Swah in dei Gsicht, bis es bricht.
"Marmeladé" ist nach "Aurora" und "Geld Leben" bereits Crack Ignaz' drittes Release in diesem Jahr. Auch hier gibt es wieder all das, was man von dem Österreicher Hawara gewohnt ist: Swah, Swah und noch mal Swah. Doch reicht das aus, um Kritiker und Fans bei Laune zu halten?
"Nenn ma ahn, der so ballt wie i" – mit diesen Worten läutet Ignaz sein neues Werk ein, während ein Beat ertönt, der den 1991er House-Klassiker "Gypsy Woman" von Crystal Waters samplet. Damit wäre der Großteil des Inhalts auch schon zusammengefasst. Es geht um das gute Leben, genauer gesagt um Sex, Drogenkonsum und Luxusgüter. Das mag zunächst ausgelutscht erscheinen. Die Art und Weise, wie der Mann mit dem blondierten Afro die Zeilen über seinen hedonistischen Lifestyle vorträgt, ist jedoch so außergewöhnlich, dass man sie einfach feiern muss. Da wird das Rauchen von lilanem Weed, die unzähligen One-Night-Stands mit nervigen Girls und das Tragen von italienischer Mode schnell zu etwas Nebensächlichem. In den Vordergrund tritt Ignaz' Ausdrucksweise: Eine Mischung aus österreichischer Mundart und aktuellem amerikanischem Jugend- und Straßenslang. Er beweist jedoch auch, dass er durchaus zu mehr imstande ist, als lediglich obskure Vergleiche und popkulturelle Referenzen in stylischer Form vorzutragen. Dies tut er beispielsweise auf Tracks wie "Mastercard", der von einer traurigen, koksenden Dame handelt, oder dem drogengeschwängerten, pessimistisch-düsteren "Jeder Tag". Dennoch sind die Highlights von "Marmeladé" die großartig stumpfen "Swah" und "Überschwemm den Block" sowie der langsam vor sich hin wabernde Kiffertrack "Lila lila".
Alles in allem ist Crack Ignaz' neuester Streich ein kurzweiliges Mixtape, das sich nahtlos in die Diskografie des Salzburgers einreiht. Ein wenig mehr musikalische Kohärenz hätte dem Werk zwar gutgetan, denn durch den Einsatz von Instrumentals verschiedenster Produzenten kommt leider kein ganz stimmiges Bild auf wie im Falle der Alben "Kirsch" und "Geld Leben" mit Wandl. Doch auch so fällt es nicht schwer, "Marmeladé" zu genießen.
(Steffen Bauer)