Deutscher Rap ist eine Modeboutique:
Du hättest gern einen Anzug, doch es gibt nur Strumpfhosen und Jeans.
Eigentlich ist keine große Erklärung nötig, worum es sich bei "Kryptonit" handelt, ist es doch schon längst auch außerhalb der Comicwelt zu einem eigenständigen Synonym für "Schwäche" geworden. Aber nur für den Fall: Kryptonit ist das Mineral, welches Superman seine Kräfte raubt. Gleichzeitig bildet der Begriff auch den Titel des kürzlich erschienen Albums von Siriuz und Weakhead. Da stellt sich die Frage: Kann das Duo überzeugen oder weist die Musik Schwachstellen auf?
Siriuz bewies sich bisher nicht nur auf vereinzelten EPs, sondern allem voran im VBT vor zwei Jahren. Dass der Rapper aber nicht nur darauf reduziert werden möchte, stellt er bereits im "Intro" klar. Zurecht, denn auf den 14 Tracks teilt er zwar auch hier und da in Battlemanier aus, zeigt sich hauptsächlich aber eher tiefgründig. Neben seiner Kritik an der Gesellschaft, die er gekonnt in seine Betrachtung der "Evolution" verpackt, wird es gerade gegen Ende der Platte auch sehr persönlich. Der Leipziger zeigt anhand von "Susanne" auf, wie schmerzhaft der Zwiespalt zwischen Liebe und der Tatsache ist, dass die Beziehung einem nur noch Sorgen bereitet. An anderer Stelle verarbeitet Siriuz, was er im letzten Jahr alles durchleben musste und wie er mit Depressionen zu kämpfen hatte. All das verpackt er äußerst bildhaft – und mit Weakheads Beats bekommen diese Inhalte auch eine sehr passende Untermalung. Die hauptsächlich Piano-lastigen Instrumentale unterstreichen die sehr melancholische Stimmung des Albums entsprechend. Aufgelockert wird das Soundbild allein durch hier und da verwendete Saxofon-Elemente in manchen Tracks.
Das allerdings ist auch das "Kryptonit" von Weakhead: Gegen Ende hin werden seine Piano-Beats eben doch etwas eintönig. Und auch Siriuz ist nicht frei von Makeln. Zwar besitzt er eine angenehme Stimme und rappt sehr routiniert, aber in mancher eher unschön gesungener Hook offenbart auch er seine Schwachstellen. Trotzdem handelt es sich hierbei um ein starkes Album, welches zudem kostenlos ist. "Und 'nem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul."
(Lukas Päckert)