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Interview

Samy Deluxe

"Ich weiß nicht mal genau, wer die­ser Erdo­gan ist. Ich bin da echt kom­plett unge­bil­det. Barack Oba­ma und Ange­la Mer­kel, da hört's auf." – Samy Delu­xe im Inter­view über Tages­po­li­tik und All­tags­ras­sis­mus, High­lights sei­ner Kar­rie­re sowie sein neu­es Album.

"Einer der le­gen­därs­ten deut­schen Rap­per al­ler Zei­ten" oder "Nach dem ers­ten Album kam nicht mehr viel" – an kaum ei­nem deut­schen Rap­per der ers­ten Stun­den schei­den sich die Geis­ter seit Jah­ren so sehr wie an Samy Delu­xe. Für die ei­nen hat er schon lan­ge den ewi­gen Legen­den­sta­tus er­reicht, für die an­de­ren hat er sich ge­nau die­sen durch Expe­ri­men­te wie das "Herr Sorge"-Projekt auf ewig zer­stört. Eines ist aber je­dem klar: Egal, für wel­chen Sound Samy Delu­xe ak­tu­ell steht – der Ham­bur­ger hat rapt­ech­nisch ge­se­hen ei­ni­ges drauf, wenn er denn will. Und ge­nau das möch­te der Baus of the Nauf mit sei­nem ak­tu­el­len Album "Berühm­te letz­te Wor­te" wohl wie­der un­ter Beweis stel­len. Ein Album, das nicht mehr mit Anlei­hen aus den Staa­ten oder gro­ßen Expe­ri­men­ten über­zeu­gen soll, son­dern zur Abwechs­lung wie­der auf pu­ren, klas­si­schen Rap setzt. Um zu gu­cken, was Samy Delu­xe wirk­lich in die­sem Album sieht, was die High­lights sei­ner mehr als 20-​jährigen Kar­rie­re wa­ren und wie es um die po­li­ti­sche Wirk­lich­keit für Migran­ten­kin­der in Deutsch­land steht, ba­ten wir den 38-​Jährigen zum Gespräch.

MZEE​.com: Dein neu­es Album heißt "Berühm­te letz­te Wor­te". Vie­le dei­ner Fans ha­ben den Titel wört­lich ver­stan­den und dach­ten, mit die­sem Release be­en­dest du dei­ne Kar­rie­re. Erzähl doch mal di­rekt zu Beginn des Inter­views: Was war dei­ne Inten­ti­on hin­ter dem Titel?

Samy Delu­xe: Ich woll­te mir mit dem Titel in ers­ter Linie eine Art Kor­sett schnü­ren, das mich dar­an hin­dert, ein ex­pe­ri­men­tel­les Rap-​Album zu ma­chen. Das hab' ich im Pro­zess ir­gend­wann ge­merkt. Ich mach' ja im­mer sehr vie­le Songs und muss eher aus­su­chen, wel­che ich neh­me, als krampf­haft neue Tracks da­zu­zu­be­kom­men. Vor un­ge­fähr ei­nem Jahr hat­te ich dann schon vie­le Song-​Gerüste und ge­merkt, dass mir die Sachen, in de­nen ich et­was aus mei­nem Leben er­zähle, ge­rade ir­gend­wie mehr ge­ben. Zum Bei­spiel der Song, den ich für mei­ne Mum ge­schrie­ben habe. Das war ei­ner der ers­ten, die das Album, wie es jetzt ist, ge­prägt ha­ben. Ein paar an­dere Songs sind schon vor­her ent­stan­den; die kamen dann erst wie­der da­zu­. Es hät­ten sehr un­ter­schied­li­che Alben wer­den kön­nen – dar­an ge­mes­sen, was ich an Mate­ri­al hat­te. Ich hät­te mich mu­si­ka­lisch sehr un­ter­schied­lich dar­stel­len kön­nen. Des­halb gibt's auch die drei Bonus-​Songs, die mit dem Sound des Albums gar nichts zu tun ha­ben, son­dern eher trap­pig sind und Dancehall-​Anleihen ha­ben. So ein Album hät­te ich auch ma­chen kön­nen. Mit Baz­z­azi­an hat­te ich auch noch Songs, die sehr pop­pig wa­ren. Dann gab es noch vie­le ASD-​ähnliche Sachen, die voll auf die Zwölf gin­gen. In de­nen habe ich zwar Double- und Tri­ple­ti­mes so­wie wahn­sin­ni­ge rhyth­mi­sche Kon­struk­te aus­ge­packt, aber ir­gend­wie nicht viel ge­sagt. Irgend­wann im Lau­fe des Weges hab' ich ent­schie­den, dass es für mich ge­rade am in­ter­es­san­tes­ten ist, so ein klas­si­sches HipHop-​Album zu ma­chen. Dafür steht der Titel. Wenn ich wüss­te, es wäre mein letz­tes Album, dann wäre ich da­mit cool. Das soll­te ein HipHop-​Statement sein. Dann kam die­ser Mama-​Song raus und der Titel "Berühm­te letz­te Wor­te" in mei­nen Kopf und ich hab' über­legt, wie ich den mit Inhalt fül­le. Danach war klar, was für eine Art von Songs ich auf dem Album ha­ben will. Es soll­te kei­ne Bio­gra­fie sein, aber je­der Song soll­te et­was über mei­nen Stil und mei­ne Welt­an­sicht aussagen.

