Es ist Babo Haft und der Bra.
Wir vergiften den Markt à la Columbia Puerto.
Wenn sich Haftbefehl und Xatar zusammentun, dann erwartet man Großes. Denn die beiden Major-Player sind nicht angetreten, um sich mit einer Silbermedaille zufriedenzugeben. Mit Platz 1 in den Albumcharts wurde zumindest der kommerzielle Erfolg bereits erreicht. Doch kann "Der Holland Job" auch den hohen Hörer-Erwartungen gerecht werden?
Die Oberhäupter von Alles oder Nix Records und den Azzlackz, die gemeinsam Coup bilden, wollen der Konkurrenz endgültig klar machen, wer in Sachen Straßenrap das Sagen hat. Dementsprechend tun sie auf "Tret die Tür ein", dem ersten Track des Albums, genau das. Samthandschuhe trägt hier also keiner. Nach dem Opener wird im ersten Viertel des Albums über brachiale Beats von dem fast schon in Vergessenheit geratenen Tai Jason ("500") und dem Produzenten-Dream-Team Die Achse ("Gib Geld" und "Ich zahle gar nix") vor allem über den monetären Aspekt des Rapper- und Gangster-Daseins gerappt. Der Grundtenor des Albums ist demnach, dass wir es hier mit zwei unfickbaren Schwergewichten zu tun haben. Eine Rolle, die der Babo und der Bra mit Leichtigkeit ausfüllen und dadurch großen Unterhaltungswert generieren. Selbst dann, wenn in seltenen Fällen ruhigere Töne angeschlagen werden, bekommt man nicht das Gefühl, dass die beiden ihre Straßen-Souveränität auch nur annähernd verlieren könnten. Doch darin liegt vielleicht auch die größte Schwäche von "Der Holland Job": Wenn die Superschurken mal Gefühle zeigen oder gar gesellschaftskritisch und politisch werden, wirkt das mitunter ein wenig fehlplatziert zwischen all den Brechern. Insgesamt ist das jedoch Meckern auf hohem Niveau.
Zum einen wissen die Produktionen, für die neben Die Achse und Tai Jason unter anderem Brenk Sinatra, Choukri, Enginearz und Reaf verantwortlich sind, über die gesamte Spieldauer zu überzeugen. Zum anderen harmonieren Xatar und Haftbefehl auf ihrem Kollabo-Album einfach sehr gut miteinander. Die beiden Rapper machen dabei letztendlich genau das, was sie immer machen. Dazu brauchen sie weder abgezählte Silben noch metatextuelle Rechtfertigungen für ihr Handeln und dessen musikalische Darstellung, um ihr Standing in der Szene als Coup eindrucksvoll zu untermauern.
(Steffen Bauer)
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