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Kritik

Afrob – Mutterschiff

"Ich half Rap aus dem Brut­kas­ten. Ich gab ihm die Fla­sche, hin­ter­ließ dabei rie­si­ge Fuß­stap­fen." – Hier fin­det Ihr ab so­fort die Kri­tik zu Afrobs ak­tu­el­lem Release "Mut­ter­schiff" aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Ich half Rap aus dem Brutkasten.
Ich gab ihm die Fla­sche, hin­ter­ließ dabei rie­si­ge Fußstapfen.

Deut­sche Rap-​Legenden gibt es nicht gera­de wie Sand am Meer. Vie­le, die sich als sol­che bezeich­nen kön­nen, machen mitt­ler­wei­le kei­ne Musik mehr. Die­je­ni­gen, die nach wie vor aktiv sind, haben in den sel­tens­ten Fäl­len noch den glei­chen Biss, geschwei­ge denn eine ver­gleich­ba­re musi­ka­li­sche Rele­vanz wie zu ihrer Anfangs­zeit. Nun hat das Rei­me­mons­ter Afrob ein neu­es Album in der Pipe­line. Betre­ten wir also das "Mut­ter­schiff", um her­aus­zu­fin­den, ob der Stutt­gar­ter damit sei­nem Legen­den­sta­tus gerecht wird.

Um es gleich vor­weg­zu­neh­men: All­zu sehr lehnt Afrob sich nicht aus dem Fens­ter sei­nes Mut­ter­schiffs. Aller­dings gibt es hier und da eini­ge Trap-​Anleihen auf dem Album, was kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit für einen Rap­per Ende 30 dar­stellt. Beson­ders stark zum Ein­satz kom­men die­se auf "Kein Weg zurück" und "One Man Show". Es han­delt sich bei den bei­den Tracks zwar nicht um Total­aus­fäl­le, jedoch gibt es genü­gend Rap­per, die gera­de ein­mal halb so alt sind wie Afrob und Trap mit der musi­ka­li­schen Mut­ter­milch auf­ge­saugt haben. Denen fällt es selbst­ver­ständ­lich leich­ter, den Sound der Stun­de authen­tisch und span­nend in die Tat umzu­set­zen. So rich­tig will das "Mut­ter­schiff" also nicht in die Gän­ge kom­men – bis das letz­te Drit­tel des Albums anbricht. Denn hier zeigt sich des­sen Kapi­tän von sei­ner nach­denk­li­chen Sei­te, was immer schon sei­ne größ­te Stär­ke war. "Wenn ich groß bin" war­tet bei­spiels­wei­se mit einem majes­tä­tisch anmu­ten­den Instru­men­tal von Abaz und einer wun­der­schö­nen Hook von Chef­ket auf. Dazu rappt Afrob über den Umstand, dass es einem auch mit Ende 30 noch schwer fal­len kann, sich wirk­lich erwach­sen zu füh­len. Ein wei­te­res spä­tes High­light ist "Oh Gott", ein Feature-​Track mit M.A.M, mit dem Afrob eine gute Che­mie entwickelt.

Mit "Mut­ter­schiff" ver­öf­fent­licht Afrob ein durch­schnitt­li­ches Album, das mit vie­len Lücken­fül­lern gespickt ist. Besitzt der Hörer aber das nöti­ge Durch­hal­te­ver­mö­gen, belohnt es ihn durch­aus mit einer Hand­voll guter Tracks. Sei­nen Bei­trag zur deut­schen Rap-​History hat der Stutt­gar­ter natür­lich längst geleis­tet. Einen wei­te­ren Klas­si­ker, wie es sei­ne ers­ten bei­den Wer­ke sind, kann er sei­nem Schaf­fen mit die­sem Release aller­dings nicht hinzufügen.

(Stef­fen Bauer)

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