MZEE​.com: Ist das Album das State­ment, mit dem die Hörer dich in Erin­ne­rung be­hal­ten sollen?

Samy Delu­xe: Ja … Also, be­vor ich das Album ge­macht habe, wuss­te ich auch schon, dass ich bei "Sing mei­nen Song" mit­ma­chen wer­de. Da hät­te ich ja auch die Mög­lich­keit ge­habt, im Zuge des­sen ein pop­pi­ges oder ein Gesangs­al­bum zu ma­chen. Aber ich dach­te mir dann ir­gend­wann: "Nee, ich wer­de ja in der Sen­dung auch 'der Rap­per' ge­nannt". Und wenn ich schon so eine brei­te Mas­se durch die­se Sen­dung an­spre­che, will ich kei­ne Sachen ma­chen, die sich für mich nicht na­tür­lich anfühlen.

MZEE​.com: Als Samy Delu­xe willst du also in ein paar Jah­ren für die­ses klas­si­sche Rap­ding ste­hen, ob­wohl du auch an­dere Sachen ge­macht hast.

Samy Delu­xe: Es ist das, wo­für ich jetzt ste­hen will. Genau in die­sem Moment. Wofür man am Ende steht, ist ja noch eine an­dere Fra­ge. Irgend­wann werd' ich ster­ben, tau­send Alben ge­macht ha­ben und man­che Leu­te ken­nen mich nur vom Free­style bei Oli Pocher. Das kann ich nicht be­ein­flus­sen. Wenn du so vie­le ver­schie­dene Din­ge in der Öffent­lich­keit machst, kannst du nicht de­fi­nie­ren, wor­an die Leu­te dich mes­sen und wie sie dich in Erin­ne­rung behalten.

MZEE​.com: Wie blickst du auf dei­ne Expe­ri­men­te in der Ver­gan­gen­heit zurück?

Samy Delu­xe: Das ist halt mein Weg. Vie­le an­dere Rap­per ha­ben nur ei­nen Weg, kön­nen viel­leicht auch nicht mehr und zie­hen dann ih­ren Stil auf tau­send ver­schie­de­nen Alben und Mix­tapes durch. Bei mir gibt's halt im­mer wie­der et­was an­de­res, das mich reizt. Manch­mal sind es Melo­dien, manch­mal Rap­sa­chen – jetzt ist es der Ansatz, ein klas­si­sches Rap-​Album zu ma­chen, das ich so auch von mei­nem Lieb­lings­rap­per am liebs­ten hö­ren wür­de. Manch­mal ist der Ansatz aber auch, zu gu­cken, wie weit man Rap noch pus­hen und wie vie­le un­ty­pi­sche Ein­flüs­se man noch da­zu­tun kann. Das jet­zige Album ist auch kein Reißbrett-​Album. Irgend­wann hab' ich ein­fach ge­se­hen, dass die Songs, die eher nach den klas­si­schen Rezep­tu­ren ge­macht wur­den, die bes­ten waren.

MZEE​.com: Hast du denn ir­gend­ei­nen Wunsch, wie du nach dei­ner ak­ti­ven Kar­rie­re in Erin­ne­rung blei­ben möchtest?

Samy Delu­xe: Damit kann man sich na­tür­lich ver­rückt ma­chen. Man kann es eben nicht be­ein­flus­sen. Natür­lich möch­te ich lie­ber mit den schlau­en und coo­len, den ge­wag­ten oder den tech­nisch bril­lan­ten Momen­ten in Erin­ne­rung blei­ben, statt da­mit, wen ich mal ge­da­tet hab'. Aber das kann ich mir ja nicht aus­su­chen, also ver­such' ich auch nicht, mich zu viel mit der Außen­dar­stel­lung zu beschäftigen.

MZEE​.com: Bereust du Din­ge wie den Auf­tritt da­mals bei Oli Pocher?

Samy Delu­xe: Nein. Ich be­reue echt gar nichts. Es gibt ja mitt­ler­weile so vie­le Kanä­le, auf de­nen sich Leu­te Din­ge rein­zie­hen. Dadurch be­kom­men auch ganz un­ter­schied­li­che Leu­te et­was von mir mit. Man­che ken­nen mich jetzt, weil ich auf dem Nena-​Album ge­rappt hab', an­dere, weil ich auf dem Tabaluga-​Album ge­rappt hab'. Und noch mal an­dere, weil ich auf dem Haftbefehl-​Album ge­rappt hab'. Die Band­brei­te, die ich mitt­ler­weile ab­de­cke, ist so groß. Da ist es ver­schwen­dete Zeit, sich dar­über Gedan­ken zu ma­chen, was wo wie an­kommt. Ich bin im­mer froh über al­les, was ich ge­macht hab'.

MZEE​.com: Letz­te Fra­ge zum Album­ti­tel: Gibt es ge­ne­rell "be­rühmte letz­te Wor­te", die dich be­son­ders be­rührt, be­ein­druckt oder be­ein­flusst haben? 

