsten Sinne des Wortes. Auf die Idee, tatsächlich mal während der Show daraus vorzulesen, hat mich ein Freund gebracht. Ich unterhalte mich mit ihm häufig über religiöse Themen und er hat mir dann mal ziemlich schockierende Passagen aus dem Alten Testament zitiert. Das habe ich leider bis heute nicht gelesen. Ich fand das ziemlich krass und hab' mich direkt über solche Abschnitte in der Bibel schlaugemacht.
MZEE.com: Und welche Passagen zitierst du auf der Bühne genau?
Pilz: Ich kann euch das mal vorlesen, warte … (holt die Bibel aus ihrem Rucksack) Hier, aus Richter 19, 24: "'Seht, da ist meine jungfräuliche Tochter und seine Nebenfrau. Sie will ich zu euch hinausbringen; ihr könnt sie euch gefügig machen und mit ihnen tun, was euch gefällt. Aber an diesem Mann dürft ihr keine solche Schandtat begehen.' Doch die Männer wollten nicht auf ihn hören. Da ergriff der Levit seine Nebenfrau und brachte sie zu ihnen auf die Straße hinaus. Sie missbrauchten sie und trieben die ganze Nacht hindurch bis zum Morgen ihren Mutwillen mit ihr. Sie ließen sie erst gehen, als die Morgenröte heraufzog. Als der Morgen anbrach, kam die Frau zurück; vor der Haustür des Mannes, bei dem ihr Herr wohnte, brach sie zusammen und blieb dort liegen, bis es hell wurde. Ihr Herr stand am Morgen auf, öffnete die Haustür und ging hinaus, um seine Reise fortzusetzen. Da lag die Frau, seine Nebenfrau, zusammengebrochen am Eingang des Hauses, die Hände auf der Schwelle. Er sagte zu ihr: 'Steh auf, wir wollen gehen!' Doch sie antwortete nicht. Da legte er sie auf den Esel und machte sich auf die Heimreise. Als er nach Hause gekommen war, nahm er ein Messer, ergriff seine Nebenfrau, zerschnitt sie in zwölf Stücke, Glied für Glied, und schickte sie in das ganze Gebiet Israels. Jeder, der das sah, sagte: 'So etwas ist noch nie geschehen, so etwas hat man nicht erlebt, seit die Söhne Israels aus Ägypten heraufgezogen sind, bis zum heutigen Tag. Denkt darüber nach, beratet und sagt, was ihr dazu meint!'" Der Abschlusssatz ist noch mal ganz besonders krass. Ich weiß, das ist lang, das sind viele Worte. Aber es geht auch um den Effekt, wenn ich den Text live vorlese. Das ist ein Ausschnitt, über den du quasi nachdenken musst. Man kann da natürlich eine Menge hineininterpretieren, warum ich das vorlese, auch über einen politischen Hintergrund, weil aktuell viel über den Islam diskutiert wird und darüber, was alles im Koran steht. Es ist eben so, dass Muslime sich nicht automatisch wortgenau an den Koran halten, genau wie die wenigsten Christen sich komplett mit der Bibel identifizieren. Ich will damit ausdrücken, sich erst einmal selbst zu hinterfragen und zu gucken, was man als Außenstehender für Vorurteile gegenüber der eigenen Religion haben könnte. Nur weil man gläubig ist, heißt das ja nicht, dass man sich exakt an das halten muss, was in irgendeinem Buch geschrieben steht.
MZEE.com: Wie wichtig ist es dir denn, religiöse oder politische Ansichten auch in deiner Musik oder durch die sozialen Medien zu vermitteln?
Pilz: Ich glaube jetzt nicht, dass man im Rap generell immer eine politische Haltung zeigen muss. Wenn einen sowas aber beschäftigt, man darüber sprechen möchte und das auch kann, soll man es bitte tun. Das erwarte ich allerdings nicht von jedem Rapper – ich muss nicht hören, wie mir ein Money Boy etwas Gehaltvolles über den Verfassungsschutz erzählt. Ich will nur nicht, dass man seine Ansichten mit so einem warnenden Zeigefinger vermittelt, sondern auf eine verspielte oder polarisierende Art und Weise, wie ich das eben gerne mache. Ich höre aber auch recht wenig politischen Rap.
