Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Mic Check eine Hilfestellung bieten. Rappern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Deine erste und bisher einzige EP "Kopfkino/positiv" ist inzwischen schon drei Jahre alt – für den Start einer erfolgreichen Karriere wäre ein neues Release fällig. Oder hast du ganz andere Ziele mit der Musik?
Malt Dizney: Das ist richtig. Und "Dizneyland" scheint mir schon fast wie mein persönliches "Detox". Ich hab' viel geschrieben, Beats gebaut, recordet, dann doch lieber Beats von meinen Jungs genommen und phasenweise auch gar nichts gemacht. Aber eine EP und ein paar weitere Songs sind im Kasten und das erste kleine Video ist gut gelungen und auch sehr positiv aufgenommen worden. "Dizneyland" kommt – Hund, wer lügt! Zur Frage: Mein Ziel mit der Musik ist in erster Linie gute Musik.
MZEE.com: Um bei "Kopfkino/positiv" zu bleiben: Drei Jahre sind eine recht lange Zeit. Stehst du immer noch hinter jedem einzelnen Lied oder gibt es einen Track oder eine Zeile von dir, die dir mittlerweile unangenehm ist? Wenn ja, welche?
Malt Dizney: Unangenehm in dem Sinne nicht. Es gibt Dinge, da denk' ich beim Hören: "Würde ich heute besser oder anders machen beziehungsweise sagen." Aber damit muss man leben und ich habe daraus gelernt. Unter anderem sind die Texte teilweise sehr verkopft und keiner peilt, was ich da meine. Manche Texte sind sogar noch vier bis fünf Jahre älter als die EP.
MZEE.com: Andererseits hast du sicherlich auch Favoriten unter deinen eigenen Werken. Welcher ist dein persönlicher Lieblingstrack?
Malt Dizney: Von den bisher veröffentlichten Songs ist es auf jeden Fall "Der kleine Muck". Da stimmt für mich alles und ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass es ein guter und kompletter Song geworden ist, den nur ich so hätte machen können. Und viel wichtiger: Ich sehe es immer noch so.
MZEE.com: Und welcher ist dein persönlicher Lieblingstrack eines anderen Künstlers?
Malt Dizney: Ich hab' vermutlich jeden zweiten Tag einen anderen Lieblingssong, aber "The Snake" von Al Wilson – Klassiker – und "Shut up" von Stormzy geistern seit langer Zeit durch alle meine Playlists.
MZEE.com: Du hast dich selbst mal als "Hunchback-Rapper", also einen Rapper mit einem richtigen Job bezeichnet. Wäre Rap für dich denn ein Traumjob oder wolltest du als Kind etwas ganz anderes werden?
Malt Dizney: Das war so billig bodenständig gemeint. Wie wenn Papa sagt: "Jung, lern was Richtiges!" Sowas "Richtiges", wobei man sich 'nen Buckel ackert. Sowas wie Bäcker, Maurer oder bei McDonald's. Als Kind wollte ich wahrscheinlich kein Rapper werden. Eher Rockstar. Rap als Traumjob zu bezeichnen, wäre übertrieben. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, dann klar. Aber ich weiß, dass es auch ein mega-anstrengender Job sein kann, wenn du davon gut leben willst. Und im Moment leb' ich von meinem "richtigen" Job definitiv besser. Musik kann ich ja auch so machen. Ich hab' also keinen Druck. Aber yes, ich bin auf jeden Fall bereit, alles Geld anzunehmen von jedem, der es mir dafür geben will.
Ein Exclusive von Malt Dizney könnt Ihr Euch ab sofort auf dem YouTube-Channel von MZEE.com ansehen:
(Daniel Fersch & Lukas Päckert)
(Grafiken von Puffy Punchlines, Logo von KL52)
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