Samy Delu­xe: Ich hab' na­tür­lich auch ein biss­chen ge­goo­glet, was be­rühmte letz­te Wor­te sind. Ich hab' dann eher wit­zige Din­ge ge­fun­den, die mich in­spi­riert ha­ben. Der Bom­ben­ent­schär­fer, der sagt: "Der blaue Draht. Ich glau­be, es ist der blaue Draht". Vie­le an­dere letz­te Wor­te sind al­ler­dings eher kli­schee­mä­ßig und lang­wei­lig. Aber ich lass' mich ger­ne noch po­si­tiv über­ra­schen, was Leu­te da an Zita­ten aus­gra­ben und mir schicken.

MZEE​.com: Kom­men wir zum Sound­bild des Albums. Dei­ne letz­ten Alben klan­gen im­mer sehr ver­schie­den. Wel­chen Sound hat "Berühm­te letz­te Worte"?

Samy Delu­xe: Das Album ist auf je­den Fall sehr soul­ful auf ir­gend­eine Art. Es sind vie­le Break­beats mit Samples drauf, vor al­lem Vocal-​Samples. Viel Rap, viel Text­in­halt. Man kann das Album durch­aus als Kon­zept­al­bum be­zeich­nen, auch wenn sich das nicht so di­rekt zeigt.

MZEE​.com: Wie wür­dest du das Kon­zept beschreiben?

Samy Delu­xe: "Berühm­te letz­te Wor­te". (lacht) Das ist schon ge­nug. Es ist ein in­halts­star­kes Album, das sich nicht so auf­drängt. Der Hörer denkt sich nicht die gan­ze Zeit: "Oh, der will mir jetzt et­was er­zäh­len". Es pas­siert flow­tech­nisch und mu­si­ka­lisch viel, dem man gut fol­gen kann, ohne über­for­dert zu werden.

MZEE​.com: Wie bist du auf Farhot und Baz­z­azi­an als Pro­du­zen­ten für die Plat­te gekommen?

Samy Delu­xe: Mit Farhot hat­te ich schon mal bei "Herr Sor­ge" zu­sam­men­ge­ar­bei­tet. Und Baz­z­azi­an hat­te ja schon drei Beats auf dem ASD-​Album. Die Zusam­men­ar­beit mit ihm hat sich di­rekt dar­aus ab­ge­lei­tet. Mit ihm hat­te ich ei­nen rich­tig gu­ten Work­flow. Ich fand den Sound von ihm bei den Din­gern mit Afrob so gut, dass ich kom­plett von ihm über­zeugt war. Wir ver­ste­hen uns auch pri­vat gut und des­halb hab' ich ihn dann für das Album di­rekt an­ge­ru­fen und we­nig spä­ter auf ein paar Beats von ihm auf­ge­nom­men. Die Songs sind dann erst nichts ge­wor­den, jetzt kom­men sechs Beats von ihm. Sechs wei­tere stam­men ur­sprüng­lich von DJ Vito, mir, Matteo und den Jungs aus der Kunst­Werk­Stadt. Die hat Baz­z­azi­an dann aus­pro­du­ziert. Und zwei Beats sind von Farhot.

MZEE​.com: Was macht für dich die Beats der bei­den aus? 

Samy Delu­xe: Farhot ist ein­fach ein sehr ver­spiel­ter Pro­du­zent, der vie­le ei­gen­wil­lige Sound­quel­len be­nutzt. Er ist so ein klei­ner Bas­tel­freak. Bei Baz­z­azi­an ist da­ge­gen al­les su­per­klar und kna­ckig, da hat al­les sei­nen Platz. Er ist ein sehr gu­ter Arran­geur. Sobald du ihm et­was schickst, holt er im­mer et­was Gei­les aus dem Song raus.

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MZEE​.com: Das ein­zige Fea­ture auf dei­ner Plat­te stammt von Mega­loh. Wie­so fiel dei­ne Wahl ge­rade auf ihn?

Samy Delu­xe: Der Song hat das ge­for­dert. Er hat zwei Stro­phen und soll­te ei­gent­lich auch nicht mehr ha­ben. Dann hat­ten Baz­z­azi­an und ich aber die Idee, den Beat in­ner­halb des Songs noch­ mal et­was zu ver­än­dern. Und als dann die­ser zwei­te Instrumental-​Part da war, hab' ich ir­gend­wie so­fort Mega­loh dar­auf ge­hört. Dann hab' ich ihn ge­be­ten, da mal was Gei­les drauf­ zu ­dich­ten. Dar­auf­hin hat er das ge­macht, wie er das eben macht.

MZEE​.com: Wenn man so vie­le Jah­re im Geschäft ist und dann mal auf sei­ne ers­ten Plat­ten zu­rück­blickt: Wel­chen Stel­len­wert misst du "Delu­xe Sound­sys­tem" heu­te für die Geschich­te des deut­schen Raps bei?

Samy Delu­xe: Boah, ich weiß nicht. Dar­über mach' ich mir nicht so vie­le Gedan­ken. Es ist na­tür­lich ei­ner der Klas­si­ker die­ser Deutschrap-​Generation. Aber um es in den Gesamt­kon­text ein­zu­ord­nen, ken­ne ich, glaub' ich, viel zu we­nig Deutschrap und in­ter­es­siere mich auch zu we­nig dafür.