MZEE.com: Welche Art von Rap hörst du denn selber gerne?
Pilz: Zu meinen Lieblingsrappern gehören auf jeden Fall JAW und Hollywood Hank, das hört man ja teilweise auch raus. Tua finde ich wahnsinnig krass, obwohl er in eine ganz andere Richtung geht. Ich mag einfach diese Leute, von denen ich denke, dass sie richtige Künstler sind. Maeckes ist auch einer von dieser Sorte. Die kann ich natürlich nicht Tag und Nacht hören, weil das sehr stimmungsabhängig ist, aber ich mag diese künstlerischen Aspekte. Nur muss das nicht immer sein, ich kann auch einen LGoony feiern. Das ist jetzt aber nichts, wo ich mich zu Hause hinsetze und einfach mal Bock habe, das zu hören. Das ist eher Musik für unterwegs, anders als eben Tua. Ich kann übrigens auch diesem ganzen Oldschool-Stuff etwas abgewinnen, trotz solchen Songs wie "Fuck Jiggy Rap". Retrogott finde ich zum Beispiel super. Generell höre ich fast nur noch deutschen Rap.
MZEE.com: Wir wollen dann noch auf ein ganz anderes Thema zu sprechen kommen: Tipico. Wie genau schafft man es, in einem Wettbüro Hausverbot zu bekommen? Laut Facebook hast du dieses Kunststück ja bewerkstelligt.
Pilz: (lacht) Das gilt gar nicht mehr! Das Verbot ist schon fast ein dreiviertel Jahr aufgehoben, es war gar nicht so lang. Die Geschichte dahinter ist eigentlich schnell erzählt: Ich bin manchmal einfach eine Cholerikerin. So ein total impulsiver Mensch, vor allem wenn ich Hunger habe. Das war dann auch noch ein Tag, an dem ich schlechte Laune hatte. Ich bin dann fast schon aus Frust zu Tipico gegangen. So wie andere Menschen aus Frust shoppen gehen, gehe ich halt ins Wettbüro. Als ich dort war, hat der Automat einfach nicht richtig funktioniert. Dann hing da so ein Schild, man solle mit den Geräten sorgfältig umgehen, das hat mich nur noch aggressiver gemacht. (lacht) Eigentlich auch total dämlich, aber ich war komplett in Rage. Auf jeden Fall hat dieser Automat mein Geld nicht wieder ausgespuckt, weswegen ich wütend darauf eingeschlagen habe. Irgendwann kam dann der Chef und der fand das gar nicht witzig. Er meinte dann, ich solle mich verpissen – ich habe nur geantwortet, er solle mir doch gleich Hausverbot geben. Hat er dann leider auch gemacht.
MZEE.com: Man merkt, Tipico ist wirklich kein guter Ort für Choleriker. Aber macht das nicht irgendwie auch den Reiz vom Wetten aus?
Pilz: Total. Meistens ist es ja wirklich nur so eine Stimmungssache. Du denkst, du hast ein gutes Gefühl und heute muss es klappen. Dann gehst du nach der Quote, am besten noch auf einem Schein mit mehreren Spielen. Und dann? Dann ist genau ein Spiel falsch. Da könnte ich mich nur noch aufregen.
MZEE.com: Zum Abschluss würden wir gerne noch auf einen älteren Track von dir eingehen. Du hast darüber gerappt, auf die "BILD-Titelseite" zu wollen. Stell dir vor, dein Wunsch würde morgen in Erfüllung gehen: Zu welchem Thema soll der Artikel denn sein?
Pilz: (überlegt) Oh, das ist echt schwer. Also, wenn man die Möglichkeit dazu hätte – so utopisch es auch klingt –, würde ich natürlich irgendwas Politisches aufgreifen. Etwas, dass nichts mit der Musik zu tun hat. Aktuell wahrscheinlich ein Statement gegen die AfD, das würde mir so auf die Schnelle einfallen.
(Laila Drewes und Sven Aumiller)