Im Abendland redet man viel vom Untergang, doch Fett schwimmt oben.
Ein Beat, gerne mit gelooptem Sample, zwei bis drei 16er und eine Hook – fertig ist der HipHop-Track. Diese klassischen Elemente haben sich bewährt. Doch warum das Muster nicht aufbrechen, Experimente wagen? Genau das tun Moop Mama seit ihrer Gründung im Jahr 2009. Die 10-köpfige Band unterlegt den Sprechgesang von Rapper Keno mit einem breiten Klangteppich aus neun Blasinstrumenten. Das Ergebnis: ein ganz eigener Sound.
Dieser bildet auch das Herzstück des neuen Albums "M.O.O.P.Topia". Doch nicht nur klanglich sind Moop Mama im Vergleich zu anderen Genre-Konsorten eher extravagant. Inhaltlich ist nicht selten die Gesellschaft das Thema. Diese wird dabei durch bissige Beobachtungen und Wortspielereien kommentiert. "Lösch das Internet" etwa gibt einen reißerischen Blick auf die zunehmende Verlagerung des Lebens ins Netz, "Der Herr der Lage" hingegen behandelt die Trostlosigkeit des Alltags. Das Highlight der Gesellschaftskritik bildet aber eindeutig "Meermenschen". Der Song über die Flüchtlingskrise bedient sich der eigentlich einfachen Metapher des Meeres, um die Flut der Flüchtenden zu veranschaulichen. Doch Keno schafft es, dieses Bild ausdrucksstark zu entfalten: "Und wir kommen alle aus dem Wasser irgendwie, doch was man dir auch sagt, wir saßen nie im selben Boot. Es führt kein Weg nach Rom und auch nicht nach Berlin, die anderen sterben und die einen stellen sich tot." Die bedrückende Stimmung wird von den Bläsern adäquat unterstrichen. Gemeinsam mit den Lyrics steigert sich die musikalische Untermalung bis zur alles entscheidenden Schlussfrage: "Was wäre, wenn die Meermenschen nicht mehr nur Meermenschen wären, sondern nur mehr Menschen?"
Nicht immer herrscht auf "M.O.O.P.Topia" dieser Grad an genialem lyrischen Feingefühl vor. "Typ Ische Verhältnisse" mit Blumentopf etwa ist eine eher harmlose und deshalb beinahe beliebige Betrachtung verschiedener Arten von Beziehungen. Doch stets können die imposante Instrumentierung und der dynamische Stimmeinsatz von Keno überzeugen. Viel Gute Laune und Live-Tauglichkeit treffen auf intelligente Texte und Ideen. Das alles macht "M.O.O.P.Topia" zu einem frisch klingenden Sommeralbum mit einer gesunden Brise an Tiefgang.
(Florian Peking)
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