MZEE​.com: Und wo wür­dest du das Album heu­te ein­ord­nen? Meinst du, dass es in der heu­ti­gen Zeit re­least im­mer noch ei­nen solch im­men­sen Erfolg und Stel­len­wert hätte?

Samy Delu­xe: Das ist ja ein kom­plet­tes Fan­ta­sie­pro­dukt. Also, der Rest der Rea­li­tät ist ge­nauso, wie er jetzt auch ist, die Rap­per, die ge­rade "in" sind, sind es auch, aber das Album wür­de jetzt her­aus­kom­men und kei­ner wür­de mich kennen?

MZEE​.com: Genau.

Samy Delu­xe: Na ja, dann wäre mein Album auch an­ders. Ich könn­te ja in der jet­zi­gen Zeit nicht das glei­che Album wie da­mals ma­chen. Din­ge sind im­mer ge­prägt von der Zeit, in der sie passieren.

MZEE​.com: Könn­test du es trotz­dem in die heu­ti­ge Sze­ne ein­ord­nen, die ja auch viel­fäl­ti­ger als die von vor vie­len Jah­ren ist?

Samy Delu­xe: Ich wäre na­tür­lich trotz­dem der bes­te Rap­per des Lan­des. Die Beats wä­ren viel­leicht et­was out­da­tet, aber trotz­dem im­mer noch fet­ter als die der meis­ten Pro­du­zen­ten. Es ist echt ein gut pro­du­zier­tes Album, da muss ich Tropf und Dyna­mi­te Respekt zol­len. Die ha­ben das da­mals krass ge­macht. Also, wenn ich das Album jetzt höre, ge­fal­len mir die Beats auf je­den Fall deut­lich bes­ser als die Raps.

MZEE​.com: Wor­an liegt das denn?

Samy Delu­xe: Dar­an, dass ich die Beats nicht selbst ge­macht habe und die ein­fach neu­tral fei­ern kann.

MZEE​.com: Wenn du das Fan­ta­sie­kon­strukt ein biss­chen zu­las­sen kannst – denkst du, dass dein Album im­mer noch Erfolg hät­te und vie­le Men­schen es fei­ern würden?

Samy Delu­xe: Ja, na­tür­lich. Die Leu­te hö­ren das ja noch. Von den Rap­pern, die jetzt ge­rade "in" sind, hört kei­ner das letz­te Album. Aber die Leu­te hö­ren im­mer noch "Grü­ne Bril­le" und "Wie jetzt". Die wer­den ja auf Spo­ti­fy im­mer noch gestreamt.

MZEE​.com: Du hat­test zu­letzt 20-​jähriges Büh­nen­ju­bi­lä­um. Was sind für dich die drei Mei­len­stei­ne dei­ner ge­sam­ten Karriere?

Samy Delu­xe: Also, wenn es um Auf­trit­te geht, war auf je­den Fall das Jubi­lä­um ei­ner der schöns­ten Tage mei­ner Kar­rie­re. Da hab' ich ein­fach so vie­le Leu­te zu­sam­men­be­kom­men, so vie­le hoch­ka­rä­tige Künst­ler, die das nur für eine Bahn­kar­te und ein Hotel ge­macht ha­ben. So et­was kann man nicht mit Geld be­zah­len. Eine mei­ner liebs­ten Büh­nen­erin­ne­run­gen sind auch mei­ne ers­ten 100 Splash!-Bars. Das war ein sehr, sehr gei­ler HipHop-​Moment, weil ich das vor­her noch nie ge­macht hat­te und das schon auch nicht so leicht ist. Dann noch die Dyna­mi­te Deluxe-​Releaseparty zum ers­ten Album da­mals in der gro­ßen Frei­heit … Da ha­ben wir die Mas­si­ven Töne, Max Her­re, Afrob, die Stie­bers und so wei­ter mit dem Night­li­ner aus dem Süden in den Nor­den hoch­ge­karrt und dann ein le­gen­dä­res Kon­zert ge­spielt, das, den­ke ich, auch für im­mer in Ham­burgs HipHop-​History einge­mei­ßelt ist. Ansons­ten gibt's na­tür­lich vie­le gei­le Momen­te, die ich viel­leicht im­mer gar nicht so sehr mit­be­komme. Ich hab' auch das Gefühl, dass vie­le Nost­al­gi­ker Men­schen sind, bei de­nen eben nur da­mals gei­le Sachen pas­sier­ten. Ich könn­te dir auch Sachen er­zäh­len, die heu­te geschehen.

MZEE​.com: Kannst du dich noch an ei­nen gro­ßen Moment er­in­nern, der dich in dei­ner Kar­rie­re rich­tig nach vor­ne ge­bracht hat?

Samy Delu­xe: Der MTV-​Award, den ich nach "Weck mich auf" be­kom­men hab'. Den hab' ich ge­gen die Ärz­te, die Toten Hosen, Ramm­stein und die No Angels ge­won­nen. Ein­fach, weil die Leu­te we­gen die­ses Songs un­be­dingt woll­ten, dass ich ge­winne. Das war kar­rie­re­tech­nisch schon ein kras­ser Moment. Als ich an­ge­fan­gen habe zu rap­pen, hab' ich mir ja nichts aus ir­gend­wel­chen Awards ge­macht. Aber mei­ne Geg­ner wa­ren da ein­fach Acts, die viel, viel mehr ver­kauft ha­ben und viel grö­ßer wa­ren. Und trotz­dem hat­te ich ei­nen Song, der das mög­lich ge­macht hat.

