Du sagst, ich sei ein Niemand?
Aber niemand ist perfekt, P-E-D-A-Z.
Es war im Jahr 2005, als zwei MCs in hängenden Shirts und viel zu weiten Baggys erstmals gemeinsam auf die hiesige HipHop-Szene losgelassen wurden. Stets dabei: Ein Rucksack, prall gefüllt mit irrwitzigen Punchlines. Snaga & Pillath empfanden es als "eine Frage der Ehre", ihren teils asozialen, aber lustigen Humor mit Rap-Deutschland zu teilen. Eine Vielzahl an Rappern, vorwiegend aus dem Ruhrpott, fühlten sich seitdem dazu auserkoren, ihren puristischen Punchline-Rap in die heutige Ära zu tragen. Einer von ihnen ist Pedaz, ein echtes Essener Urgestein. Er zeigt uns auf seinem zweiten Album, "wie ein Mann" zu rappen hat.
Und genau dieser Rapstil steht in den Augen von Pedaz eben ganz im Zeichen von Big Pillath und Pretty Snaga. Gedrückte Stimme, scheppernde Hi-Hats und donnernde Bässe ziehen sich durch alle Tracks des Albums. Vom gewohnten Muster weicht nichts ab, die konstant düstere Atmosphäre führt einen durch die Platte. Für die Untermalung unterstützt ihn mit RAF Camora ein Produzent, der "Schwermetall" mit seinem musikalischen Gespür für dunkle Synthies auch seinen eigenen Stempel verpasst. Das merkt man an zahllosen Kleinigkeiten und Gimmicks, die beim Gesamtpaket für einen runden Schliff sorgen. Bestes Beispiel sind die eingespielten Sounds einer E-Gitarre in beinahe jedem Track, dienlich für die nötige Härte und ein kleines bisschen Metal-Feeling. Fehlen würde diese Härte ohne die Mithilfe des Österreichers trotzdem keinesfalls. Alles auf dem Album klingt straight und druckvoll, ohne irgendwann gehetzt zu wirken. Diesem Sound ist man spätestens nach der Hälfte dann aber doch ein wenig überdrüssig. Nicht zuletzt, weil sich am Grundrezept von Rap aus dem Ruhrpott seit "II" von Snaga & Pillath nicht mehr viel geändert hat. Was einen bei der Stange hält, ist Pedaz' großes Maß an Kreativität. Mal um die Ecke gedacht, mal plump, aber in ihrer Varietät ist die textliche Finesse des Esseners immer "bestechend wie Bushidos Tätowierer".
Mit "Schwermetall" stellt Pedaz nicht nur seinen Wortwitz unter Beweis, sondern auch das Talent, wirkliche Songs schreiben zu können. Wenn er über den bitteren Gang ins Krankenhaus und seine Tumor-Diagnose berichtet ("Kopfsache"), zeigt er äußerst eindrucksvoll, dass ihm selbst Storytelling-Elemente liegen. Leider verschwimmt das Soundbild noch zu oft, sodass man gar keine klare Linie zwischen den einzelnen Songs ziehen kann. Ein positiver Gesamteindruck bleibt am Ende aber trotzdem. Nicht zuletzt, weil Pedaz mit Sicherheit bereits wieder in der Schmiede sitzt, um seinen kommenden Projekten den letzten Schliff zu verleihen. "100% Macher" eben – und das bekanntlich nicht erst seit diesem Jahr.
(Sven Aumiller)
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