Man, nehmt euch jedes Stück, aber schämt euch, wenn ihr 'Bruder' sagt.
Denn Ungeziefer schätzt nicht, wenn der Wolf für was geblutet hat.
Das Bild vom Wolf ist facettenreich. Mal Rudeltier und darauf bedacht, den Rest mit durchzufüttern, dann wieder Einzelgänger. Einerseits gefürchteter nächtlicher Jäger, andererseits ein stolzes, majestätisches Tier. Kein Wunder also, dass sich auch Rapper gerne mit dem Wolf vergleichen. So finden sich etwa bei Kontra K nicht nur in vielen Texten Metaphern, die mit dem Tier in Verbindung stehen, die Symbolik zierte bereits vergangene Werke. Und auch sein neuestes Album "Gute Nacht" steht dank des einleitenden Geheuls ganz im Zeichen des Wolfs.
Nach eben diesem Wolfsgeheul bekommt der Hörer genau das, was er von Kontra K gewohnt ist. Motivierende, selbstkritische Texte, nachdenkliche Zeilen und eine gehörige Portion Kampfeslust geben den inhaltlichen Tonus vor. Der Sound ist von düsteren, ruhigen Beats ebenso geprägt wie von Kontras markanter Stimme, seinem rauen Flow und eingängigen, gesungenen Hooks. Aus jedem Song kitzelt er sämtliches Potenzial, was "Gute Nacht" inhaltlich wie klanglich abrundet und jeden Titel zu einem unverzichtbaren Teil des Gesamtwerks macht. Kontra K erzählt dabei viel aus seinem Leben, egal ob er die Leute seiner Gegend mit "Diamanten" vergleicht, die Teilung des eigenen Geistes in "zwei Seelen" beschreibt oder mit Bausa zusammen ein paar Halbstarke im "Kreis" auf ihre Plätze verweist. Ruhige Nummern wie "Gute Nacht" oder "Lass mich los" tragen ebenso zum Gesamteindruck bei, wie es energiegeladene, melodiöse Songs à la "Mehr als ein Job" oder "Jedesmal" tun. Und selbst wenn sich Kontra K einmal nur darauf konzentriert, die eigene Raptechnik unter Beweis zu stellen, holt er sich wie auf "Plem Plem" einfach Bonez MC und RAF Camora als Gäste ins Boot, um selbst daraus noch ein grandioses Einzelstück zu machen.
Wie der Wolf selbst, zeigt sich auch Kontra K mit seiner Musik auf "Gute Nacht" facettenreich. Das vielfältige Klangbild wirkt dennoch in sich stimmig und zeichnet so das Bild eines Künstlers, der enorm viele Talente und Eigenschaften vereint, von denen er jede einzelne richtig einzusetzen weiß.
(Daniel Fersch)