MZEE​.com: Ist "Weck mich auf" für dich auch im­mer noch der wich­tigste Song in dei­ner Wahr­neh­mung oder gibt es da ei­nen anderen?

Samy Delu­xe: "Weck mich auf" ist auf je­den Fall der ge­mein­same Nen­ner für alle. "Poe­sie Album" ist, glau­be ich, der meist ge­streamte Song von mir. Aber der hat­te na­tür­lich nicht so ei­nen Impact wie "Weck mich auf".

MZEE​.com: Und was ist der un­ter­schätz­teste Track, den du je raus­ge­bracht hast – also ei­ner, der in dei­nen Augen zu we­nig Beach­tung be­kom­men hat?

Samy Delu­xe: So ei­nen Track gibt es für mich gar nicht. Wenn man so tief in sei­nen Pro­jek­ten drin­steckt, kann man na­tür­lich auch nicht mehr ob­jek­tiv sein und Songs be­wer­ten. Im Nach­hin­ein ver­steh' ich es echt im­mer, wenn Songs nicht so gut an­kom­men. Also, ich den­ke mal, wir re­den von Sin­gles. Von den Sin­gles, die ich je­weils aus­ge­wählt habe, ver­steh' ich ge­nau, was war­um funk­tio­niert hat … oder eben auch nicht. Bei mei­nen Alben sieht das ge­nauso aus.

MZEE​.com: Ich wür­de ger­ne mit dir über ein po­li­ti­sches The­ma der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit spre­chen: Böh­mer­mann und Erdo­gan. Magst du mir kurz dei­ne Mei­nung zu dem Gan­zen erzählen?

Samy Delu­xe: Ich hab' da gar kei­ne Mei­nung zu. Ich weiß nicht, was Böh­mer­mann ge­nau ge­sagt hat und wer die­ser Mensch ist, über den er da gere­det hat. Ich bin kom­plett un­qua­li­fi­ziert, um über welt­po­li­ti­sche The­men zu spre­chen. Ich weiß ein­fach nicht ge­nug dar­über und es in­ter­es­siert mich auch nicht.

MZEE​.com: Du hast dich also über­haupt nicht mit dem The­ma beschäftigt?

Samy Delu­xe: Hal­lo, der ist Come­di­an, der Typ! Er darf sa­gen, was er will.

MZEE​.com: Du hast also doch eine Meinung.

Samy Delu­xe: Na ja, wenn er für ir­gend­et­was Kri­tik ern­tet, dann ist es nicht mei­ne Auf­ga­be, das zu be­wer­ten. Kunst darf sich al­les er­lau­ben, so­lange sie gut ge­macht ist. Ich hab' das Video eben nicht gesehen.

MZEE​.com: Dar­um ging es ja in gro­ßen Tei­len der Dis­kus­si­on – obwohl Kunst sich "alles erlau­ben kann", stell­te Erdo­gan Straf­an­trag gegen Böh­mer­mann wegen Belei­di­gung. Böh­mer­mann sag­te ja sogar selbst, dass das, was er vor­trägt, ille­gal sei. Das dann wirk­lich gegen ihn ermit­telt wur­de, scheinst du aber schon nicht so cool zu finden.

Samy Delu­xe: Er kann ja sagen, was er will. Jeder kann sa­gen, was er will. Dann muss man aber auch mit den Kon­se­quen­zen le­ben, die das aus­löst. Ich kann mich ja nicht kon­kret dazu äu­ßern, wenn ich nicht weiß, was er ge­sagt hat. Ich weiß nicht mal ge­nau, wer die­ser Erdo­gan ist. Ich bin da echt kom­plett un­ge­bil­det. Ich klin­ge im­mer nur schlau, aber ich bin nicht ge­bil­det und ken­ne ir­gend­wel­che Poli­ti­ker. Barack Oba­ma und Ange­la Mer­kel, da hört's auf.

MZEE​.com: Du gehst mit den Sin­gles "Mim­i­mi" und "Klo­pa­pier" von dei­nem neu­en Album auf ak­tu­elle po­li­ti­sche The­men ein – vor al­lem Ras­sis­mus und Frem­den­hass. Das hast du so auch schon in der Ver­gan­gen­heit ge­macht – denkst du, im Moment ist das wich­tig wie nie? Wie sehr hat sich die Lage aus dei­ner Sicht geändert?

Samy Delu­xe: Die bei­den Songs sind ja nicht ges­tern ent­stan­den. "Klo­pa­pier" ist von 2014, "Mim­i­mi" von 2015. Bei der Song­aus­wahl und ge­rade bei der Aus­wahl der Sin­gles hab' ich na­tür­lich be­wusst die Songs genom­men, die für mich die ge­wag­tes­ten und po­la­ri­sie­rends­ten State­ments be­inhal­ten. Ich fand', dass die Din­ger jetzt eine Dring­lich­keit hat­ten. Sie sind zwar schon ent­stan­den, be­vor die Flücht­lings­the­ma­tik so rie­sig in den Medi­en ver­tre­ten war, aber ich fand schon, dass die Situa­ti­on es er­for­dert. Es wa­ren aber auch mu­si­ka­lisch die bei­den Ban­ger, die vor dem Album raus­kom­men sollten.

