Du kannst ihn' sagen, wer ich bin.
Sag ihn' mein Name: Jean-Cyrille.
"Prolog" bedeutet so viel wie "Vorwort" und ist damit als Einleitung von etwas zu verstehen. Quasi der Beginn einer Geschichte – oder im Falle von Jean-Cyrille der Beginn einer neuen Ära. Viel zu lange flog der Düsseldorfer mit seinem musikalischen Schaffen unter dem Radar. Viel zu lange wurde sich nur aufgewärmt. Zeit, etwas Neues einzuleiten – mit einem "Prolog".
Während viele Künstler einen derartigen Neubeginn wohl mit einem Stilwechsel einleiten würden, bleibt sich Jean-Cyrille treu und setzt konsequent den Weg fort, den er bisher gegangen ist. Dieser steht für eine größtenteils sehr düstere, epochale Soundkulisse, die stark an französischen Trap erinnert, ohne dabei jedoch nur einen Augenblick lang kopiert oder gar aufgewärmt zu wirken. Aber nicht nur Hauptproduzent Caid leistet ganze Arbeit, auch Jean-Cyrille selbst weiß mit seiner Straßenpoesie zu überzeugen. Getreu dem Zeitgeist stehen so zum einen pointierte, oft multilinguale Zeilen im Vordergrund, wobei die französische Sprache neben der deutschen wohl die größte Rolle spielt. Zum anderen lebt das Werk von der Delivery des Künstlers selbst, welche vor allem hinsichtlich der emotionalen Tiefe starke Parallelen zur Frankfurter Schule aufweist.
Jean-Cyrille leitet laut eigener Aussage mit "Prolog" eine neue Ära ein. Was sich jedoch hauptsächlich im Vergleich zu den Vorgängerwerken geändert hat, ist der nun deutlich hörbare rote Faden des Werks und ein noch professionellerer Ansatz, der in jeder Sekunde durchschimmert. Ob dadurch nun wirklich ein Neubeginn geschaffen wurde, bleibt fraglich. Genauso fraglich wie die Tatsache, ob ein Neubeginn überhaupt gebraucht wurde. Denn "Prolog" macht vor allem Lust auf das, was noch kommen wird.
(Lukas Maier)