"Was?! Du kennst das nicht? Sekunde, ich such' dir das mal raus." – und schon öffnet sich die Plattenkiste. Wer kennt diesen Moment nicht? Man redet über Musik und auf einmal fällt ein Name – egal, ob von einem Song, einem Künstler oder einem Album –, mit dem man nicht so recht etwas anzufangen weiß. Und plötzlich hagelt es Lobpreisungen, Hasstiraden oder Anekdoten. Gerade dann, wenn der Gesprächspartner ins Schwärmen verfällt und offen zeigt, dass ihm das Thema wichtig ist, bittet man nicht allzu selten um eine Kostprobe. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Person so sehr am Herzen zu liegen scheint. In diesem Fall – was uns so sehr am Herzen liegt: Ein Auszug aus der Musik, mit der wir etwas verbinden, die wir feiern, die uns berührt. Ein Griff in unsere Plattenkiste eben.
JBG, DLTLLY, DCVDNS – Abkürzungen sind ein bei Rappern stets beliebtes Stilmittel. Egal, ob man der Schreibweise eines Pseudonyms etwas Eigenes geben oder den Albumtitel auf ein markantes Kürzel reduzieren will. Die HipHop-Historie ist voll von unterschiedlichsten Kurzformen, bei denen die Bedeutung dahinter mal mehr, mal weniger relevant ist. Im Falle eines der ersten mir bekannten Deutschrap-Kürzel war es mehr als essenziell, zu wissen, wofür es und der "G.B.Z.-Oholika" an sich stand.
Lange vor Deine Lieblings Rapper – oft nur DLR –, "Streetlife Report" und fragwürdigen WM-Songs bildeten Harris und Dean Dawson die Spezializtz. Seit jeher war das Duo vor allem mit G.B.Z. – kurz für Gras, Becks und Zärtlichkeit – in Verbindung zu bringen, weil es Lifestyle und Musik der beiden perfekt zusammenfasste. Dementsprechend klang auch "G.B.Z.-Oholika" – nicht nur in Anbetracht der Texte, die sich eben größtenteils ums Flirten, Trinken und Kiffen drehten. Auch der Sound des Spezializtz-Debütalbums triefte nahezu vom Lebensstil der beiden. Auf dicken Boom bap-Brettern mit Sample- und Synthiespielereien, versehen mit tomekkschen Scratches, zelebrierten Dirty Harry und Big D die drei Grundpfeiler ihres Lebens. Dazu ein wenig Representing, Battle, Style und Flow, um das Ganze in ein klangvolles, unterhaltsames Tütchen zu drehen. Ein Album, perfekt als Soundtrack zum Konsum von G., B. und Z. Zumindest bis zum Schlusstrack "Afrokalypse" mit Afrob, der durch eine der großartigsten Deutschrap-Hooks überhaupt jeden Hörer dazu zwang, lauthals mitzugrölen.
Mittlerweile mögen die Spezializtz nicht mehr wirklich als Rapper aktiv sein. Mit "G.B.Z.-Oholika" haben sie jedoch ein Album geschaffen, das man auch heute noch, 18 Jahre nach Release, immer wieder gerne aus der Plattenkiste kramt. Nicht nur wegen des großartigen Sounds. Sondern auch, weil Harris und Dean bewiesen haben, dass man die Atmosphäre eines Albums, den Inhalt einer kompletten Diskografie und die eigene Lebenseinstellung in drei kleine Buchstaben packen kann: G.B.Z.
(Daniel Fersch)