MZEE​.com: Fin­dest du, es ist im Moment die Pflicht ei­nes Künst­lers, sich zu positionieren?

Samy Delu­xe: Nee, nee. Musik hat nie die Pflicht, et­was an­de­res zu tun, als den Musi­kern Spaß zu ma­chen. Wenn zehn Jah­re lang in­halts­lose Musik raus­kommt, wird das auch eine Berech­ti­gung ha­ben. Viel­leicht be­wegt dann die eine star­ke Num­mer, die nach zehn Jah­ren kommt, noch mehr Menschen.

MZEE​.com: Hältst du es denn für be­grü­ßens­wert, wenn sich mehr Men­schen positionieren?

Samy Delu­xe: Ich freu' mich auf je­den Fall über Rap­per, die hin und wie­der ihre Zei­len für et­was an­de­res als pure Selbst­ver­herr­li­chung und Wort­spie­le nut­zen. Wort­spie­le kann man ja auch in je­dem The­men­be­reich an­wen­den. Ich freu' mich da sehr über Rap­per wie Mega­loh, MoTrip und Chef­ket, die gute Hob­by­phi­lo­so­phen sind. Die schrei­ben ein­fach gei­le Zei­len, in de­nen sie Din­ge ver­pa­cken, die sie in ih­rem Leben auf­spü­ren. Es ist wich­tig, dass es sol­che Rap­per gibt und nicht nur die gan­zen an­de­ren Spaten.

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MZEE​.com: Hast du über­haupt das Gefühl, dass sich die Lage in Deutsch­land stark ver­än­dert hat? Oder hast du Angst da­vor, dass es pas­sie­ren könnte?

Samy Delu­xe: Nee. Ich hal­te mich, wie ge­sagt, zu sehr aus dem Pro­zess her­aus. Ich les' die "BILD" nicht und las­se mir auch nicht von ir­gend­wel­chen Sta­tis­ti­ken Angst ma­chen. Solan­ge ich über die Stra­ße ge­hen kann, ohne dass mich ir­gend­wel­che Men­schen be­schimp­fen oder at­ta­ckie­ren, ma­che ich mir auch kei­ne Sor­gen. Also um mich persönlich …

MZEE​.com: Na ja, mir per­sön­lich macht jetzt auch nicht die "BILD" Angst. Aber mich be­un­ru­hi­gen zum Bei­spiel die Wahl­er­fol­ge der AfD. Wie ist das bei dir?

Samy Delu­xe: Viel­leicht bin ich zu rea­lis­tisch, um mich von so et­was scho­cken zu las­sen. Es ist ja ganz klar, dass es in je­dem Land im­mer rech­tes und na­tio­na­lis­ti­sches Poten­zi­al gibt. Und so­bald sich Men­schen in dem Land von ir­gend­et­was be­droht füh­len und die­se Angst von ir­gend­wel­chen Paro­len­schwin­gern ge­schürt wird, dann pas­siert so et­was. Das ist schon im­mer so ge­we­sen. Auch in den 90er Jah­ren ha­ben schon Asyl­be­wer­ber­hei­me ge­brannt. Und wenn das The­ma dann in den Medi­en auf­taucht, ist es wie­der so­weit. Dann gibt es wie­der Ras­sis­mus. Dann ha­ben alle Angst. Wenn du als dun­kel­häu­ti­ger Mensch in Deutsch­land lebst, lernst du zwar ir­gend­wann da­mit um­zu­ge­hen, aber hast trotz­dem nie ei­nen Tag, an dem dir nicht be­wusst ist, dass es in die­sem Land sehr vie­le Ras­sis­ten gibt. Wenn du ein wei­ßer Deut­scher bist, der in sei­nem Umfeld nicht un­glaub­lich vie­le Schwar­ze und Tür­ken hat, ver­gisst du das schnell. Dann gibt es Ras­sis­mus erst, wenn es in der Zei­tung steht. Du spürst Ras­sis­mus selbst, wenn du nach Afri­ka in den Urlaub fährst und der ein­zige Wei­ße bist. Aber das kannst du auch nicht mit der Situa­ti­on ver­glei­chen, als "Mim­i­mi" hier zu leben.

MZEE​.com: Du sprichst es ge­rade schon an. Auf "Mim­i­mi" rappst du: "Inte­gra­ti­on ist nur eine Illu­si­on". Meinst du das damit?

