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Kritik

Haiyti – Nightliner

"Häng' auf den Skreets, häng' auf den Skreets. Mein Anwalt weiß alles, der Rich­ter weiß nichts!" – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu Hai­y­tis aktu­el­lem Release "Night­li­ner" aus den Rei­hen der MZEE.com-Redaktion.

Häng' auf den Skreets, häng' auf den Skreets.
Mein Anwalt weiß alles, der Rich­ter weiß nichts!

Nach drei Releases in nur einem Jahr muss man mitt­ler­wei­le wohl kei­nem mehr erklä­ren, wer Hai­y­ti ist. Und eben­so wenig, dass die jun­ge Dame zwar eine gewöh­nungs­be­dürf­ti­ge Stim­me besitzt, aber doch sehr ein­gän­gi­ge, eigen­stän­di­ge Musik am Fließ­band pro­du­ziert. Die Fra­ge ist nur: Was erwar­tet uns nach Turn Up-​Musik auf "City Tarif" und emo­tio­na­len The­men auf "Toxic" mit dem neu­es­ten Mix­tape der Hamburgerin?

"Night­li­ner" ver­eint gewis­ser­ma­ßen bei­de Vor­gän­ger­wer­ke in einem – und bie­tet noch viel mehr. Und das nicht nur hin­sicht­lich der ver­gleichs­wei­se lan­gen Spiel­zeit von vier­zig Minu­ten. Nein, viel­mehr zeigt sich Hay­iti von bei­den bekann­ten Sei­ten: Sie bal­lert ein­gän­gi­ge Ohr­wurm­hooks auf gla­mou­rö­sen Tracks wie "Fioruc­ci", wäh­rend sie zum Bei­spiel auf "Fast ver­liebt" erneut ihre gefühls­be­ton­te Sei­te prä­sen­tiert. Des Wei­te­ren zeigt die Ham­bur­ge­rin auf "Night­li­ner" ihre erzäh­le­ri­schen Qua­li­tä­ten, wenn sie bei­spiels­wei­se ihre Hörer in die "Webcamgirl"-Welt ent­führt oder vom Hust­le auf den Streets berich­tet. War vor­her immer eine kla­re Linie in den ein­zel­nen Releases erkenn­bar, bie­ten die drei­zehn Tracks die­ses Mal eine abwechs­lungs­rei­che Viel­falt. Dies zeigt sich nicht nur in den mal mehr, mal weni­ger wort­reich erzähl­ten Sto­ries, son­dern auch im Musi­ka­li­schen. Auf "Crime Life" etwa offen­bart Hai­y­ti ihr Gespür für Beats, wenn sie eine ange­neh­me, bei­na­he pop­pig anmu­ten­de Melo­die unter ihre Stim­me legt. Womit wir bei der letz­ten Über­ra­schung auf dem Tape wären: Die Rap­pe­rin beweist dem Hörer ein­drück­lich, dass sie nicht nur in einer sehr hohen Ton­la­ge rap­pen kann. Denn wenn es emo­tio­nal wird, wird ihre Stim­me ange­nehm weich und an ande­rer Stel­le über­zeugt sie außer­dem mit recht anspre­chen­dem Gesang. Ein­zig ihre bereits bekann­ten "Wooh"-Adlibs wer­den manch­mal etwas zu oft ein­ge­setzt, so sehr sie auch zum Stil der Ham­bur­ge­rin gehö­ren mögen.

"Night­li­ner" ist somit die kon­se­quen­te Wei­ter­ent­wick­lung einer auf­stre­ben­den Künst­le­rin, die sich in nur einem Jahr einen fes­ten Platz in der hart umkämpf­ten Sze­ne erar­bei­tet hat. Wer also bis­her noch nichts mit Hai­y­ti anfan­gen konn­te, bekommt mit ihrem neu­es­ten Mix­tape die per­fek­te Chan­ce, sich ein umfas­sen­des Bild zu machen.

(Lukas Päck­ert)