Wir HipHopper sind eine seltsame Spezies.
Während das Internet-Phänomen Money Boy – Entschuldigung, ich meine natürlich YSL Know Plug – immer absurdere Formen annimmt, bringen am anderen Ende des österreichischen Rap-Spektrums ein paar Urgesteine ein beinahe unbeachtetes Album auf den Markt. Die Veteranen um Texta rappen seit nunmehr 23 Jahren zusammen und sind immer noch nicht müde. Bei ihrem neuesten Werk "Nichts dagegen, aber" handelt es sich um ihr bislang siebtes Studioalbum. An Erfahrung mangelt es den Rappern also genauso wenig wie an Bewusstsein für die eigene österreichische Kultur. Diese soll nämlich den Mittelpunkt des Albums bilden.
"Nichts dagegen, aber" wurde per Crowdfunding von insgesamt 273 Unterstützern finanziert. Und ähnlich reduziert dürfte sich auch der Hörerkreis der Platte gestalten – zumindest, was den deutschen Raum anbelangt. Denn auch wenn der Mundart-Einsatz des Quartetts in seiner Intensität variiert, bricht er stark mit den sonstigen Hörgewohnheiten im deutschen Rap. Teilweise versteht man die "Alpenraps" der Österreicher weniger als einen Azzlackz-Track, was den Texten, die durchaus einen lyrischen Anspruch verfolgen, nicht gerade zugute kommt. Doch auch abseits der sprachlich-kulturellen Diskrepanz ist der Hookline "Auf Deutsch wär' das ein Hit" nicht unbedingt zuzustimmen. Die Soundkulisse auf "Nichts dagegen, aber" gestaltet sich reichlich traditionell. Mit Scratches und üppigem Oldschool-Flavour in den Beats werden die klassischen HipHop-Werte hochgehalten. So macht sich über die gesamte Platte ein Hörgefühl breit, das mit dem einer Blumentopf-Platte zu vergleichen wäre: nicht unbedingt schlecht, aber doch reichlich angestaubt.
Am Ende ist "Nichts dagegen, aber" wohl eher ein Liebhaber-Projekt. Alte Fans und Weggefährten von Texta bekommen hier ein Nostalgie-Gefühl konserviert und neu aufgelegt präsentiert. Wirklich mitreißen kann die Platte einen kontextuell unabhängigen Hörer allerdings weniger. Nicht zuletzt ist das Album dank seiner durchaus sympathischen Eigenart, mit der österreichischen Kultur zu spielen, aber auch ein Zeichen für eine bunte Vielfalt im deutschen Rap. Und so etwas ist doch immer schön.
(Florian Peking)
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