Samy Delu­xe: Die Zei­le ist auf je­den Fall ein dop­pel­deu­ti­ges State­ment. Auf ir­gend­eine Wei­se ist Inte­gra­ti­on kei­ne Illu­si­on. Sie hat ja durch­aus ge­klappt. Ich bin hier ge­bo­ren und hab' mich lan­ge da­mit be­fasst, was und wer ich ei­gent­lich bin, ob ich ein Teil von dem Ding hier bin und ob ich von die­sem Land an­ge­nom­men wer­de. Und dann bli­cke ich auf eine 20-​jährige Musik­kar­rie­re zu­rück und weiß, dass ich die­ses Land so­gar mit mei­nem Wort­schatz und mei­nem Musik- und Sprach­ver­ständ­nis mit ge­prägt hab'. Auf der an­de­ren Sei­te … Ich hab' ein Selbst­ver­ständ­nis da­für, dass ich deutsch bin, ja. Aber ich spü­re bei 99 Pro­zent der Leu­te da drau­ßen, dass sie kein sol­ches Selbst­ver­ständ­nis ha­ben. Des­halb ist Inte­gra­ti­on eine Illu­si­on, denn Inte­gra­ti­on funk­tio­niert nur, wenn sie von bei­den Sei­ten aus­geht. Es funk­tio­niert nicht, wenn Aus­län­der her­kom­men und sa­gen, dass sie alle deut­schen Gepflo­gen­hei­ten an­neh­men, die deut­sche Spra­che viel­leicht so­gar bes­ser spre­chen als man­che Deut­sche und auch bes­sere Rap­per wer­den und die an­de­ren trotz­dem sa­gen: "Du bist kei­ner von uns, denn du bist dies oder jenes".

MZEE​.com: Denkst du da­bei auch an die ak­tu­elle Flüchtlingsthematik?

Samy Delu­xe: Beim Schrei­ben hab' ich da nicht dran ge­dacht. Die Sto­ry han­delt von mir und den Leu­ten, mit de­nen ich auf­ge­wach­sen bin – die, wie ge­sagt, ein kras­ses Selbst­ver­ständ­nis ha­ben, deutsch zu sein, in Deutsch­land zu le­ben und trotz­dem mit selt­sa­men Situa­tio­nen kon­fron­tiert werden.

MZEE​.com: Denkst du, dass sich das in dei­nem Leben noch ­mal än­dert? Oder glaubst du, dass die­se "selt­sa­men Situa­tio­nen" im­mer vor­kom­men werden?

Samy Delu­xe: Es ist ja eine Ent­wick­lungs­sa­che. Deutsch­land hat ein­fach eine ganz an­dere Geschich­te als die USA, Eng­land, Frank­reich und an­dere "Mel­ting Pot-​Länder". Seit dem zwei­ten Welt­krieg kom­men so kle­cker­weise im­mer un­ter­schied­li­che Grup­pen von Migran­ten. Da ka­men erst die Gast­ar­bei­ter, dann gab es meh­rere Flücht­lings­wel­len. Jetzt ha­ben die gan­zen Men­schen, die her­ge­kom­men sind, na­tür­lich Kin­der ge­macht. Da gibt es vie­le, die "deutsch" sind. Und an­dere, die seit 50 Jah­ren über­haupt nicht in­te­griert sind und sich auch nicht in­te­grie­ren wol­len. Da wird auch kei­ne gro­ße staat­li­che Kam­pa­gne ir­gend­was brin­gen, weil das The­ma viel zu kom­plex ist. Dafür gibt es kei­ne Lösung. Man muss ein­fach se­hen, wie sich das entwickelt.

MZEE​.com: Ich hab' dir noch ein Zitat aus dem Track "Klo­pa­pier" mit­ge­bracht: "Ich seh' am 1. Mai in St. Pau­li Autos auf Stra­ßen bren­nen – und frag' mich: War­um macht ihr das nicht in Ber­lin vorm Par­la­ment?" – was ge­nau soll die­se Line aus­sa­gen? Ich be­zweifle jetzt mal, dass du wirk­lich willst, dass Men­schen dort Autos abfackeln.

Samy Delu­xe: Men­schen fa­ckeln ja Autos ab. Aller­dings am fal­schen Ort. Genau das soll die Line aus­sa­gen. Die sol­len das lie­ber vor dem Par­la­ment in Ber­lin ma­chen als im Karo­vier­tel in Ham­burg. War­um ma­chen die das denn dort, wo die Men­schen nicht reich sind? Wenn die sich ge­gen den Staat und den omi­nö­sen, bö­sen, an­ony­men Geg­ner, ge­gen "die", weh­ren wol­len – dann sol­len sie doch auch zu "de­nen" ge­hen. Natür­lich will ich über­haupt nicht, dass ir­gend­wer Autos an­zün­det. Ich hät­te auch sa­gen kön­nen: "War­um macht ihr das über­haupt?" Ich weiß ja, aus wel­cher Moti­va­ti­on her­aus so et­was ent­steht. Teil­wei­se ist es ein­fach Akti­vis­mus und Zer­stö­rungs­wut. Aber ich fin­de, wenn die schon die­se Ener­gie raus­las­sen wol­len, dann sol­len sie auch den be­kämp­fen, den sie be­kämp­fen wol­len. Ich glau­be, das ist ein gro­ßes Pro­blem un­se­rer Gene­ra­ti­on. Wenn mal Ener­gie da ist und ge­kämpft wird, dann an den fal­schen Orten und ge­gen die fal­schen Per­so­nen. Es wird nie den gro­ßen Fein­den ge­scha­det, de­nen man scha­den will.

MZEE​.com: Kom­men wir zu ei­nem ganz an­de­ren The­ma: Du warst kürz­lich in der Sen­dung "Sing mei­nen Song – Das Tausch­kon­zert" von VOX im Fern­se­hen zu se­hen. Dort wer­den gro­ße Songs ei­nes Künst­lers von sechs an­de­ren Künst­lern neu in­ter­pre­tiert und vor­ge­tra­gen. Wie kam es zu die­sem Pro­jekt, des­sen Gast­ge­ber Xavier Naidoo ist?

