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Kritik

Pilz – Kamikaze

"Im Hip­Hop kannst du wäh­len zwi­schen 'Geht nicht' oder 'Cool' … Und des­halb bin ich gegen die Kul­tur." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu Pilz' aktu­el­lem Release "Kami­ka­ze" aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Im Hip­Hop kannst du wäh­len zwi­schen "Geht nicht" oder "Cool" …
Und des­halb bin ich gegen die Kultur.

"Die­se Frau ist klug, sie ist wütend, sie ist Stra­ße" – so wird das Pilz-Album eröff­net. Gespro­chen von Mar­cus Staiger, der danach aus­führt, wie real die Rap­pe­rin doch sei. Das ruft natür­lich Gegen­stim­men auf den Plan, die mit Anti-​Realness-​Argumenten win­ken. Schließ­lich ist Pilz ja Masken- und VBT-​Rapperin und redet als Fema­le MC auch noch von der har­ten Stra­ße! Wie die Rap­pe­rin dar­auf reagiert? Ohne lan­ge Dis­kus­sio­nen, ohne auf ein­zel­ne Kri­ti­ker ein­zu­ge­hen, ohne Rück­sicht auf Ver­lus­te – sie star­tet den "Kamikaze"-Angriff.

Knall­hart rech­net die Prot­ago­nis­tin mit allen ab, die ihr ihre Real­ness abspre­chen wol­len. Den sexis­ti­schen "Fema­le MC"-Stempel will sie gar nicht erst auf­ge­drückt bekom­men und lässt statt­des­sen Kri­tik wie "Kon­fet­ti" auf Schub­la­den­den­ken und Ras­sis­mus reg­nen. Dass es dabei jede Men­ge Boom bap auf die Ohren gibt, ist kein Ein­zel­fall. Plas­tik­sound, wie ihn der geneig­te Kri­ti­ker von Klischee-​VBTlern erwar­tet, gibt es hier nicht. Das Mot­to lau­tet: "Fuck Jig­gy Rap"! Und so ori­en­tiert sich das Klang­bild stark an Old­school und Unter­grund – die Drums schep­pern dabei min­des­tens so hart wie die dazu­ge­hö­ri­gen Tex­te. Die­se sind mal sto­ry­las­ti­ger, mal stär­ker auf Batt­ler­ap aus­ge­rich­tet, aber vor allem immer eines: scho­nungs­los ehr­lich. Denn trotz aller Angriffs­lust gibt sich Pilz gleich­zei­tig offe­ner denn je: Sie hat pas­send zur opti­schen Schafs- auch die inhalt­li­che Mas­ke­ra­de ad acta gelegt und erzählt direkt aus dem eige­nen Leben. Dass das Gan­ze dann auch noch auf einem tech­nisch anstän­di­gen Level statt­fin­det, run­det den "Kamikaze"-Angriff ab und lässt ihn sein Ziel nicht verfehlen.

Har­ter Unter­grund­sound, tech­ni­sches Geschick und text­li­che Viel­falt geben "Kami­ka­ze" alles, was es für ein anstän­di­ges Album braucht. Wirk­li­che Real­ness erhält das Gan­ze aber erst durch Pilz selbst, der man zu jeder Zeit abkauft, voll und ganz hin­ter dem Album zu ste­hen. Wer danach immer noch dar­an zwei­felt, ob die Rap­pe­rin real ist, kann ja Ihr-​wisst-​schon-​wen fragen.

(Dani­el Fersch)

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