Samy Delu­xe: Die ha­ben im ver­gan­ge­nen Jahr an­ge­fragt, als wir ge­rade in Ber­lin das Foto­shoo­ting für das Cover vom ASD-​Album hat­ten. Da kam die Anfra­ge von Xaviers Manage­ment … Da hab' ich erst­mal pau­schal ab­ge­sagt. Ich kann­te die Sen­dung auch nicht. Ein paar Wochen spä­ter hat Xavier mich dann an­ge­ru­fen, um mich zu über­re­den. Dann hab' ich mir die Sen­dung mal an­ge­guckt und ge­merkt, dass das für Deutsch­land ei­gent­lich ein sehr gu­tes For­mat ist. Man kann als Musi­ker live per­for­men und re­la­tiv un­ge­cut­tet und un­zen­siert re­den. Man kann über sei­ne Kar­rie­re und mit an­de­ren Musi­kern ein­fach über Musik la­bern, was ich auch so in mei­nem All­tag ma­che. Dann hab' ich trotz­dem noch mal ab­ge­sagt, weil ich auf die Beset­zung der ers­ten bei­den Staf­feln kei­ne Lust hat­te. Das war doch zu krass für mich, ir­gend­ei­nen Schla­ger­song zu sin­gen. Danach hat sich her­aus­kris­tal­li­siert, wer in der neu­en Run­de da­bei sein wird. Nena hat dann ir­gend­wann zu mir ge­sagt, dass sie nur mit­macht, wenn ich auch mit­ma­che – wir ha­ben ja zu­letzt viel zu­sam­men ge­macht. Dann haben wir mit den Pro­du­zen­ten der Sen­dung ei­ni­ges für uns aus­ge­han­delt, was die künst­le­ri­sche Frei­heit und so wei­ter an­geht. Als ich dann wuss­te, dass die Sen­dung ei­gent­lich ein­fach eine Platt­form für mich ist, auf der ich vor ein paar Mil­lio­nen Leu­ten ma­chen kann, was ich eh je­den Tag ma­che, war ich dann da­bei. Vor­her war ich von mei­nen Erfah­run­gen mit Pri­vat­fern­seh­sen­dern et­was trau­ma­ti­siert, weil die Sen­dun­gen dort im­mer sehr dik­tiert sind. Bei "Sing mei­nen Song" pas­siert nur das, was die Künst­ler da mit­ein­an­der machen.

MZEE​.com: Was hat dich wäh­rend der Auf­zeich­nun­gen be­son­ders fasziniert?

Samy Delu­xe: Es gab vie­le sehr gei­le Momen­te. Das hät­te ich bei den Mei­len­stei­nen vor­hin fast auch nen­nen kön­nen … Also, klar: Das war jetzt nicht der HipHop-​Moment für mich. Aber an dem Punkt, an dem ich ge­rade in mei­nem Leben ste­he, war es schon eine sehr be­rei­chernde Erfah­rung für mich. Jetzt konn­te ich mei­ne gan­zen mu­si­ka­li­schen Aus­flü­ge und das stän­dige Bedürf­nis, et­was Neu­es zu ma­chen, mal anwenden.

MZEE​.com: Zum Abschluss wür­de ich mich über ei­nen Newcomer-​Tipp von dir freu­en. Du wid­mest dich mitt­ler­weile ja auch vie­len jun­gen Künst­lern, vor al­lem mit dei­nem Label "Kunst­Werk­Stadt". Ben­gio und App­le­tree ka­men zu­letzt et­was ins Ram­pen­licht. Wel­chen New­co­mer hast du noch in der Hinterhand?

Samy Delu­xe: Genau, Ben­gio und App­le­tree sind erst­mal die bei­den KunstWerkStadt-​Artists. Dazu gibt es noch ei­nen Homie von mir, MC Sadri, der ein­fach ein gu­ter Freund ist und eh mit uns ab­hängt. Der hat auch schon so Un­der­ground­-​mä­ßig ein paar Alben ge­macht, aber bis­her im­mer un­ab­hän­gig von un­se­rem Ding. Er hat jetzt mal ein paar Beats von mir ge­pickt und schließ­lich hab' ich sein gan­zes Album pro­du­ziert, das kommt noch in die­sem Jahr. Even­tu­ell kommt es auch über Kunst­Werk­Stadt her­aus. Es ist mir mu­si­ka­lisch zu gut, um es ir­gend­ei­nem Scheiß-​Label zu ge­ben. Außer­dem ha­ben wir noch eine KunstWerkStadt-​Compilation ge­plant, weil wir noch so vie­le Kollabo-​Songs mit mir und ir­gend­wel­chen Leu­ten rum­lie­gen ha­ben. Da ist viel kras­ser Kram da­bei, der ein­fach her­um­liegt. Ansons­ten ha­ben App­le­tree und Ben­gio erst mal eine EP am Start – die ar­bei­ten jetzt an ih­ren Alben.

(Alex­an­der Hollenhorst)
(Fotos von Pas­cal Kerou­che und Universal)